Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alera 01 - Geliebter Feind

Alera 01 - Geliebter Feind

Titel: Alera 01 - Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
Vom Netzwerk:
einen Menschen so viel älter machen konnte, als er eigentlich war. Und dann war da natürlich noch die Tatsache, dass man fast nichts über seine Vergangenheit wusste. Ich konnte doch wohl kaum jemand vertrauen, der für mich im Grunde ein Unbekannter war.
    Heute hatte ich allerdings eine andere Seite von Narian gesehen. Ich hatte einen Blick in sein Inneres werfen dürfen und dort jemanden entdeckt, mit dem ich mich vielleicht anfreunden konnte. Aber so plötzlich, wie dieser Teil von ihm sich offenbart hatte, so plötzlich war er auch wieder verschwunden. Ich seufzte, während ich versuchte, diese Gedanken zu formulieren.
    »Ich weiß nicht, was ich fühlen soll, wenn er zugegenist. Ich habe ja nun schon einige Zeit mit ihm verbracht, aber er lässt mich immer noch nicht sehen, wer er tatsächlich ist. Immer ist er so ernst, so unnahbar. Heute habe ich ihn zum ersten Mal entspannt erlebt, aber auch nur einen flüchtigen Augenblick lang.«
    »Was ist denn heute passiert?«, fragte Miranna und mir wurde klar, dass ich ihr noch gar keine Einzelheiten unseres heutigen Besuchs verraten hatte.
    »Ich bin vom Pferd gefallen«, sagte ich freimütig, denn ich wusste nicht, wie ich dieses Missgeschick hätte umschreiben sollen. »Und er hat mich tatsächlich ausgelacht.«
    Aus irgendeinem Grund wollte ich Miranna nicht erzählen, dass Narian mit mir auf dem Pferd gesessen und mich in Wirklichkeit sogar heruntergerissen hatte.
    »Dabei hast du dich aber nicht verletzt, oder?«
    »Nein, nur mein Stolz. Aber in diesem Moment schien Narian so offen zu sein, wie ich ihn nie zuvor erlebt habe. Da konnte ich gar nicht anders, als etwas für ihn zu empfinden.«
    »Was denn zu empfinden?«, fragte Miranna und schien dieses eine Mal nicht an Romantik zu denken, sondern ernstlich neugierig zu sein.
    »Ich weiß nicht«, sagte ich vage, während die Wahrheit mir zu schaffen machte. »Das ist alles so verwirrend.«
    Meine Schwester schlug wieder diesen vieldeutigen Ton an: »Und findest du andere junge Männer ebenso verwirrend?«
    »Nein, da ist er der Einzige.«
    Sie lächelte wissend.
    »Was ist denn?«, fragte ich und ärgerte mich, weil ihr Lächeln wirkte, als wüsste sie mehr als ich selbst.
    »So habe ich dich noch nie über jemand redenhören.« Sie kicherte, und ich konnte ihr noch nicht einmal widersprechen. »Am besten findest du dich damit ab, Alera – du hast einen weiteren Heiratskandidaten.«
    Bevor ich darauf antworten konnte, sprang Miranna vom Bett, wünschte mir fröhlich eine gute Nacht und tänzelte hinaus. Einen Moment später hörte ich, wie sie meine Gemächer verließ und geräuschvoll die Tür zuschlug. Ich blieb mit meinen verwirrenden Gedanken allein zurück.
    Als Tadark am nächsten Morgen zum Dienst erschien, überbrachte er uns die Nachricht, der Gardehauptmann erwartete uns zum Rapport. Ich hatte ja gewusst, dass Cannan etwas über meine Besuche bei Narian würde erfahren wollen, und während wir über die Flure gingen, überlegte ich fieberhaft, welche Details ich ihm erzählen konnte. Das meiste von dem, was ich Miranna berichtet hatte, wollte ich nicht preisgeben, weil es entweder zu privat oder zu anstößig gewesen wäre.
    Früher, als mir lieb war, erreichten wir Cannans Dienstraum, und ich war immer noch unentschlossen. Bei meinem letzten Besuch in diesem Dienstraum hatte ich mich verhört gefühlt, und ich empfand alles andere als Vorfreude anbetrachts einer neuen Fragerunde. All diese Bedenken fielen jedoch von mir ab, als ich Destari neben Cannans Schreibtisch stehen sah. Destari war bei keinem meiner Besuche dabei gewesen, also vermutete ich, dass der Hauptmann wohl kaum über Narian zu sprechen gedachte.
    Cannan bot mir denselben Stuhl an wie beim letzten Mal, und ich verspürte ein gewisses Unbehagen. Tadark folgte mir nicht in den Raum, sondern drückte sich an der Tür herum, als sei es ihm nicht erlaubt, die Schwelle zu übertreten.
    »Ihr seid entlassen, Leutnant«, sagte Cannan, und Tadark verschwand.
    Ich runzelte fragend die Stirn, doch da wandte Cannan sich auch schon an mich.
    »Destari übernimmt Tadarks Posten als Euer persönlicher Leibwächter. Ich vermute, dies ist auch in Eurem Sinne.«
    Ich nickte, vermochte meine Neugier aber nicht zu bezähmen. »Warum wird Tadark ausgetauscht?«
    Mir war zwar bewusst gewesen, dass mir noch einige Auseinandersetzungen mit Leutnant Tadark bevorstanden, wenn er seine Drohung tatsächlich wahr machen wollte, meinem Unterricht ein Ende zu

Weitere Kostenlose Bücher