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Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus

Titel: Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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sie die Schale in das Spülbecken. Sie holte sich eine andere und stellte sie auf die Arbeitsplatte. Als sie den Deckel abnahm, hörte sie, wie leise an die Tür geklopft wurde.
    Evan Dunbar stand mit einem Tablett in den Händen auf der Schwelle.
    »Ich hoffe, ich störe nicht«, sagte er. »Ich dachte, du möchtest vielleicht etwas zu Mittag essen.«

    Kristina wischte sich die Tränen von den Wangen. »Ich habe keinen großen Hunger. Aber du störst nicht. Komm nur rein, wenn du magst.«
    »Gern«, sagte er.
    Er trug das Tablett herein und stellte es ab. »Wenn du es nicht essen willst, kann ja vielleicht ich …«
    »Ja, bitte, bedien dich. Ich - ich habe einfach keinen Hunger.«
    Evan setzte sich auf einen der Stühle und fing an, das Brot und die Suppe, die er für Kristina mitgebracht hatte, zu essen. »Die Suppe schmeckt ausgezeichnet«, sagte er. »Bist du sicher, dass du nichts willst?«
    »Später vielleicht.«
    »Was machst du gerade?«
    Sie wischte sich frustriert die Hände an ihrer Schürze ab. »Ich versuche, Steroide herzustellen. Sie hemmen Entzündungen.«
    »Mein Freund Jeff musste sie eine Zeit lang nehmen«, sagte Evan, »nachdem Will Durand ihn verletzt hatte.« Als könne sie das trösten, fügte er hinzu: »Er sagte, sie wären widerlich.«
    »Aber sie hätten vielleicht das Bein meines Vaters gerettet.«
    »Glaubst du wirklich?«
    Kristina drehte sich weg und sagte nichts.
    Evan wartete einen Moment, bevor er mit leiser Stimme sagte: »Eigentlich war ich gemeint, weißt du. Durand dachte, er hätte mich erwischt. Jeff und ich sahen uns ähnlich, und wir hingen ständig zusammen.«
    Kristina dachte eine Weile nach, so, als versuchte sie, sich an etwas zu erinnern. Dann leuchteten ihre Augen auf, da ihr wieder eingefallen war, was er ihr von Jeff erzählt hatte. »Wie schrecklich, damit leben zu müssen«, sagte sie leise.
    Evan stellte die Suppenschüssel ab. »Ich denke jeden Tag daran. An manchen Tagen öfter als an anderen. Aber er ist immer da, dieser furchtbare Gedanke: Eigentlich war ich gemeint.« Er
ließ den Kopf hängen. »Ich bin so froh, dass ich es nicht war, und gleichzeitig schäme ich mich dafür.«
    »Es war nicht deine Schuld, Evan. Also nach dem, was ich gelesen habe, war er ein richtiges Monster …«
    »Ich weiß. Aber ich habe mich furchtbar schuldig gefühlt. Eigentlich tue ich das immer noch.«
    »Das tut mir leid.«
    »Und mir tut leid, was mit deinem Vater passiert ist. Mannomann, ein Adler. Und dein Bruder hat das Ganze mit ansehen müssen. Erst das, und dann musste er allein im Dunkeln durch den Wald gehen, und dabei ist er noch so klein …«
    »Stimmt, aber ich glaube, er kriegt das gut hin. Er bekommt viel Kraft von seinem - von Janie.«
    »Meine Mutter hat mir auch sehr geholfen, nachdem Jeff gestorben war. Ich weiß nicht, was ich ohne sie getan hätte.«
    Darauf erwiderte Kristina zunächst nichts. Dann holte sie tief Luft, sah Evan an und sagte: »Janie ist nicht seine richtige Mutter.«
    »Haben sie ihn adoptiert?«
    »In gewisser Weise.« Sie sah ihm in die Augen. »Und mich auch. Auf ähnliche Weise jedenfalls«, sagte sie. »Und ich glaube, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, es dir zu sagen. Du musst mir nur eines versprechen.«
    »Was denn?«
    »Versprich mir, dass du mich trotz dem, was ich dir jetzt erzähle, noch magst.«
    »Warum sollte ich dich nicht mehr mögen, nur weil du adoptiert worden bist?«
    »Versprich es einfach.«
    »Gut, ich verspreche es«, sagte er. Er trat zu ihr und nahm eine ihrer Hände. »Ich mag dich sehr, Kristina. Da müsste schon etwas ganz Schreckliches passieren, damit ich das nicht mehr täte.«
    »Ich mag dich auch, Evan.« Sie drückte seine Hand, und dann sagte sie: »Aber vergiss nicht, dass du es mir versprochen hast.«

21
    Die Nurse war zu Isabella gerufen worden, und Kate war allein in ihrem Schlafgemach, als Benoît die äußere Tür öffnete. Ihre Gedanken kreisten unablässig um die letzten Einzelheiten ihrer Flucht, deshalb hörte sie nicht, wie er mit leisen Schritten über den Teppich in ihrem Wohngemach schlich.
    Er blieb in der Tür stehen und sah ihr zu, wie sie das weiße Gewand beiseitelegte, in dem sie die Freiheit begrüßen wollte; sein Lachen ließ sie erschrocken herumfahren.
    Seinen starren Blick auf sich gerichtet, stand sie in ihren Unterkleidern vor ihm. Die Beinkleider zum Reiten - die sicher Verdacht erregt hätten - lagen noch auf dem Bett. Hastig griff sie nach dem weißen

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