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Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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nicht hierlassen.«
    Nachdem sie sich noch einmal umgeschaut hatte, rollten sie den Karren aus dem Zimmer und nahmen den Aufzug nach unten.
    In der Halle trennten sie sich; Bruce nahm den Karren mit der Leiche und ging zum Auto, das da geparkt war, wo sie es zurückgelassen hatten, auf der anderen Seite der Straße. Janie blieb zurück und klingelte nach dem Nachtportier. Als er aus seinem Büro kam, wirkte er zerzaust und gereizt wie jemand, den man aus tiefem Schlaf geweckt hat. Trotzdem war er höflich zu ihr. »Ja, bitte, Ma’am?« sagte er.
    »Tut mir leid, daß ich Sie geweckt habe«, entschuldigte sie sich nervös.
    »Das ist schon in Ordnung, Ma’am«, sagte er. Er sah sie mit halb geschlossenen Augen an, und Janie fragte sich, ob es nicht ein Fehler gewesen war, ihn herauszuläuten.
    Sie brachte etwas zustande, von dem sie hoffte, es sähe wie ein überzeugendes Lächeln aus. »Ich muß in den nächsten paar Tagen einige Feldexkursionen machen«, sagte sie. Als Erklärung für die frühe Stunde fügte sie hinzu: »Ich will heute früh anfangen. Ich behalte das Zimmer und habe ein paar wichtige Forschungsunterlagen darin zurückgelassen. Sie liegen überall herum, deswegen wäre es mir lieb, wenn das Zimmer nicht gereinigt würde, solange ich weg bin. Ich weiß, daß Miss Porter nebenan dieselbe Bitte geäußert hat und daß das Personal sehr zuvorkommend war.«
    »Natürlich, Ma’am, ich werde es den Zimmermädchen sagen. Welche Zimmernummer war es doch bitte?«
    »Sechshundertzehn«, sagte sie. Während er sich die Zimmernummer notierte, schaute sie über die Schulter und sah, wie Bruce den Kofferraum seines Wagens schloß. Der Gepäckkarren war leer.
    »Gut, dann haben Sie vielen Dank«, sagte sie und wandte sich zum Gehen.
    »Einen Moment noch, Ma’am. Sechshundertzehn, sagten Sie?«
    Sie drehte sich um, und Angst krampfte ihren Magen zusammen. »Ja, richtig.«
    »Da ist eine Nachricht für Sie. Ein Herr hat angerufen. Er wollte offenbar nicht den Anrufbeantworter benutzen.«
    Das dürfte Sandhaus gewesen sein, dieser notorische Sonderling, dachte sie, und ihre Angst wich Ärger. Ihr Timing ist perfekt wie immer, John ...
    Der Nachtportier hielt ihr den Zettel hin und sagte: »Ich habe den Anruf selbst entgegengenommen. Wenn ich das sagen darf, Ma’am, der Herr schien ein bißchen aufgeregt.«
    Sie nahm den Zettel, faltete ihn auseinander und unterdrückte einen Aufschrei, als sie ihn las:
    Robert Sarin, sehr wichtig, bitte sofort kommen.
    Mit steifen Bewegungen, denn er hatte sich fast das Kreuz gebrochen, als er Caroline auf das Bett gehoben hatte, zog Sarin ihr all die nassen Lumpen aus und warf sie ins Feuer. Er sah zu, bis sie Feuer fingen und die Flammen protestierend aufloderten, als sei eine böse Kraft in Brand gesetzt worden und kämpfe darum, ihre Macht zu behalten. Er wusch Carolines ganzen Körper mit einem in duftendes Kräuterwasser getauchten Lappen ab, wobei er jeweils den Teil, an dem er nicht arbeitete, züchtig mit einer leichten Decke bedeckte. Es beschämte ihn, gewisse Körperteile von ihr zu sehen; er hatte niemals eine völlig nackte Frau erblickt, nicht einmal seine Mutter, und er war jetzt zu alt, um von dem Anblick erregt zu werden, wie es vielleicht früher der Fall gewesen wäre. Als er die Schmutzschichten nach und nach entfernt hatte, konnte er ihre Haut sehen. So schrecklich weiß, zumindest da, wo sie keine dunklen Flecken hat, dachte er bei sich und fragte sich, wie es möglich war, so krank zu sein und trotzdem noch zu atmen.
    Aus einer alten Holzkommode nahm er ein zartes weißes Nachthemd aus so dünnem Stoff, daß es fast durchsichtig wirkte. Er hob mit einer Hand Carolines Kopf und zog mit der anderen das Nachthemd darüber. Er mußte sich anstrengen, ihre schlaffen Glieder zu bewegen, um ihr das Hemd anzuziehen. Als er zufrieden war und es ihr so bequem wie möglich gemacht hatte, breitete er frische Laken über ihre schmale Gestalt. Dann faltete er ihr die Hände auf dem Bauch und legte einen Strauß getrockneter Kräuter hinein.
    Er trat zurück und betrachtete sie nachdenklich. »Ich hoffe, Sie bekommen Ihre Schönheit zurück«, sagte er, darauf vertrauend, daß sie ihn nicht hören konnte. Dann wurde ihm klar, was er gerade gesagt hatte, und er betete still: Lieber Gott, ich wäre glücklich, wenn sie nur gesund würde. Das wäre mehr als genug. Er nahm an, daß ihr Überleben, falls es denn gewährt würde, kein isoliertes Geschehen, sondern Teil eines

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