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Alera 01 - Geliebter Feind

Alera 01 - Geliebter Feind

Titel: Alera 01 - Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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machen, aber ich hatte nie ernstlich angenommen, dass er aufgrund meines Verhaltens seinen Posten verlieren könnte.
    »Er hat um seine Versetzung gebeten. Nach seiner Aussage haben persönliche Meinungsverschiedenheiten dazu geführt, dass er sich nicht mehr in der Lage sieht, Euch zu beschützen.«
    Betreten versank ich tiefer in dem harten Stuhl und mein Puls pochte schmerzhaft in meinen Schläfen. Tadark hatte mit dem Hauptmann geredet. Aber was genau wusste Cannan? War er darüber informiert, was Narian mir inzwischen beigebracht hatte? Und würde ich, falls er dieses Wissen vorerst für sich behielt, von ihm als Lügnerin überführt?
    Ich schluckte heftig, sagte aber nichts, sondern hoffte nur, dass weder Cannan noch Destari meine Anspannung bemerkten. Zum Glück ließ mich der Hauptmann nicht lange schmoren.
    »In den letzten Wochen wart Ihr einige Male auf Koranis’ Landgut«, fuhr er in geschäftsmäßigem Ton fort. »Was könnt Ihr mir berichten?«
    Ich schwieg, solange es mir vertretbar schien undauch auf die Gefahr hin, einen Tadel zu riskieren. Dann meinte ich: »Narian spricht nicht sehr viel, schon gar nicht über Cokyri. Ich habe also nur sehr wenig erfahren.«
    »Ich habe gefragt, was Ihr erfahren habt, nicht wie viel . Die Bedeutung Eurer Information weiß ich dann schon selbst einzuschätzen.«
    Cannan schien nicht verärgert – er duldete nur nicht, dass man ihm auswich. Ich musste ihm also unbedingt irgendetwas berichten.
    »Narian hat ein wenig über seine militärische Ausbildung gesprochen«, erzählte ich und verschränkte nervös die Finger. »Er sagte, sein Training habe bereits im Alter von sechs Jahren begonnen.«
    Der Hauptmann erwiderte nichts. Ich hatte mit irgendeiner Reaktion von ihm gerechnet, aber seine herrische Miene gab mir zu verstehen, dass er fest davon ausging, ich hätte noch mehr zu bieten. Ich wand mich innerlich angesichts seiner unverhohlenen Machtdemonstration, die zusammen mit seinen dunklen Haaren und Augen für eine ziemlich bedrohliche Erscheinung sorgte.
    »Ich weiß nicht, wie genau seine Ausbildung aussah«, fuhr ich fort und hoffte, Cannan zufriedenzustellen, ohne viel preisgeben zu müssen. »Aber wenn ich ihn richtig verstanden habe, wurde er nicht auf eine Schule geschickt, zumindest nicht in jenem Alter. Er sprach von einem Lehrer, wobei es sich nicht um seinen cokyrischen Vater handelte. Außerdem erwähnte er eine Frau, die ihn großgezogen hat, die er aber nicht Mutter nannte.« In diesem Zusammenhang fiel mir noch etwas ein. »Genau genommen hat er nie eine Mutter, einen Vater oder eine Familie in Cokyri erwähnt.«
    Cannan nickte. Als ich nicht weitersprach, erhob er sich, um mich zu verabschieden.
    »Also gut. Ihr werdet Euch nicht weiter mit Narian treffen wie in den vergangenen Wochen. Auch wenn konventionellere Besuche natürlich gestattet sind.«
    Ich erstarrte kurzzeitig vor Staunen. Zweifellos hatte Tadark seinem Hauptmann alles erzählt. Ich war aber nicht nur deshalb erschrocken, weil Tadark geplaudert hatte. Viel mehr verwirrte es mich, dass Cannan das Ganze nicht zu missbilligen schien. Dass er es nicht für nötig erachtete, sich explizit zu meinen unorthodoxen Ausflügen zu äußern, gab mir Hoffnung, dass er es auch nicht für erforderlich hielt, meinen Vater darüber zu informieren. Anscheinend ging es ihm nur darum, mir klarzumachen, dass ihm nichts entging. Genau das war ihm gelungen.
    »Ich danke Euch«, sagte ich leise und stand auf. Ich war mir sicher, dass Cannan verstand, was ich damit meinte.
    Am Nachmittag desselben Tages suchte Miranna mich mit unverhohlener Begeisterung auf. Sie stürmte in den Teesalon auf dem Hauptflur, wo ich am Erkerfenster saß und meine Hände an einer Tasse Tee wärmte. Der Regen, der draußen auf den ausgedehnten westlichen Innenhof fiel, passte perfekt zu meiner nachdenklichen Stimmung.
    »Wir haben eine Einladung zu Semaris Geburtstagsfest erhalten! Das ist schon in zwei Wochen!«, verkündete Miranna und hielt mir eine Pergamentrolle unter die Nase.
    Ich reagierte ebenso begeistert wie sie, wenn auch aus einem völlig anderen Grund. Die Tatsache, dass meine Zusammenkünfte mit Narian praktisch beendet waren, hatte mich mehr getroffen, als ich mir eingestehen wollte. Auch wenn ich wusste, dass gelegentliche Besucheweiterhin möglich waren, so hatte Cannan mir doch die einzig mögliche Begründung genommen, den jungen Mann zu sehen, ohne dass mein Vater mir Fragen stellte. Außerdem hatte ich es

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