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Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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größeren Ziels sein würde.
    Er seufzte laut, streckte die Hand aus und tätschelte tröstend Carolines Bein. Wenn ich es nur noch erleben könnte ... Würde sie noch jung sein, wenn es geschah, und vielleicht ein wichtiges Kind gebären? Oder würde sie eine alte Frau sein, alt wie er selbst, bevor ihr die Rolle deutlich wurde, die sie vielleicht zu spielen hatte?
    Würde diese Frau, falls es ihm gelang, sie zu heilen, vielleicht selbst eine Heilerin werden? Er hatte immer gewußt, was von ihm erwartet werden würde, aber erst als er das Objekt seiner gut eingeübten Pflege vor sich hatte, begann er sich zu fragen, warum es so wichtig war, daß er Erfolg hatte. »Nun ja«, sagte er leise zu dem Hund an seiner Seite, »vermutlich hätte ich es ohnehin nicht begriffen.«
    Der Raum war vom blassen Schein von Kerzen erhellt, denn seine Mutter hatte gesagt, zuviel Licht wäre schmerzhaft für ihre Augen, wenn sie sie wieder öffnete, und er sorgte sich, ihre Reaktion darauf könne ihn von seinen Aufgaben ablenken. Wenn er am Morgen noch bei ihr wachte, würde er die Läden schließen, um sie vor den harten Sonnenstrahlen zu schützen.
    Im Dämmerlicht sah er, daß sie sich bewegte und trat sofort an ihr Bett. Er legte die Hand auf ihre Stirn; die Haut war zwar noch immer feucht, fühlte sich aber kühler an. Er war froh und dankbar, daß etwas, was er getan hatte, vielleicht die Kräuterwaschung, etwas zu ihrem Wohlbefinden beigetragen hatte.
    »Ich wünschte, sie würden kommen«, sagte er zu dem Hund. Er schaute auf seine Taschenuhr und seufzte. »Es ist Zeit anzufangen.« Der Hund jaulte als Antwort leise, und Sarin atmete tief ein. »Dann werde ich ohne die anderen weitermachen müssen.« Er hoffte, er werde es gut machen.

23
     
    Alejandro war verwirrt über die zweideutige Antwort des Königs auf sein dringendes Schreiben.
    Wir sind wieder in Eurer Schuld, Doktor, für den Fleiß, mit dem Ihr Euch Eurer Kunst widmet. Bitte, setzt Euer gutes Werk fort und berichtet mir von Euren Entdeckungen. Auch ich werde mich nach Botschaften über die Pest aus meinem ganzen Reich umhören, und zusammen werden wir bald wissen , ob dieser angebliche neue Ausbruch der Krankheit der Wahrheit entspricht. Ich werde über Eure Bitte nachdenken und Euch meine Antwort in Canterbury geben.
    Die Antwort sagte gar nichts! Wie ist es möglich, daß sogar gebildete Menschen so viele Worte gebrauchen und so wenig damit ausdrücken können? wunderte sich der Arzt. Der König hatte offenbar nicht vor, den Gerüchten energisch nachzugehen, und er schien auch nicht an Alejandros Bericht über ein mögliches Heilmittel interessiert. Er ist zu sehr mit seinem Königtum beschäftigt und sieht nicht, daß es bald keine Untertanen mehr geben wird , die seiner königlichen Dienste bedürfen . Ich teile seine beiläufige Gleichgültigkeit allerdings nicht.
    Er ritt zu der verbrannten Hütte zurück und ging unter den geschwärzten Trümmern umher; in der Mitte dessen, was einmal ihr Zuhause gewesen war, fand er die verkohlten, skelettartigen Überreste der Frau und ihrer beiden Töchter, und einen Augenblick lang dachte er daran, sie neben den bereits auf dem Hof angelegten Gräbern zu bestatten. Doch er wagte nicht, die Leichen zu berühren, weil er Angst hatte, sich anzustecken.
    Das kann nicht das Ende sein. Es muß in der Nähe noch andere geben. Etwas entgeht mir.
    Er dachte daran, die Exhumierung ohne offizielle Genehmigung vorzunehmen, doch die Erinnerung an seine Erfahrung in Aragon hielt ihn davon ab. Den Rest des Tages verbrachte er mit Erkundigungen unter den Einheimischen, und er empfand immer stärkere Frustration über die Diskrepanz zwischen dem, was nach seinen logischen Überlegungen sein sollte und dem, was die Realität bot. Als die Schatten allmählich länger wurden, machte er sich auf den Weg in die sichere Obhut seines Hauses, da er sich nicht auf eine auswärtige Übernachtung vorbereitet hatte.
    Hunger und Durst nagten an ihm, als er an einem kleinen Kloster vorbeikam, und da es bei einigen christlichen Orden Brauch war, erschöpften
    Reisenden Gastfreundschaft zu gewähren, läutete er die Glocke und hoffte auf eine Erfrischung, ehe er seinen Weg fortsetzte. Als niemand antwortete, läutete er erneut, doch wieder erfolgte keine Reaktion.
    Als er seine wachsende Neugier nicht mehr höflich bezähmen konnte, versuchte er die Tür zu öffnen und fand sie unverschlossen. Er wollte schon uneingeladen eintreten, doch da traf der

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