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Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus

Titel: Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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hindurchzureiten versuchte.
    »Ich sagte Halt«, wiederholte Sir John. Er hob die Hand und gab den Bogenschützen ein Zeichen. Im nächsten Moment sah der arme Mann ein Dutzend Pfeile auf sich gerichtet, und es blieb ihm keine andere Wahl, als stehen zu bleiben.
    »Bitte, Sir«, heulte er, »ich führe nichts Unrechtes im Schilde,
und ich will Seiner Majestät auch kein Wild rauben. Ich will nur durch diesen Wald reiten.«
    »Es ist in dieser Gegend durchaus bekannt, dass Seine Majestät es vorzieht, wenn Reisende einen Weg um sein Land herum wählen und nicht mittendurch.«
    »Sehr wohl, Sir, das weiß ich, obwohl ich eigentlich nicht aus dieser Gegend stamme. Und ich bitte Euer Lordschaft um Vergebung, aber …«
    »Es ist nicht an mir, dir Vergebung zu gewähren. Das hier ist das Land des Königs, und ich bin nur sein bescheidener Diener. Und jetzt fort mit dir, bevor du die Folgen deines Vergehens zu spüren bekommst. Gewiss brauche ich dich nicht daran zu erinnern, dass der König rasch und streng Gerechtigkeit übt.«
    Der Mann warf einen Blick über die Schulter, dann wandte er sich mit verzweifelter Miene wieder Chandos zu. »Ich kann nicht zurückreiten, Sir.«
    »Sieh an«, sagte Chandos, »und warum nicht?«
    »Ich habe Angst vor der Pest!«, stieß der Mann hervor. »Es heißt, sie suchte erneut die Peaks heim.«
    »Wir haben nichts von einer Rückkehr der Pest in diesem Landstrich vernommen, obwohl wir wissen, dass sie in Europa wütet«, sagte Chandos in verächtlichem Ton. »Es ist uns nicht bekannt, dass sie la Manche überquert hat. Doch selbst wenn es so sein sollte, befinden wir uns zu weit im Norden, um deswegen besorgt zu sein.« Er beugte sich in seinem Sattel nach vorn und sah den Mann scharf an. »Es sei denn, du selbst hast sie.«
    Kate näherte sich unauffällig, um besser hören zu können, was der Mann sagte.
    »So ist es nicht, das schwöre ich, aber ich wagte nicht dort zu bleiben!«
    »Deshalb verlässt du dein Heim und begibst dich so weit in den Süden?«
    »Ich habe kein Heim, Sir. Ich bin ein Bettler.« Er breitete die Arme aus, um seine zerrissene Kleidung zu zeigen.

    Chandos beäugte skeptisch den Maulesel. »Bettler reiten nicht«, sagte er.
    »Dieser Maulesel gehörte meinem Kameraden. Als er starb, begrub ich ihn und kümmerte mich um das Tier. Ich sorgte gut für ihn, so wie es ein Christ tun soll. Es schien nur recht. Er hätte mir das Tier in jedem Falle vermacht.«
    »Wie überaus edelmütig von dir«, sagte der Ritter mit leiser Belustigung. »Und von ihm ebenfalls. Aber vielleicht trägst du jetzt auch seine Krankheit mit dir, da du seinen Maulesel reitest.«
    »O nein, Sir, nein, ich … ich bin nicht krank.« Der Mann zog seinen Kittel herunter und entblößte eine erschreckend magere Brust, aber keine Beulen. »Mein Kamerad verbrachte seine letzten Tage in der Obhut der Brüder Christi - sie nahmen ihn auf, um ihm seine letzten Stunden zu versüßen.«
    »Aber - wenn er die Pest hatte, dann werden sie alle sterben, da sie sich in seiner Nähe aufhielten!«
    Aller Augen richteten sich auf Kate, die diese Worte besorgt und ohne lange zu überlegen hervorgestoßen hatte.
    Der Mann sah sie an und sagte: »Verzeiht, Mylady, aber wenn es Gottes Wille ist, gibt es nichts, was wir dagegen tun können.«
    Einen Moment lang herrschte Schweigen; jeder von ihnen kannte die Geschichten über Mönche, die sich in ihren Klöstern eingeschlossen hatten, weil sie meinten, der Pest damit zu entgehen, während sie sich ihr im Gegenteil damit erst recht ausgeliefert hatten.
    »Das ist eine närrische Geschichte!«, sagte Chandos schließlich. »Warum sollte ich dir glauben?«
    Der Mann bekreuzigte sich und hob die Hand. »Ich gebe Euch mein Ehrenwort, Sir, das eines Christenmenschen.«
    Die feierlichen Worte entlockten Chandos ein Lachen. Gleich darauf wurde er jedoch wieder ernst. »Nun denn, so lasse ich dich wider besseres Wissen passieren. Zu Ehren der Vermählung unserer Prinzessin.« Er drehte sich zu Isabella und neigte
respektvoll den Kopf. Als Isabella die Blicke der gesamten Jagdgesellschaft auf sich ruhen sah, richtete sie sich in ihrem Sattel etwas auf. Der Bettler folgte Chandos’ Beispiel, machte eine tiefe Verbeugung und murmelte irgendwelche Glückwünsche, die keiner außer ihm hörte oder verstand.
    Wieder an den Bettler gewandt, fuhr Chandos fort: »Doch bevor du weiterreitest, komm her.«
    Sichtlich widerstrebend trieb der Mann seinen Maulesel an, bis er neben

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