ein Fläschchen Alkohol heraus. Mit dem Hemdsaum tupfte sie das beißende Desinfektionsmittel auf die Haut und stöhnte auf, als der kalte Alkohol in die Wunden drang.
Als sie Evans und Kristinas besorgte Blicke bemerkte, sagte sie nur: »Ich werde es überleben.« Sie deutete auf das tote Tier, das hinten über Evans Sattel lag. »Aber aus dem Biest dort wird mein nächster Hut gemacht.«
»Ein Riesentier«, sagte Kristina. »Mein Gott, Janie, es hätte dich schwer verletzen können.«
»Oder Schlimmeres«, sagte Janie. Sie betrachtete die Raubkatze näher, es war ein Weibchen und hatte geschwollene Zitzen.
Irgendwo im Wald würden jetzt ein paar Berglöwenjunge hungern, aber das war der Lauf der Natur.
Ohne das Messer, dachte Janie, wäre ich jetzt Katzenfutter. » Vielleicht sollten wir sie hierlassen.«
»Ganz wie du willst«, sagte Evan. »Aber sie hat einen hübschen Pelz. Ich kann das Fell für dich abziehen.«
Sie ritten zurück zu der Straße und waren bald wieder auf dem Weg nach Orange. Allerdings legten sie jetzt ein schnelleres Tempo vor.
Während Janie an diesem Nachmittag ihre Wunde versorgte, baute Kristina ihre kleine Apotheke auf und fing an, Blutproben von allen Bewohnern von Orange zu nehmen.
Als Janie zu ihr stieß, war sie gerade fertig damit, die Fläschchen in ihrem Lederkoffer zu verstauen.
»Du wirst viel zu tun haben, wenn wir zurück sind«, sagte Janie.
Wenn du überhaupt mit mir zurückkommst, dachte Janie, als sie Kristina hinterhersah, die sich auf die Suche nach Evan machte. Erneut fragte sie sich, was Tom von alldem wohl halten mochte. Sie hatten nicht viel miteinander gesprochen, bevor sie aufgebrochen war; die Stimmung zwischen ihnen war nach dem hitzigen Streit noch getrübt gewesen, und er hatte kein Wort über Evan verloren.
»Du wirst darüber hinwegkommen«, flüsterte sie laut. »Und auch über alles andere.«
»Was?«
Sie drehte sich um und sah Lany in der Tür stehen.
»Ach, ich habe nur mit mir selbst gesprochen.«
»Du machst das auch?«
»Das ist das Alter«, sagte Janie zu der Frau, die etwas jünger war als sie selbst. »Freu dich schon mal darauf.«
»Solange ich mich überhaupt auf etwas freuen kann«, sagte Lany. Sie plauderten kurz über dies und das, dann unterbrach sie eines der Kinder von Orange.
»Da ist eine E-Mail«, sagte der kleine Junge.
»Wahrscheinlich von Alex«, sagte Janie. »Ich habe ihm gesagt, dass er mir schreiben kann, während ich hier bin.«
Aber als sie zum Computer kamen, sahen sie eine andere E-Mail-Adresse als die bekannte
[email protected].
Von:
[email protected] Janie beugte den Kopf vor und kniff die Augen zusammen, als sie den Adressaten der Nachricht las.
An:
[email protected] »Wie kommen die, wer immer sie sind, an diese Adresse?«
Evan, der gerade zusammen mit Kristina eintrat, bekam die Frage noch mit. »Sie strecken eine Art elektronische Fühler aus«, sagte er. »Damit fischen sie sozusagen im Äther nach Adressen. Wir haben eine drahtlose Verbindung, daher kriegt jeder, der unsere Signale abfangen kann, mit, was wir schreiben, wenn wir es nicht verschlüsseln.«
»Vielleicht sollten wir nichts davon lesen«, sagte Kristina. »Wenn wir sie einfach ignorieren …«
»Ich finde, wir sollten es lesen«, sagte Lany. »Erkenne deinen Feind, heißt es doch. Und wenn ihr mich fragt, ich glaube überhaupt nicht, dass es Feinde sind. Daher …«
Sie klickte mit der Maus auf die Mail und öffnete sie. Dann beugte sie sich vor und las die Nachricht Wort für Wort. Alle warteten ungeduldig darauf, zu erfahren, was darin stand, ob es, wie sie befürchteten, ein elektronisches Äquivalent der Büchse der Pandora war.
»Das ist wirklich merkwürdig«, sagte Lany schließlich. »Wir sind eingeladen zu einem Treffen von Doppeldeltas, was auch immer das sein mag.«
Sie drehte sich zu den anderen um. »Hat einer von euch eine Ahnung, was Doppeldeltas sind?«
Einen Moment lang sagte keiner etwas, dann ergriff Kristina das Wort: »Ja, ich.«
Alle sahen sie erwartungsvoll an.
»Ich glaube, dazu sollte ich mich hinsetzen.«
23
Elizabeth eilte an ihrem nutzlosen Gatten Prinz Lionel vorbei schnurstracks zu ihrem Schwiegervater und berichtete ihm, was sie gesehen hatte.
Der König entschuldigte sich mit ein paar höflichen Worten bei seinen Gästen und suchte seine Privatgemächer auf, wo er seiner Wut freien Lauf ließ. Das meiste davon bekam Sir John Chandos ab, als er vor seinem Herrn