Aldebaran
…«
»Salsa! Teufel, den liebe ich! Das hab ich in Panama gelernt. In den Armen einer Kubanerin. Sie hatte einen von diesen Hintern! Eine ganze Nacht an sie gepresst wie ein Verrückter. Dafür gibts keinen Ausdruck! Die war echt scharf auf mich!«
So oder so, Nedim wäre Ousbène ohnehin überallhin gefolgt. Er wusste eh nicht, was er bis fünf Uhr anfangen sollte. Außer, sich mit einer Nutte die Stunden zu versüßen. Aber dafür hätte er mehr als tausendfünfhundert Francs gebraucht. Für etwas Rassiges, Richtung jugoslawisch oder russisch – hübsch blass und blond, wie er sie auf der Place de l’Opéra begafft hatte –, musste er fünf Riesen hinlegen. Für ein einziges Mal. Das wusste er, er hatte sich schon erkundigt.
Der Blaue Papagei war brechend voll. Mit reichlich hübschen, kleinen Hintern, die sich in den Hüften wiegten, zu Para los rumberos, von Tito Puente, dem Obermeister. »Uuahuu!«, johlte Nedim und stieß mit Ousbène an. Die erste Runde Gin Tonic. Nedim ließ die Tanzfläche nicht aus den Augen. Er hielt nach einem Mädchen Ausschau, an das er sich ranmachen konnte. Davon träumte er, sich an eine Frau zu schmiegen. Ihre Brüste, ihren Bauch und ihre Schenkel zu spüren.
»Salsa ist die beste Vorspeise zum Ficken, Alter! Vergiss das nicht. Hör auf Nedim!«
»Schon, aber pass trotzdem auf. Wir sind hier nicht in Panama. Scheint mir nicht so, als würden die Tussis nur auf dich warten.«
»Keine Sorge, Ousbène! Ich bin doch nicht blöd, ich will keinen Ärger. Ich will nur eine an mich drücken.«
In den nächsten Stunden fand er keine Gelegenheit dazu. Die meisten Mädchen waren in Begleitung, und die wenigen, die allein dort waren – Stammgäste, wie sich unschwer erraten ließ –, gaben ihm höflich einen Korb.
Ousbène amüsierte sich jedes Mal, wenn Nedim an den Tisch zurückkehrte.
»Verdammt, was für Schlampen! Wovor haben sie denn Angst? Dass ich sie auf der Stelle vergewaltige?«
»Zuzutrauen wärs dir, Mann.«
Nedim bestellte noch eine Runde Gin Tonic, die vierte. Ousbène sah auf die Uhr. »Danach hau ich ab, Alter.«
»Ich warte hier. Ich weiß zwar nicht, ob es was bringt, aber die Musik, da hattest du Recht, die ist echt geil.«
Es war kurz nach Mitternacht. Nedim fand sich beim Tanz mit einem Mädchen wieder, ohne zu wissen, wie es dazu gekommen war. Er hatte sie nicht aufgefordert. Nicht wirklich. Er hatte ganz allein angefangen zu tanzen. Vom Alkohol getrieben. Und um diese Energie freizulassen, die ihm in den Adern brannte.
Juan Louis Guerra sang Woman del Callao. Nedim tanzte mit geschlossenen Augen. Die rechte Hand dicht über dem Bauch, den linken Arm auf Kopfhöhe erhoben. Verloren in dem Jenseits, in das die Musik ihn getragen hatte. Er spürte, wie ihm der Schweiß auf den Schultern klebte, den Rücken runterlief. Dem Lächeln auf seinen Lippen nach zu urteilen, fühlte er sich wohl dort, wo er war. Glücklich.
Er schlug die Augen auf, und da war sie. Als hätte er dieses Mädchen herbeigeträumt. »Sie tanzen gut«, sagte sie.
Er öffnete seine Arme, ohne zu antworten. Ohne sie auch nur richtig anzusehen. Er drückte sie an sich. Hemmungslos. Er fühlte ihren Bauch an seinem glühen. Sie passte sich seinem Rhythmus an. Sie war leicht. Eine hervorragende Tänzerin. Nedim übte einen leichten Druck auf die Taille des Mädchens aus. Er spürte, dass sie sich ihm mit ihrem ganzen Körper hingab. Sie klebten regelrecht aneinander. Ihr Geruch war betörend. Eine Mischung aus Schweiß und Vanille. Er kämpfte nicht gegen seine Erektion. Er liebte das Gefühl. Wenn sein Glied steif wurde. Sich aufrichtete. Anschwoll. An der Unterhose und dem Stoff seiner Jeans zerrte. So hart, dass es fast wehtat.
Das Mädchen bog sich leicht, schob ihr Bein an Nedims Glied. Er öffnete die Augen. Sie lächelte. Sie ließ ihre Wange an die seine gleiten. Die Musik hörte auf. Langsam machten sie sich voneinander los.
»Wir haben uns ein Glas verdient, oder?«, fragte er.
Sie nickte. Sie musste arabisch sein, oder etwas in der Art. Genau konnte er es nicht sagen, wegen des schummrigen Lichtes auf der Tanzfläche. Aber ihr Gesicht war perfekt. Mit riesengroßen, schwarzen Augen. Eine Flut welliger, glänzender Haare fiel ihr über die Schultern. Sie hatte ihre Hand nicht aus seiner zurückgezogen.
»Bist du allein?«
»Nein.«
Sie zeigte auf eine Frau, die am anderen Ende der Theke auf einem Hocker saß. Araberin wie sie, aber älter, schien ihm. Das Mädchen
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