Alera 01 - Geliebter Feind
Armlehnen umklammert und betete stumm um Narians Unversehrtheit. Steldor war seit seinem achtzehnten Lebensjahr aus den Wettkämpfen aller Turniere als Sieger hervorgegangen und berühmt als bester Krieger im ganzen Recorah-Tal. Deshalb kreisten meine Gedanken auch nicht darum, wer aus diesem Gefecht als Sieger hervorgehen würde, sondern nur darum, wie deutlich Narian unterliegen würde.
Des Katz-und-Maus-Spiels offenbar müde stürzten sich die beiden Kontrahenten plötzlich aufeinander. Als sie mit Wucht zusammenprallten, stach Steldor mit seiner rechten Klinge auf Narian ein, der den Angriff jedoch abwehrte. Das Gleiche gelang ihm mit Steldors nächster Attacke mit der Linken. Nachdem er die beiden Dolche weggeschlagen hatte, riss Narian seinen rechten Arm nach oben und schnitt so den Brustpanzer seines Gegners auf. Steldor zog seine Arme schützend vor die Brust. Das nutzte Narian sofort aus, indem er seinen linken Arm vor Steldors Körper brachte, ihn mit der Sägezahnklingean der Schulter traf und herumwirbelte. In der Bewegung stieß Steldor seine Rechte vor und schlitzte Narian die Schulter auf.
Faramay schnappte hörbar nach Luft, als die beiden voneinander zurücksprangen und Blut von beider Klingen tropfte. Inzwischen waren ihre weißen Hemden von dunklen Blutflecken verunziert.
Ich ließ den Blick über die Besucher der Loge schweifen und sah Koranis und Alantonya an, die nebeneinandersaßen. Alantonya wirkte starr vor Entsetzen, Koranis fasziniert. Mein Vater musterte die Bühne mit gerunzelter Stirn und drehte nervös an seinem Ring. Endlich schien auch er irritiert von dem Schauspiel. In den Gesichtern der königlichen Gäste entdeckte ich ebenso viel Verwirrung wie Sorge. Miranna, die neben mir saß, hatte die Hände auf ihre Wangen gepresst, bereit, sich jeden Moment die Augen zuzuhalten. Temerson hatte beruhigend eine Hand auf ihren Rücken gelegt. Meine Mutter, Faramay und Temersons Eltern schienen schockiert. Nur Cannans Haltung blieb vollkommen unverändert.
Als Steldor sein Gleichgewicht wiedergefunden hatte, taxierte er Narian einen Augenblick und stürmte dann auf ihn los, um überraschend einen Sprung zur Seite zu machen, Narian zwischen die Schulterblätter zu schlagen und schließlich sein rechtes Knie nach oben zu reißen, das ungebremst auf Narians Kinn traf.
Steldor verpasste Narian noch einen letzten Stoß, bevor er zurücktrat. Narian kniete am Boden und hielt seine Messer umklammert. Sein Kopf hing herab, und seine dichten Locken verbargen sein schmerzverzerrtes Gesicht. Blasiert machte Steldor einen weiteren Schritt zurück und blickte finster auf seinen Gegner hinunter.
»Bleib unten, Narian«, hörte ich Cannan murmeln. »Steh nicht mehr auf.«
Der benommen und orientierungslos wirkende Narian holte ein paarmal tief Luft, sprang dann jedoch unvermittelt auf und trat Steldor die Füße weg, sodass er seine Beine schulterbreit spreizen musste. Dann holte Narian aus und schnitt Steldor, der sich jetzt auf Augenhöhe mit ihm befand, beide Schulterriemen ab. Krachend fiel der bereits beschädigte Brustpanzer zu Boden.
Donnernde Schritte auf den Stufen der Loge verrieten mir, dass Cannan entschieden hatte, diesem Kampf ein Ende zu bereiten.
Steldor verlagerte sein Gewicht auf den linken Fuß und wirbelte dann herum, um mit dem rechten Narian einen heftigen Tritt gegen die Brust zu versetzen. Der Jüngere ging erneut zu Boden. Allerdings fing Narian den Sturz gut ab, kam mit Schwung wieder nach vorn und landete in kauernder Haltung. Steldor starrte ihn an und erwartete, den Dolch in der Rechten erhoben, den in der Linken gesenkt, die nächste Aktion seines Gegners. Seine Blasiertheit war verschwunden, und er schien sich jetzt ganz auf den Kampf zu konzentrieren.
Ich konnte beobachten, wie Cannan sich durch die Menge schob und zwischen den aufgeregten Zuschauern nur langsam vorankam. Narian registrierte die Bewegung im Publikum und warf seine Messer beiseite. Zunächst nahm ich an, er wolle seine Niederlage eingestehen, bevor der Hauptmann sich einschalten konnte, doch stattdessen rannte Narian auf seinen Kontrahenten zu. Er riss Steldor die Arme vom Körper weg und drückte sich erstaunlich behände vom Boden ab, benutzte Steldors Oberschenkel wie eine Stufe und trat mit der rechten Ferse kräftig gegen Steldors Kinn. Steldors Kopf peitschte nach hinten, und er stürzte hart. Die Bühne erzitterte hörbar und seine Dolche flogen durchdie Luft, während Narian einen Salto
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