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Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus

Titel: Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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warum nicht? Selbst Fremde, die nur für kurze Zeit in der Stadt weilen, halten sich den Bauch, wenn sie wieder abreisen. Sie verschwinden rasch im Wald, um sich zu erleichtern, und lassen sich nie wieder blicken.«
    »Aber was ist mit denen, die hier wohnen? Sie sind doch wohl nicht ununterbrochen krank?«
    »Ah! Die bleiben verschont«, sagte der alte Mann. »Das ist in der Tat seltsam.«
    »Und Ihr?«
    »Ich bleibe auch verschont.« Ein schlaues Grinsen erschien auf seinem Gesicht. »Aber ich trinke ja auch nicht von dem Wasser, wie ich Euch schon gesagt habe. Ich trinke nur Bier.« Er hob seinen Krug und leerte ihn in einem Zug. Dann setzte er ihn ab und wischte sich mit dem Ärmel den Schaum vom Mund. »Woher kommt Ihr?«
    »Aus Montpellier«, erwiderte Alejandro.
    »Grand…«
    Der Medicus brachte den Knaben mit einem scharfen Blick zum Schweigen.
    »Und Euer Ziel?«
    »Straßburg«, erwiderte er.
    Dieses Mal versuchte Guillaume nicht, Alejandro zu berichtigen.
    »Ein langer Weg«, sagte der alte Mann.
    »In der Tat. Und mühsam.«
    »Nun, möge Euch Gottes Segen auf Eurer Reise begleiten«, sagte der alte Mann. Er machte Anstalten, sich zu erheben; vorher wiederholte er jedoch noch einmal mit schwerer Zunge
seine Warnung. »Denkt daran, trinkt nicht von dem Brunnen.« Er beugte sich näher zu Alejandro. »Es heißt, die Juden hätten ihn vergiftet.«
    Mit diesen Worten ging er davon und ließ Alejandro sprachlos und zornig zurück.
    Sie aßen rasch das Brot und den Käse und machten sich auf den Rückweg zu den Ställen. Dort war niemand außer dem schmächtigen Soldaten, der sich bereits hingelegt und fest in seine Decke gewickelt hatte, sodass man nur den von einer Kapuze verhüllten Kopf sah. Alejandro warf einen Blick auf die Stiefel, die zwischen der Lagerstatt des Soldaten und der nächsten standen, Fersen und Spitzen exakt ausgerichtet, seltsam ordentlich.
    Viel zu ordentlich - so, als hätte der Soldat zwischen sich und dem Kameraden, der neben ihm liegen würde, eine kleine Mauer errichten wollen.
    Und warum hatte dieser Soldat bisher kein Wort gesagt? Er wandte sich immer ab, wenn seine Kameraden sich unterhielten.
    Er bettete den Knaben auf das Stroh, aber Guillaume wollte nicht einschlafen, er wälzte sich unruhig hin und her, wie er es in Avignon niemals getan hatte. Schließlich sprach Alejandro ihn an.
    »Warum bist du so unruhig, Guillaume?«
    Der Knabe richtete sich auf einem Ellbogen auf. »Gehen wir wirklich an diesen Ort, den Ihr genannt habt?«
    Alejandro legte rasch einen Finger an die Lippen. »Schhh«, flüsterte er. Er sah über seine Schulter zu dem Soldaten, der bereits zu schlafen schien. Trotzdem senkte er die Stimme, sodass dieser nicht hören konnte, was er sagte.
    »Nein, mein Kind, wir gehen nach Paris.«
    Der Knabe verstand das Zeichen seines Großvaters und flüsterte ebenfalls.
    »Aber warum habt Ihr dem Mann dann etwas anderes gesagt?«

    »Weil wir sehr vorsichtig sein müssen, damit man uns nicht entdeckt.«
    »Aber warum?«
    Der Medicus antwortete nicht gleich. »Zur rechten Zeit wirst du erfahren, warum«, sagte er schließlich. »Aber im Augenblick musst du dich mit dem Versprechen zufriedengeben. Das ist eine schwere Aufgabe für einen Knaben, ich weiß. Wirst du es versuchen?«
    »Ja, Grand-père !«, kam die Antwort, aber in der Stimme des Knaben schwang Enttäuschung mit.
    »Hab Geduld, Guillaume, alles wird gut.«
    Er wünschte, er hätte es selbst glauben können.

    Die Tür zu den Frauengemächern wurde von Isabellas alter Nurse geöffnet. Ihr von einer steifen weißen Haube umrahmtes Gesicht war von unzähligen Falten zerfurcht.
    »Was willst du, Knabe?«
    »Ah, gute Nurse, bitte bedenkt Eure Worte. ›Bursche‹ ist ›Knabe‹ bei Weitem vorzuziehen. Es deutet auf das kommende Mannesalter hin. Erweist mir zumindest diese Gunst.«
    Sie musterte ihn mit skeptischem Blick von oben bis unten. »Nun gut, wie du wünschst. Was willst du, Bursche?«
    »Ich würde gern mit Lady Kate sprechen, wenn es möglich ist.«
    »Im Augenblick nicht. Sie wartet gerade der Prinzessin auf«, sagte die Nurse.
    In ihrer Stimme schwang eine gewisse Bitterkeit mit, die Geoffrey Chaucer nicht entging. Er hatte allerdings damit gerechnet, dass Kate gerade für solche Dienste in Anspruch genommen wurde. »Und wann, glaubt Ihr, könnte sie diese überaus wichtige Aufgabe erfüllt haben, wenn mir die Frage gestattet ist?«
    »Sie ist gestattet, aber ich kann dir keine Antwort darauf

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