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Alera 01 - Geliebter Feind

Alera 01 - Geliebter Feind

Titel: Alera 01 - Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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an den Zelten vorbei, in denen Heilkundige verwundete Wettkämpfer versorgten, konnten aber weder Narian noch Steldor unter ihnen entdecken. Destari erkundigte sich bei einem der Ärzte nach Narians Verbleib, und der wies uns den Weg zu einem der Zelte, wo seine Verletzungen versorgt wurden. Destari duckte sich und trat ein, um meine Ankunft zu melden.
    Als ich hineinging, fand ich Narian auf einer Holzbank sitzend, das blonde Haar schweißnass und das lockere weiße Hemd von der Schulter gezogen, damit der behandelnde Arzt seine Wunde reinigen, nähen und verbinden konnte. Er erhob sich langsam, als er uns entdeckte, schob die Hand des Arztes beiseite und zog den Hemdsärmel wieder zurecht.
    Der Arzt verneigte sich im Hinausgehen vor mir, und ich gab Destari einen Wink, uns allein zu lassen.
    »Solltet Ihr mich brauchen, bin ich gleich hier draußen«, murmelte er mit misstrauisch verengten Augen.
    Jetzt war ich mit Narian allein, und wir starrten einander einige endlos wirkende Augenblicke lang an, bis ich meine Sprache wiederfand.
    »Wer bist du?«, fragte ich und trat näher auf ihn zu.
    Narian antwortete nicht, sondern beobachtete mich nur wie ein Raubvogel seine Beute. Meine Enttäuschung wuchs, und ich wurde deutlicher.
    »Bist du der, von dem die Legende erzählt? Bist du hergekommen, um Hytanica zu zerstören?«
    Auch wenn er es gewohnt war, seine Gefühle zu verbergen, so bemerkte ich doch, dass mein unerwartetes Wissen ihn irritierte. Immerhin gab er mir eine klare Antwort.
    »Aus diesem Grund bin ich nicht hier, auch wenn die Legende mich hergeführt hat.«
    Ich verdrehte die Augen. »Dann sag mir um Himmels willen, wozu du hier bist, wenn nicht um dein Schicksal zu erfüllen!«
    Es klang aufrichtig, als er mir antwortete. Vielleicht brachte meine offene Feindseligkeit ihn dazu, mir eine Erklärung zu liefern.
    »Ich kannte die Legende nicht und wusste nicht, dass in meinen Adern hytanisches Blut fließt. Bis ich vorsechs Monaten ein Gespräch mit anhörte, das nicht für meine Ohren bestimmt war. Ich bin nur hergekommen, um etwas über meine Herkunft zu erfahren und vielleicht meine Familie wiederzufinden. Ich bin nicht gekommen, um irgendjemand Schaden zuzufügen.«
    Mein rasendes Herz begann sich ein wenig zu beruhigen, während ich ihm zuhörte. Eine Woge des Mitleids für diesen jungen Mann, der zwar das Alter meiner Schwester hatte, aber ansonsten Jahre weiter war, überkam mich.
    »Hast du vor, nach Cokyri zurückzukehren?«, fragte ich, während ich spürte, wie mein Zorn verflog und mich stattdessen eine böse Vorahnung überkam.
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Es gibt da etwas, das mich hier hält. Etwas, das nichts mit meiner Wut auf die Menschen zu tun hat, die mich großgezogen und belogen haben.« Sein Blick hielt meinen fest. Die Sehnsucht darin war schmerzlich und unmissverständlich. Doch dann fügte er hinzu: »Sollte ich mich aber jemals in Cokyri wiederfinden, Alera, wird es schwer sein, mich dem Overlord zu widersetzen.«
    »Dem Overlord?«, hauchte ich, kaum fähig zu sprechen.
    Narian sah einen Moment lang an mir vorbei und schien in Gedanken weit fort zu sein.
    »Der Overlord war und ist mein Lehrer. Er ist derjenige, der mich ausgebildet hat und dem ich diene.«
    Mir wurde übel und ich hatte größte Mühe, mich auf den Beinen zu halten. Unweigerlich fiel mir Londons Schilderung des Overlord ein: »Er ist ein schrecklicher, bösartiger Kriegsherr, um den sich seit Jahrzehnten Mythen und Legenden ranken. Es heißt, er habe die Fähigkeit, schwarze Magie anzuwenden, böse Mächte mit seiner verdorbenen Seele anzurufen. Mit einem Winkseiner Hand soll er töten oder noch Schlimmeres vollbringen können.« Und ich musste an Londons Verfassung denken, nachdem es ihm gelungen war, den Klauen dieses Tyrannen zu entkommen. Narian hatte dem Overlord seit seinem sechsten Lebensjahr wohl fast täglich gegenübergestanden. Er hatte seine Methoden und Fähigkeiten übernommen und zweifellos auch seine Ansichten und Vorurteile.
    »Ich habe mir dieses Schicksal nicht ausgesucht«, fuhr Narian fort und klang jetzt ein wenig weicher. Offenbar machte ihm der Ausdruck des Entsetzens in meinem Gesicht zu schaffen. »Du brauchst keine Angst vor mir zu haben, Alera.«
    Das kurze Lachen, das ich meiner nächsten Äußerung vorausschickte, hatte etwas Hoffnungsloses.
    »Brauche ich das nicht, meinst du? Vielleicht möchtest du mir nichts tun, aber was ist, wenn die Cokyrier dich zurückhaben

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