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Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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geteilt hatte.
    »Doktor, ich bitte Euch, laßt mich heraus, sonst werde ich sicher auch sterben!«
    Alejandro drehte sich um und ging fort, scheinbar taub für die Schreie und Bitten des Soldaten um Gnade, obwohl sein Herz sich vor Mitleid mit dem verängstigten Mann zusammenkrampfte. Er stellte Sir John einige Fragen und eilte davon, um eine Audienz beim König zu erlangen.
    König Edward empfing Alejandro in seinem behaglichen Salon und führte ihn zu einem gut gepolsterten Stuhl. Er bemerkte den Ausdruck ernster Sorge auf Alejandros Gesicht sofort.
    »Einer guten Nachricht wegen hättet Ihr mich wohl nicht gestört, Doktor Hernandez. Welche schlimme Botschaft überbringt Ihr mir?«
    »Sire, der Schneider Reed ist heute morgen tot in der Kapelle aufgefunden worden, und obwohl Matthews bis jetzt noch nicht erkrankt ist, fürchte ich, daß er ihm bald nachfolgen wird.«
    Edward dachte einen Augenblick mit unbewegter Miene über diese Neuigkeit nach und fragte Alejandro dann: »Und wie soll man sich in dieser Situation verhalten?«
    »Euer Majestät«, antwortete Alejandro, »meine Vorschläge sind gewiß für jeden zivilisierten Menschen verabscheuungswürdig, aber wir müssen folgendermaßen vorgehen, um die Bewohner dieses Schlosses zu schützen.« Er hielt inne, atmete tief ein und umriß dann seinen Plan. Der König hörte aufmerksam zu.
    »Ihr könnt es in meinem Namen anordnen. Und Gott gebe, daß Euer Handeln wirklich gerechtfertigt ist, sonst werdet Ihr mit Sicherheit in der Hölle brennen.«
    Daran hatte Alejandro keinen Zweifel.
    Während Matthews’ Schreie anhielten, mußten die Neugierigen den Hof räumen, und die Soldaten begannen, in der Mitte der offenen Fläche Holz aufzuschichten. Wo ist nur die frühere muntere Tapferkeit des Mannes geblieben? fragte Alejandro sich, denn das unablässige Schluchzen und Flehen des Soldaten hatten nichts mehr mit dem gemein, was er einst gewesen war.
    Sir John befahl den übrigen Soldaten, rings um den Holzstoß herum, der nun noch mit dünnen Zweigen und trockenen Blättern bedeckt worden war, Aufstellung zu nehmen.
    »Haltet Pfeil und Bogen bereit!« rief er, und rasch gehorchte die Truppe.
    Dann ging er zur Tür der Kapelle. Er entfernte den Balken, mit dem sie versperrt war, und trat zurück, so daß Matthews ihn sehen und hören konnte. Der verängstigte Gefangene ließ ihn nicht aus den Augen.
    »Matthews! Denkt daran, wer Ihr seid, und an den König, dem Ihr dient«, sagte er. Als daraufhin Matthews’ Jammern und Flehen endlich verstummten, befahl Sir John: »Schleppt den Leichnam des Schneiders hinaus und legt ihn auf den Holzstoß.«
    Matthews schaute zwischen dem Arzt und Sir John hin und her und suchte nach einem Anzeichen von Mitleid auf ihren versteinerten Gesichtern. Alejandro konnte dem Mann nicht in die Augen sehen, sonst wäre er in seiner Entschlossenheit wankend geworden. Also starrte er blicklos zu Boden, während Matthews den Leichnam Reeds vom Stuhl stieß und an den Fußknöcheln packte.
    Unter beträchtlichen Anstrengungen, denn Reed war ein stattlicher Mann gewesen, schleppte Matthews den schlaffen, teilnahmslosen Körper über den steinernen Boden, bis er die Tür erreichte. Dann ließ er die Knöchel los und stieß die Tür auf. Dutzende von Pfeilen seiner Kameraden, mit denen er viele wilde Schlachten geschlagen hatte, waren auf ihn gerichtet. Keiner der Männer reagierte auf seine flehenden Blicke.
    Er schleppte Reeds schweren Körper über den Hof. Dann stemmte er ihn mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, auf den Holzstoß. Danach richtete er sich wieder auf und sah seine Kameraden an.
    Sir John rief: »Fertig!« Die Soldaten spannten alle gleichzeitig die Sehnen ihrer Bögen. Matthews stand regungslos da.
    »Zielen!« befahl der Ritter, und die Bogenschützen gehorchten. Matthews hielt sich die Augen zu.
    »Feuer!« schrie Sir John endlich, und Dutzende von Pfeilen surrten durch die Luft; fast alle trafen Matthews.
    Nachdem Matthews gefallen war, nahm Sir John dem nächststehenden Mann den Bogen ab und zog einen seiner eigenen Pfeile aus dem Kö- cher. Er umwickelte die Spitze mit einem Stück in Paraffin getauchtem Tuch und hielt eine Fackel daran. Dann zielte er sorgfältig und schoß den brennenden Pfeil mitten in den trockenen Holzstoß. Die Blätter und Zweige fingen sofort Feuer, und lodernde Flammen schossen empor und begannen, die Leichen der beiden Männer zu verzehren.
    Sir John sah sich im Kreis der Bogenschützen um

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