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Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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selten Gelegenheit haben, uns zu treffen, denn Eure Gesellschaft ist mir höchst erfreulich und willkommen.«
    Sie unterhielten sich einen Augenblick über die jüngsten Ereignisse, froh über den seltenen, gestohlenen Moment. Dann entschuldigte Adele sich widerstrebend und sagte, Isabella erwarte sie und werde bald eine andere Dame nach ihr schicken, wenn sie nicht zurückkomme.
    »Es tut mir leid, daß unsere Wege sich so selten kreuzen«, sagte Alejandro traurig.
    »Dann werden wir Gründe finden müssen, sie so zu legen, daß sie uns besser gefallen«, antwortete sie. »Ich wünsche Euch einen guten Nachmittag, Doktor, und sehe unserem nächsten Treffen mit erwartungsvoller Freude entgegen.«
    Sein Herz pochte heftig, als er sie fortgehen sah; er mußte sich zwingen, sich wieder seinen Aufgaben zu widmen. Nachdem er nachgesehen hatte, wie es Matthews und Reed ging, suchte Alejandro Sir John auf und sagte ihm: »Hier scheint alles wohlauf und ruhig; bitte, gebt diese Rollen durch die Durchreiche Master Reed. Ich muß mich unbedingt waschen und frisch machen, also verlasse ich Euch jetzt und gehe in meine Gemächter.«
    Nachdem er dem Ritter für seine fleißigen Bemühungen gedankt hatte, ging der Arzt in den Südflügel des Schlosses zurück, wo er in der Abgeschiedenheit seiner eigenen Zimmer baden konnte. Er entließ den Diener, der das heiße Bad bereitet hatte, zog sich aus und setzte sich in die Wanne mit dem dampfenden Wasser. Er schrubbte sich am ganzen Körper kräftig ab, als wolle er seinen Abscheu vor der lächerlichen Übung abwaschen, an der er soeben teilgenommen hatte.
    Die kreisförmige Wunde auf seiner Brust war noch Monate nach der Brandmarkung flammend rot; doch sie würde bald blasser werden. Wenn die Narbe auch niemals ganz verschwinden würde, eines Tages, wenn ich so lange lebe , dachte er, könnte er seinen Hemdkragen vielleicht wieder offen tragen.
    Kurz nach der Morgendämmerung am vierten Tag der Quarantäne der beiden Reiter wurde Alejandro mitten in einem Traum, in dem ihn erregte Dämonen verfolgten, von seinem Diener grob wachgerüttelt. Er zog und zerrte an seinem Arm wie ein ängstliches Kind, das nach der Aufmerksamkeit seiner Mutter verlangt.
    »Monsieur! Monsieur ! Ihr werdet am Tor verlangt! Steht auf, denn Sir John braucht Euch!«
    Benommen rieb Alejandro sich die Augen und starrte den zahnlosen alten Mann an, der ihm so nahe war, daß er seinen Atem spüren konnte. Er erhob sich rasch, kleidete sich an und folgte dem Wachmann dann durch die labyrinthischen Gänge zum Haupthof. Der schnelle Schritt des Soldaten zeigte ihm, wie wichtig die Mission war; offenbar war in der Nacht irgend etwas von großer Bedeutung vorgefallen.
    Er erwiderte den knappen Gruß des Ritters mit einer schnellen Verbeugung und fragte dann ängstlich, ob Matthews oder Reed der Grund sei, warum man ihn gerufen hatte.
    »Weder noch«, erwiderte Chandos bekümmert. »Es ist das Pferd.«
    Matthews’ Pferd tobte ohne ersichtlichen Grund in seinem Pferch herum, wild schnaubend und mit Schaum vor dem Maul; es beschrieb einen großen Kreis, bäumte sich dann abrupt auf und rannte in die andere Richtung. Hin und wieder lief es an den niedrigen Zaun und rieb seinen nassen Hals an dem rauhen Holz, bis er wund und blutig war, doch offenbar linderte das seine Qual nicht. Seine Knöchel waren sichtbar geschwollen; jede Bewegung verursachte dem armen Tier schreckliche Schmerzen.
    »Wie lange benimmt es sich schon so?«
    »Gestern abend, bevor ich schlafen ging, fiel mir auf, daß das Tier unruhig und nervös war, aber das ist bei einem Hengst nicht so ungewöhnlich, vor allem, wenn er eine rossige Stute gewittert hat. Ich habe mir nichts weiter dabei gedacht und bin zu Bett gegangen. Aber heute morgen war er noch immer so ruhelos. Ich habe so etwas noch nie gesehen, weder bei der Krankheit, bei der Pferde das Wasser scheuen, noch bei den Verdauungsstörungen, die auch die stärksten Tiere so häufig befallen. Ich begreife den seltsamen Tanz nicht, den er aufführt; ich fürchte, er benimmt sich, als hätte er die Pest. Deshalb wollte ich Euch sofort zu Rate ziehen.«
    »Das war richtig«, versicherte Alejandro ihm. »Wenn dieses Tier die Pest hat, dann fürchte ich das Schlimmste für Matthews und den Schneider.«
    Sir John schaute zur Kapelle hinüber, wandte sich dann wieder an Alejandro und sagte: »Dann habe ich ihn in den Tod geschickt; ich trage die Schuld.«
    Alejandro sah ihn voller Bedauern an und sagte,

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