Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus
waren. Nachdem Alejandro aufgestiegen war, streckte er Kate die Hand entgegen und zog sie hinter sich in den Sattel. Sie schlang die Arme um seine Taille, er hieb dem Pferd die Fersen in die Flanken, und sie ritten in die Nacht hinein.
22
James stieß am nächsten Morgen in der Küche auf Janie.
»In ein paar Minuten gibt es Frühstück«, sagte sie. »Ich habe Haferbrei gemacht.«
»Toll. Danke.« Er hielt kurz inne. »Wie geht es dir heute?«
»Es geht«, antwortete Janie. »Aber auch nur so gerade.«
»Das wird wohl die nächste Zeit so bleiben, jedenfalls bis Tom wieder halbwegs auf dem Damm ist«, sagte er.
»Auch dann wird es nicht ganz leicht werden«, sagte sie. »Er muss lernen, sein Leben neu zu leben.«
Einen Moment lang war James still, dann sagte er: »Ich möchte, dass du weißt, wie leid mir das alles tut. Es ging so schnell, wir konnten überhaupt nichts tun.«
Sie sah ihm in die Augen. »Das weiß ich. Es war wohl eine Verkettung unglücklicher Zufälle … so etwas kann passieren.« Sie deutete auf sein Handgelenk. »Wenn der Schnitt nur ein kleines bisschen tiefer gewesen wäre, hätte es für dich auch viel schlimmer ausgehen können.«
Er hob sein Handgelenk und betrachtete es nachdenklich. »Die Beweglichkeit scheint nach wie vor vorhanden zu sein. Aber sonst … Wärst du so nett, es dir nachher mal anzusehen? Es tut heute ein bisschen weh.«
Sie legte den Kochlöffel ab, mit dem sie den Haferbrei umgerührt hatte. »Dann will ich es mir lieber gleich ansehen. Ich bin sofort zurück.«
Kurz darauf kam sie mit einer kleinen Schere und einer Flasche Alkohol wieder, den sie selbst aus Getreide destilliert hatten.
»Gib mir deinen Arm.«
Er gehorchte. Sie entfernte den Verband. Die Wunde war an der Naht entlang gerötet, im Übrigen aber sauber und dabei zu heilen. »Sieht gut aus«, sagte sie. »Es hätte hübscher werden können, aber dazu war ich zu aufgeregt, als ich dich zusammengeflickt habe.«
»Ich glaube nicht, dass dadurch meine Heiratschancen zunichtegemacht werden.«
Janie zwang sich zu einem Lächeln. »Kaum. Achtung, das kann jetzt ein bisschen brennen.« Sie wischte mit einem alkoholgetränkten Wattebausch über die Wunde an James’ Arm, um das angetrocknete Blut zu entfernen; er zuckte zusammen, als die Flüssigkeit in die Haut drang. Sie untersuchte die Wunde genau. »Gott sei Dank keine Entzündung. Ich denke, wir können die Fäden ziehen.«
»Prima. Das Jucken war kaum noch auszuhalten.«
»Das ist ein gutes Zeichen. Es bedeutet, dass die Wunde gut heilt.«
»Wann werde ich die Hand wieder benutzen können - also für mehr als nur, um einen Löffel zu halten?«
»Jederzeit. Aber wenn du etwas Anstrengendes tust, solltest du irgendeine Art von Bandage tragen, damit die Naht nicht aufplatzt. Sie ist zwar gut zusammengewachsen, aber allzu großer Belastung solltest du sie noch nicht aussetzen. Was hast du denn vor?«
»Ich wollte rauf auf das Windrad und versuchen, dort einen der Transceiver zu installieren. Das war doch Sinn und Zweck des ganzen Unternehmens. Es wäre nicht richtig, es nicht zu Ende zu bringen. Nach dem, was mit Tom passiert ist, meine ich.«
Einen Moment lang sah Janie ihn nur an. Dann sagte sie: »Du hast recht. Es wäre nicht richtig.«
James rieb sich über die Naht an seinem Handgelenk, dann streckte er ihr den Arm wieder hin. »Dann solltest du mir wohl besser eine Bandage machen.«
Janie, Evan und Alex standen am Fuß des Windrads und beobachteten mit klopfendem Herzen, wie James einen der Transceiver befestigte und in Position brachte. Er schloss ihn an die Stromversorgung des Windrads an und kletterte langsam und vorsichtig wieder hinunter, wobei er seinen verletzten Arm möglichst wenig belastete. Alex lehnte sich gegen die Beine seiner Mutter; sie spürte sein Zittern und fragte sich, ob ihm wieder einfiele, was mit seinem Vater passiert war.
Er muss in dieser Welt leben, sagte sie sich. Es werden immer wieder schreckliche Dinge passieren, wie sie auch in Alejandros erster Welt passiert sind.
Als James wieder festen Boden unter den Füßen hatte, atmeten alle hörbar auf. Evan nahm seine Werkzeugtasche und fragte: »Mission erfolgreich beendet?«
»Jawohl, Sir«, antwortete James. »Zumindest an dieser Stelle. Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass wir eine Verbindung zu dem Transceiver auf der anderen Seite des Sees herstellen können. Er war von oben ganz gut zu sehen, und ich glaube, er ist in die richtige Richtung
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