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Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus

Titel: Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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geben. Ich fürchte, sie wird sie dann erfüllt haben, wenn es der Prinzessin beliebt, dass sie sie erfüllt hat.«

    »Darf ich Euch in diesem Fall eine Botschaft für sie anvertrauen?«
    Die Nurse streckte die Hand aus. Er reichte ihr die Botschaft, die er vorsorglich verfasst hatte.
    »Ich erwarte mit großer Ungeduld ihre Antwort.«
    Die Nurse verbarg das Schriftstück in einem ihrer gebauschten Ärmel und betete zu Gott, dass sie den Mut fände, sie zu lesen.

    Zusammen mit einigen anderen Hofdamen ihrer Schwester sah Kate zu, wie die Prinzessin ihnen Gewänder in schier endloser Zahl vorführte, zu denen sie ihr Urteil hören wollte. Sie konnte ihren Widerwillen immer weniger verbergen, während Isabellas Damen zu jedem Kleid ihre Meinung äußerten, nachdem sie aus Isabellas Begeisterung oder dem Fehlen derselben hatten schließen können, was sie selbst davon hielt. Wie eine Schar Papageien plapperten die Damen nach, was Isabella zu denken schien.
    Die Farbe des einen war zu grell, die eines anderen zu hell, die eines dritten zu matt - keines von den Dutzenden von Kleidern konnte sie zufriedenstellen. Dann zog sie das letzte Kleid aus der Truhe, die einer ihrer Schneider gebracht hatte, und hielt es hoch, damit alle es sehen konnten. Es war lang und schlicht, aus glänzender Seide von der Farbe eines zwischen den Seiten eines Buches getrockneten Rosenblatts, ein weiches, blasses Rosa. Saum und Ärmel zierten Stickereien in derselben Farbe. Die prächtige Handarbeit zog Kates Blick an. Sie bewunderte die Fingerfertigkeit, die etwas so Schönes geschaffen hatte. Isabella bemerkte ihr Interesse und warf ihr das Kleid zu, nachdem sie entschieden hatte, dass es für sie selbst nicht in Betracht kam.
    »Vielleicht kannst du es als Brautkleid tragen, wenn es dir so sehr gefällt.«
    Kate hob das Kleid auf, legte es über ihren Arm und strich die Seide glatt. »Ich denke nicht an eine Vermählung«, sagte sie leise.

    »Mag sein«, erwiderte Isabella. »Aber unser Vater tut es.«
    »Dann ist nur zu hoffen, dass er bei mir genauso viel Glück hat wie bei Euch.«
    In perfektem Einklang flatterten zwanzig zierliche Hände in die Höhe und legten sich über zarte Lippen, ohne das im Chor ertönende leise Kichern über Kates bissige Bemerkung dämpfen zu können. Isabellas Augenbrauen zogen sich zusammen und bildeten zwei steile Falten.
    »Ich werde es nicht versäumen, unserem Vater zu berichten, wie sehr du sein diplomatisches Geschick bewunderst.«
    »Er ist nicht mein Vater, aber bitte, berichtet es ihm ruhig. Ich kann es kaum erwarten, seine Meinung dazu zu hören.«
    »Seine Meinung würde dir von einer Gerte auf deiner Rückseite kundgetan, wenn es nach mir ginge!«, fauchte Isabella. »So, und jetzt sei ein braves Mädchen und probier das Kleid an. Wir wollen alle sehen, ob es dir passt oder nicht.«
    Kate, das Kleid über dem Arm, rührte sich nicht von der Stelle. »Mach schon, Schwester. Ich befehle es dir.«
    Nachdem man sie zurück nach Windsor gebracht hatte, hatte sie sich zunächst geweigert, Isabellas Befehle zu befolgen. Als ihre Wächter ihr gezeigt hatten, welche Konsequenzen das nach sich zog, hatte sie ihren Widerstand schließlich aufgegeben. Als sie mit ihr fertig gewesen waren, hatte sie ihre linke Hand fast einen Monat lang nicht gebrauchen können. Und jedes Mal, wenn sie mehr als ein flüchtiges Aufbegehren gegen die Demütigungen erkennen ließ, denen man sie aussetzte, erinnerte man sie daran, wie schutzlos ihr Sohn war. Das Kleid achtlos über den Boden schleifend, trat sie unter dem Getuschel der Damen hinter den Vorhang. Als sie wenig später wieder hervorkam, um sich in dem Kleid zu zeigen, war bewunderndes Murmeln zu hören.
    »Nun«, sagte Isabella schließlich, »es scheint dir wesentlich besser zu passen als mir.« Sie erhob sich und trat näher zu Kate. »Mir ist heute überaus großherzig zumute. Du sollst es für deine Hochzeit haben.«

    »Ich sage es Euch noch einmal, Schwester, ich hege nicht die Absicht zu heiraten.«
    »Wir werden ja sehen«, erwiderte Isabella. »Nun habe ich über all den Aufregungen eine Verabredung mit dem Goldschmied versäumt. Der arme Mann ist mittlerweile gewiss einer Ohnmacht nahe.« Sie raffte ihre Röcke und rauschte davon, gefolgt von einer Schar junger Frauen, die Kates Blick alle geflissentlich mieden, als sie an ihr vorbeieilten.
    Sobald sie weg waren, trat die Nurse zu ihr. Sie vergewisserte sich rasch, dass die Damen außer Hörweite waren,

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