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Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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sei, den zu verhaften Isabella ihn geschickt habe.
    Die Nurse weinte in ihre Hände, schluchzte untröstlich und versuchte, ihre Antwort an die Soldaten möglichst lange hinauszuzögern, um Alejandro und dem Kind einen größeren Vorsprung zu geben. Endlich schüttelte der Anführer der Soldaten sie grob an der Schulter.
    »Beruhigt Euch, Frau«, sagte er ungeduldig, »denn mit jedem Augenblick Verzögerung vergrößert er seinen Abstand zu uns.«
    Wahrhaftig , dachte die Nurse bei sich. Sie schluchzte weiter, nahm eine Hand von ihrem Gesicht und wies, noch immer jammernd und klagend, in Richtung Tür. Der Soldat, erzürnt über die gespielte Unfähigkeit der Nurse, ihm mehr zu sagen, hatte keine Zeit, auf das Ende ihres Gejammers zu warten. Also befahl er den anderen, ihm zu folgen, und mit klirrenden Rüstungen eilten er und seine Männer aus der Tür.
    Alejandro schlug das Pferd mit der Lederpeitsche und hoffte, binnen kurzer Zeit so weit wie möglich fortzukommen. Das wertvolle Tier reagierte, indem es dahinflog wie der Wind, obwohl es zwei Reiter trug. Nach einer Stunde war dem Arzt klar, daß sie rasten mußten, sonst würde das Tier ruiniert; im Gegensatz zu seinem letzten Ritt auf dem Tier hatte er keine Hoffnung, ein anderes zu finden, falls dieses nutzlos wurde. Sie konnten nicht auf sein Gut zurückkehren, das zweifellos verloren war, denn bestimmt würden die Männer des Königs ihn dort suchen, und zwar bald. Er wußte, sie mußten mit dem fliehen, was sie bei sich trugen, und sie mußten sich von den Straßen fernhalten.
    Sie fanden einen dichten Wald mit einem kleinen Bach und saßen dort ab; Alejandro rieb das schweißnasse Pferd ab, so gut er konnte, und führte es ans Wasser, wo das erschöpfte Tier gierig trank. Dann breitete er eine dünne Decke auf die weichen Tannennadeln des Waldbodens, und die beiden Reisenden legten sich nieder und versuchten zu schlafen. Doch die bestürzenden Geschehnisse des Tages holten sie nun endlich ein, und keiner von ihnen tat ein Auge zu. Als es Tag wurde, waren sie noch immer wach und von vernichtender Trauer erfüllt.
    Sir John Chandos konnte sich kaum beherrschen, als er die Befehle hörte. König Edwards dröhnende Stimme machte den vor ihm versammelten Männern, die samt und sonders ihr Leben dem Mann verdankten, den sie nun jagen sollten, die haßerfüllte Mission klar. Sir Johns schimpfliche Pflicht sollte darin bestehen, eine Truppe anzuführen, die dem flüchtigen Arzt nachsetzte, von dem man nun wußte, daß er ein Jude war, und der nach einem Angriff auf Prinzessin Isabella das kleine Mädchen entführt hatte.
    Kalt erwiderte Sir John den Blick des Königs und dachte bedrückt, daß die Seele des Mannes, den er da vor sich hatte, soeben eine weitere Sünde, die Buße verlangte, auf sich geladen hatte. Die Sünde, falsches Zeugnis abzulegen. Wenn ich Euch nicht wegen Eurer Tapferkeit schätzen würde, König Edward, und Euren galanten Sohn ebenfalls, dann würde ich jetzt selbst Zeugnis gegen Euch ablegen, um diese Travestie zu verhindern ! Ihr sprecht von der Vergewaltigung Lady Adeles, aber ich weiß, daß das nicht stimmt! Dieser Arzt war kein Vergewaltiger. So eine Litanei von Lügen, dachte der Krieger; wird dieser König das Fegefeuer je wieder verlassen?
    »Auf ein Wort, bitte, Majestät«, sagte er, als der König mit seiner Ansprache fertig war.
    »Dann sprecht, Soldat, denn Ihr müßt schnellstens aufbrechen.«
    »Ich bitte um Eure Nachsicht, Sire. Ihr wißt, daß ich Euer loyaler Diener bin, daß ich Euch in Crecy gut gedient und dem Prinzen meine besten Fähigkeiten beigebracht habe ...«
    »Kommt zur Sache, Chandos«, sagte der König ungeduldig, »denn ich will unbedingt, daß dieser Mann gefangen wird.«
    »Mein König, ich möchte nur sagen, Jude oder nicht, dieser Arzt hat gezeigt, daß er ein guter Mensch ist; bis heute hat keiner von uns gearg- wöhnt, er könnte etwas anderes sein als der Abgesandte des Papstes, und gewiß nicht etwas so Übles wie ein Jude! Er hat keine der üblichen, verachtenswerten orientalischen Eigenschaften, und er hat trotz ständigen Widerstands seine Pflichten tapfer erfüllt. Ich glaube, daß wir nur wegen seiner guten Dienste und seiner Beständigkeit noch am Leben sind.«
    »Und was verlangt Ihr, daß ich tun soll, Ritter? Seine Täuschung ist nichts anderes als Verrat, und Ihr kennt die Strafe für Verrat. Von Rechts wegen sollte ich den Mann häuten und vierteilen lassen.« Er kniff die Augen zusammen und

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