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Alera 01 - Geliebter Feind

Alera 01 - Geliebter Feind

Titel: Alera 01 - Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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seinen Gürtel getragen. Die beiden einzigen Kleidungsstücke, die Cannan ihm zu behalten erlaubt hatte. Wieder einmal kam es mir vor, als würde ich ihn überhaupt nicht kennen. Das Einzige, was ich jetzt mit Gewissheit wusste, war, dass es auf der Welt mehr Dinge zu fürchten gab, als ich mir bislang hatte vorstellen können.
    Während meine Gedanken noch durcheinanderwirbelten, merkte ich, dass Destari mich mit leicht besorgter Miene musterte. Ich schenkte ihm ein schwaches Lächeln, bevor ich mich von ihm abwandte und in Richtung Festtafel ging.

21. EINE KETTE UND EIN TANZ
    Der Appetit war mir zwar völlig vergangen, aber ich wusste, dass es unhöflich gewesen wäre, das erlesene Festmahl zu verschmähen. Ich wollte mir eben einen Platz suchen, da fiel mein Blick auf Steldor und Galen. Die schwache Hoffnung, dass die beiden dem Fest fernbleiben würden, war dahin. Sie standen am Ende einer der langen Tafeln. Galen, der ein weißes Hemd und schwarze Hosen trug, warf einen Dolch von der Linken in die Rechte, so wie ich das bisher hauptsächlich bei Steldor gesehen hatte. Der hatte neben ihm einen Stiefel auf die Bank gestellt und stützte sich mit dem Ellbogen auf sein Knie.
    Steldor war in ein schwarzes Lederwams mit geschlitzten Ärmeln gekleidet, durch das man sein weißes Hemd sehen konnte. Dazu trug er schwarze Reithosen. Dank meines frisch erwachten Interesses an Waffen fiel mir auch das silberne Schwert an seiner Hüfte auf. Der Griff war mit schwarzem Leder und Silberdraht umwickelt, der Knauf mit Rubinen verziert, die edel gewirkt hätten, wäre da nicht auch noch der stachelbewehrte Handschutz gewesen, der von der Gefährlichkeit der Waffe zeugte. Die dunkle Kleidung passte zu Steldors dunklem Typ und verlieh ihm etwas Geheimnisvolles und Grüblerisches. Trotz meiner Abneigung gegen ihn und meiner nachdenklichen Stimmung ließ sein Anblick mich nicht unberührt. Genau in diesem Moment sah er mich an, schlug die Augen aber sofort wieder nieder. Ich wollte mir gerne einreden, dass mir sein Verhalten egalwar, aber diese Reaktion erstaunte mich. Offenbar besaß ich doch eine gewisse Macht über ihn.
    Hoch erhobenen Hauptes suchte ich einen Weg durch das Zelt, um zu dem vordersten Tisch zu gelangen, an dem meine Familie speiste. Meine Eltern hatten bereits Platz genommen und wurden von Dienern versorgt. Ich hatte mich für einen Gang entschieden, der von Steldor und Galen am weitesten entfernt war, sodass ich keine gezwungene Unterhaltung mit einem von beiden riskierte. Unterwegs merkte ich jedoch, dass meine Strategie misslingen würde.
    Galen hatte sich von Steldor entfernt und kam im selben Gang auf mich zu. Allerdings aus der entgegengesetzten Richtung, sodass ich keine Möglichkeit hatte, ihm auszuweichen, ohne dass es deutlich aufgefallen wäre. Ich kannte Galen zwar nicht besonders gut, aber Steldors Freunde waren bei mir alle nicht besonders gut angesehen. Während er näher kam, spielte er abwesend mit dem Griff seines Schwerts und verbeugte sich schließlich respektvoll. Dabei vollführte sein aschblondes Haar die schwungvolle Bewegung gleich mit.
    »Prinzessin Alera, erlaubt Ihr, dass ich Euch an Euren Tisch geleite?«
    Ich traute ihm nicht und vermutete irgendeine Absicht hinter seiner plötzlichen Aufmerksamkeit. Dennoch willigte ich ein. Es war nur ein kurzes Stück bis zur Ehrentafel, also musste er das, was er zu sagen oder zu tun gedachte, ziemlich rasch hinter sich bringen.
    »Wie gefällt Euch der Abend?«, fragte Galen freundlich.
    »Ich genieße die Abwechslung von meinen üblichen Pflichten.« Danach konnte ich es mir nicht verkneifen, meine Genugtuung über die Distanz zu Steldorkundzutun: »Ich fand das Fest recht kurzweilig und die Gesellschaft bislang recht angenehm.«
    Galen schien meine Andeutung zu verstehen und schlug einen ernsteren Ton an, als wir den Tisch erreicht hatten, an dem, nur ein paar Schritte entfernt, mein Vater saß.
    »Ich fürchte, Lord Steldor hat genau das Gegenteil empfunden, Mylady, denn er kann sich an nichts erfreuen, bis er nicht weiß, dass Ihr ihm vergeben habt.«
    Ich vermochte kaum zu glauben, was ich da hörte. War Steldor tatsächlich zu feige, auf mich zuzugehen und sich persönlich zu entschuldigen? Oder war ein solches Schuldeingeständnis unter seiner Würde? Oder er vermutete, ich würde mich weigern, ihn anzuhören, Galen jedoch nicht so brüsk zurückweisen. Aber was auch immer Steldors Motive waren, ich fühlte mich jedenfalls manipuliert,

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