Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus
aus und zog daran, wieder und wieder. Das Tor schwang auf, und Michael stand da. Er nahm die Zügel und zog Jellybean hinein. Kaum hatte er das Tor geschlossen, glitt Janie vom Rücken des Tieres und fiel zu Boden.
»Dann muss er mit dem Blut in Berührung gekommen sein«, sagte Bruce alarmiert. »Er musste das Bein abschneiden, um an das Kästchen zu kommen, und dabei hat das Tier bestimmt noch geblutet.«
»Der Vogel war schon tot«, sagte Lany. »Ich hatte ihm den Kopf abgeschlagen. Sein Herz hat sicher nicht mehr geschlagen.«
»Wie viel Zeit war bis dahin vergangen?«
»Ich weiß nicht genau. Vielleicht eine Viertelstunde.«
»Zu diesem Zeitpunkt floss möglicherweise immer noch Blut in die Extremitäten des Vogels. Wenn der Junge an dem Bein ziehen musste, um das Kästchen runterzubekommen, ist dabei sicher Blut herausgeflossen.« Er holte tief Luft. »Wenn der Vogel infiziert war, könnte er das jetzt also auch sein.«
»Wissen Sie zufällig, wie hoch die Infektionsrate bei den Vögeln ist?«
»Nein. Wir haben sie nicht getestet. Keiner von ihnen ist krank geworden, daher bestand keine Notwendigkeit dazu. Aber sie können Krankheiten übertragen, das wissen wir mit Bestimmtheit.«
Lany stand auf und fing an, auf und ab zu gehen. »Wir müssen
irgendwie Kontakt mit ihnen aufnehmen und sie informieren. Eine E-Mail - oder eine Brieftaube! Irgendetwas. Wir müssen es ihnen einfach sagen!«
Bruce legte ihr die Hand auf die Schulter. »Bitte«, sagte er. »Nichts überstürzen. Diese Krankheit braucht einige Zeit, um zum Ausbruch zu kommen - nach unserer Erfahrung kann es Wochen dauern. Sie verbreitet und entwickelt sich langsam; das Problem ist, wenn die ersten Symptome auftauchen, hat sie sich schon im Körper ausgebreitet.«
»Es ist vor über einem Monat passiert.«
»Das haben Sie gar nicht erzählt.«
»Sie haben auch nicht gefragt. O Gott«, stöhnte sie, »lässt sie sich denn behandeln, mit Antibiotika vielleicht?«
Er zögerte, auch wenn er nicht genau wusste, warum. »Wir haben gerade angefangen, an etwas zu arbeiten, von dem wir uns einiges versprechen, aber wir konnten es noch nicht testen. Wir haben noch ein paar Antibiotika, Streptomycin, Aureomycin und noch einige andere gebräuchliche Medikamente aus der Zeit vor SAM, aber keines hat sich als besonders wirksam erwiesen. Das Bakterium mutiert zu schnell.«
Lany ließ sich auf einen Stuhl sinken und schloss die Augen. Sie legte den Kopf in den Nacken. »Alex ist ein ganz besonderes Kind. Er darf einfach nicht krank werden.«
Bruce überlegte, was an ihm so besonders sein konnte, aber er fragte nicht.
»Was sollen wir nur tun?«, klagte Lany.
In der Stille, die sich daraufhin ausbreitete, klang das Piepsen ihres Palmtops in Bruces Hosentasche laut wie eine Kirchenglocke.
J allein heimgekommen.?????????????????????????????
»Sie ist zurück«, rief Lany erleichtert aus. »Heimgekommen, schreiben sie. Sie muss über den Berg geritten sein. Gott sei Dank. Dann ist sie wenigstens gleich für Alex da, falls er krank
werden sollte. Gott allein weiß, wie weit sie ihm helfen kann, aber wenn jemand, dann sie.«
Bruce erwiderte erst einmal nichts. Dann sagte er: »Wenn Sie wollen, können Sie antworten. Schreiben Sie Alles okay - sonst nichts. Das muss reichen.«
»Gut«, sagte Lany. »Danke.« Sie tippte die Buchstaben ein und drückte auf Antworten. Als sie sah, dass die Nachricht durchgegangen war, schloss sie den Palmtop und wollte ihn in ihre Tasche stecken.
»Nein, tut mir leid«, sagte Bruce. Er hielt ihr die Hand hin. »Ich glaube, ich sollte das Ding noch eine Zeit lang bei mir behalten.«
Widerstrebend reichte sie es ihm und fühlte sich plötzlich fast nackt. Er steckte es wieder in seine Hosentasche, dann nahm er einen Stuhl und stellte ihn ihr gegenüber hin. Er setzte sich und blickte ihr ernst ins Gesicht.
»Diese Frau, Janie«, sagte er. »Wie heißt sie mit Nachnamen?«
Lany überlegte, dass sein Interesse kaum zufällig sein konnte, dafür war es viel zu groß. »Tut mir leid, das weiß ich nicht«, log sie. »Wir reden uns nur mit Vornamen an - das reicht heutzutage eigentlich.«
»Hat sie vielleicht einmal ihren Mädchennamen erwähnt?«
»Nein.«
»Und ihr Sohn, wie heißt er noch mal?«
Sie zögerte, dann sagte sie: »Alex.«
»Wie alt ist er?«
»Sieben.«
»Dann kam er also nach dem zweiten Ausbruch zur Welt.«
»Ja.«
»Sie meinten, dass sie sich um ihn kümmern könnte«, sagte er. »Was war sie von
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