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Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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übernahm, umarmte er sie und wünschte ihr alles Gute. Nachdem er aufgebrochen war, kam ein anderer Marginaler und führte die Frau, die jetzt Fieber und Schüttelfrost hatte, zu einem Ort, wo sie in Sicherheit sein würde. Sie lehnte sich an ihn, und zusammen gingen sie fort.
    Der neue Marginale schob den Karren weiter; bald erreichte er ein altes Eisengitter und dahinter das kahle Feld, auf dem Caroline und Janie in der Dunkelheit gefroren und sich vor den Zeugen gefürchtet hatten, die sie spürten, aber nicht sehen konnten, den gleichen Marginalen, die ihm jetzt zu Hilfe kamen. Der Mann bewegte sich mit großer Energie und Entschlossenheit vorwärts, froh, daß die Aufgabe bald vollbracht sein würde und daß er dabei eine so wichtige Rolle gespielt hatte. Jedem, der ihn gesehen hätte, wäre er wohl viel zu mager erschienen, um die Kraft für diese Aufgabe zu besitzen, aber er fühlte sich auf unerklärliche Weise beglückt und angeregt, und seine Leistung war bewundernswert.
    Er beugte sich über seine Fracht und sagte: »Ich denke, da ist noch ein bißchen Feuer in mir. Und was machen wir jetzt mit Ihnen?«
    Er öffnete das Eisentor und schob den Karren hindurch und auf das Feld. »Jetzt wird es etwas holprig«, entschuldigte er sich. »Da war vielleicht das Kopfsteinpflaster noch angenehmer für Sie.«
    Aber Caroline war in einem Fiebertraum versunken. Sie lag in einem Holzkarren, der von einem Gespann müder Pferde über ein schlammiges Feld gezogen wurde, und sie spürte die Schlammspritzer, die ihre aus dem Karren hängende Hand trafen. In dieser Hand befand sich irgendein nicht identifizierter, kostbarer Gegenstand; sie hielt ihn mit aller Kraft fest, die sie noch besaß.
    Als der Traum sich dem Ende näherte, hob der Marginale sie aus dem Karren und legte sie sanft auf eine trockene Erhebung auf dem Boden. Er lehnte sie leicht gegen einen Felsblock und hoffte, daß diese Stütze sie davor bewahren würde, in der Flüssigkeit zu ertrinken, die ihre Lungen fast schon füllte. Er deckte sie wieder mit Zeitungen zu und legte dann den kleinen braunen Stoffbeutel der Frau neben sie.
    Nachdem er seine Aufgabe erfüllt hatte, drehte er den Karren um. Ohne Caroline war er viel leichter zu schieben, und er bewegte sich schnell auf den Rand des Feldes zu. Er fragte sich, wie lange es dauern würde, bis er den gleichen Schüttelfrost bekommen würde, den seine alte Freundin jetzt hatte; er fragte sich auch, ob bald noch andere seinen Schmerz teilen würden. Er blieb einen Moment stehen und sah sich nach Caroline um; er fragte sich, ob ihre Rettung den Preis wert war, den er und seine Gemeinde dafür bezahlten.
    »Ich werde es vermutlich nie wissen«, sprach er in die leere Nacht. Da er nun zurückgezahlt hatte, was er Sarins Mutter schuldete, schob er den Karren hinter ein Gebüsch. Nach wenigen Minuten war er in der Londoner Finsternis verschwunden und unterwegs nach Norden zum Fluß und zum Trost der Brücke.

21
     
    Nach Windsor zurückgekehrt, ordnete und packte Alejandro rasch die wenigen Habseligkeiten, die er bei seiner ersten Ankunft mitgebracht hatte. Alles, was er zu seinem neuen Heim mitnehmen würde, war leicht auf dem zweiten Pferd zu transportieren, das er an den Sattel seines Reittiers gebunden hatte; er hätte noch mehr mitnehmen können.
    Die Stunde der Abreise nahte, und er war bereit. Nun machte er sich an die traurige Aufgabe, sich von den Menschen zu verabschieden, mit denen er in den schweren Monaten der Abgeschiedenheit so eng zusammengelebt hatte. Er suchte die Diener auf und gab jedem eine Goldmünze, denn auf seiner ganzen Reise hatte er nicht ein Hundertstel von dem ausgegeben, was sein Vater ihm zu Beginn der Reise gegeben hatte.
    Nachdem er das erledigt hatte, ging Alejandro langsam zu Isabellas Gemächern im Südwestteil des Schlosses; er schob absichtlich den unvermeidlichen, traurigen Moment der Trennung von Adele auf, bis sie sich in Canterbury wieder treffen würden. Isabella persönlich war die erste, die ihn begrüßte. Er machte eine makellose Verbeugung, da er dieses höfische Ritual nun endlich beherrschte. Die Prinzessin grinste und klatschte leicht in die Hände.
    »Monsieur, Eure Fortschritte sind lobenswert! Wir bewundern, wie gut Ihr Euch unsere Sitten zu eigen gemacht habt; nicht alle exotischen Fremden lernen so gut wie Ihr! Und jetzt werdet Ihr Windsor verlassen. Es ist ein Jammer, daß Ihr Eure Fähigkeiten nicht hier nutzen könnt.«
    Exotisch? dachte er. Würden

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