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Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus

Titel: Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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damit sie unterwegs keine Rast einlegen mussten, aber es war warm für einen Frühlingstag, und als sie zwei Stunden nach ihrem Aufbruch in die Nähe eines Flusses kamen, lief Jellybean direkt auf ihn zu.
    »Lasst uns eine Pause machen«, sagte Janie. »Ich müsste auch mal kurz im Gebüsch verschwinden.«
    James und Evan führten die Pferde zum Ufer, und Janie und Kristina verzogen sich in entgegengesetzten Richtungen ins Gebüsch.
    Janie fand einen abgeschirmten Flecken und sah sich rasch um. Als sie ihren Hosenknopf öffnete, dachte sie: Du bist so blöd, Crowe! Als würde hier irgendwo einer rumlungern, um dir beim Pinkeln zuzusehen. Sie zog ihre Unterhose herunter und hockte sich hin.
    Als sie gerade angefangen hatte zu pinkeln, knackte plötzlich ein Zweig. Das Geräusch kam von links; die Pferde und die anderen befanden sich zu ihrer Rechten. Sie erstarrte, die Hose noch um die Waden. Ihre Rückenmuskeln verkrampften sich, aber sie wagte nicht, sich zu bewegen. Nach einer Minute taten ihr die Oberschenkel so weh, dass sie doch aufstehen musste.

    Das Hochziehen des Reißverschlusses schien einen unglaublichen Lärm zu verursachen, und gerade als sie den Hosenknopf geschlossen hatte, vernahm sie ein erneutes Knacken, näher jetzt, immer noch von links. Sie drehte sich in die Richtung, ging wieder in die Hocke - Es ist schwerer, ein kleines Ziel zu treffen, hatte ihr Michael einmal gesagt - und spähte ins Gebüsch. Langsam und vorsichtig schob sie ihr Hosenbein hoch und griff mit zitternder Hand nach dem Messer.
    Sie hörte ein Fauchen und hoffte, dass die anderen es auch gehört hatten, obwohl sie möglicherweise zu weit entfernt waren. Mit dem Messer in der Hand erhob sie sich langsam, Zentimeter um Zentimeter. Jetzt dreh dich um und geh langsam los, fieh …
    Aber es war zu spät. Sie war allein, von der Herde nur aus dem lächerlichen Grund der Scham abgesondert. Der Berglöwe gab ein kehliges, fast äffisch klingendes Brüllen von sich und sprang auf sie zu, die Krallen ausgestreckt, die Zähne gefletscht. Starr vor Schreck sah sie ihn an, verblüfft über die Geschwindigkeit, mit der das Tier durch die Luft schoss. Ein Angstschrei drang über Janies Lippen, und dann übernahm ihr Instinkt. Sie streckte den Arm aus und spannte ihre Muskeln so fest wie möglich an, während die Katze die kurze Distanz zwischen ihnen zurücklegte. Ihr Messer erwischte das Raubtier an der Kehle; es gurgelte vor Schmerz, aber sein Sprung wurde kaum gebremst. Als das schwere Tier auf ihrer Brust landete, drangen seine Krallen durch ihre Jacke und das Hemd und rissen ihre Haut an der Schulter auf. Sie spürte den Schmerz, und instinktiv wusste sie, dass sie zwar verwundet war, aber wahrscheinlich nicht schlimm. Das Gewicht der Katze drückte ihren Arm nach unten, und sie verlor das Gleichgewicht; im Fallen drehte sie ihren Kopf gerade weit genug, um zu sehen, wie Evan und Kristina durch das Gebüsch auf sie zustürmten. Evan hatte etwas in der Hand, aber sie konnte nicht erkennen, was es war. Sie hörte einen scharfen, lauten Knall und spürte, wie die Raubkatze plötzlich völlig erschlaffte.

    Wie durch einen Schleier hindurch hörte sie Kristina fragen: Janie, geht es dir gut? Auch Evan, der das tote Tier mit wüsten Beschimpfungen bedachte, klang gedämpft. Aus der Ferne vernahm sie das nervöse Wiehern der Pferde und James’ Stimme, der beruhigend auf sie einsprach. Janie spürte, wie sie Luft holte, dann ausatmete, dann zitterte. Fürsorgliche Hände zogen sie nach oben.
    Wie in Trance ging sie durch den Wald, gestützt von Evan und Kristina. Drei Schritte vor Jellybean beugte sie sich plötzlich vor und erbrach sich.
    »Gut so«, sagte Kristina und strich mit der Hand über Janies Rücken. »Jetzt wird es dir gleich besser gehen.«
    Evan hielt ihr eine offene Feldflasche hin. »Hier, trink.«
    Sie nahm einen Schluck und spuckte den bitteren Geschmack der Angst, der ihre Mundhöhle füllte, wieder aus. Dann zog sie ihr Hemd zur Seite und sah sich die Wunde an, die ihr die Raubkatze zugefügt hatte. »Halb so wild«, sagte sie. Sie berührte die roten Kratzer; noch taten sie kaum weh. Das würde sich sicher ändern. Zumindest glaube ich das. Sie sah zurück in die Richtung, wo es passiert war. »Machen wir, dass wir von hier wegkommen.«
    Als sie auf Jellybean saß, zog sie noch einmal ihren Hemdausschnitt zur Seite und warf einen Blick auf ihre Schulter. Blut quoll aus den Kratzern; sie öffnete ihre Arzttasche und nahm

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