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Alera 01 - Geliebter Feind

Alera 01 - Geliebter Feind

Titel: Alera 01 - Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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beobachteten wir den sich nähernden Steldor.
    Seit dem Turnier waren drei Tage vergangen, sodass er genügend Zeit gehabt hatte, sich von seinen Verletzungen bei dem sogenannten Schaukampf zu erholen. Das einzige noch sichtbare Zeichen des Kampfes war ein Kratzer am Kinn. Cannan, der wie immer neben dem Thron meines Vaters stand, hatte um diese Audienz bei der Königsfamilie gebeten. Vermutlich auf Geheiß seines Sohnes. Der Zweck der Audienz war nicht bekannt, aber man brauchte nicht viel, um ihn zu erraten.
    Als Steldor das Podest erreicht hatte, ließ er sich auf ein Knie fallen und senkte sein Haupt vor dem König.
    »Erhebt Euch«, sagte mein Vater und sein Ton gegenüber dem Hauptmannssohn war ungewöhnlich streng.
    »Habe ich die Erlaubnis zu sprechen, Eure Majestät?«, fragte Steldor, während er aufstand.
    »Gewährt.«
    »Ich trete in aller Demut vor Euch, um Eure Vergebung für mein jüngstes Verhalten zu erbitten, genauer gesagt, für mein Verhalten bei dem Schaukampf während des Turniers.« Steldors Stimme klang voll und kräftig, und seine dunklen Augen waren auf meinen Vater gerichtet. »Ich handelte unüberlegt, Sire, und ließ mein Temperament und meinen Ehrgeiz über meinen Verstand regieren. Daher verdiene ich die Schande, die ich auf mich selbst geladen habe. Doch dass ich Schande über Euch und Eure Familie brachte, das ist unverzeihlich.«
    Steldor ließ sein Bekenntnis einige Augenblicke wirken, dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf mich.
    »Ich erbitte auch von Prinzessin Alera Vergebung, weil ich nach diesem Ereignis nicht mehr in der Lage war, meinen Pflichten als ihre Eskorte nachzukommen.«
    Seine Entschuldigung rührte mich nicht im Geringsten, und ich ließ mir meinen Unmut deutlich ansehen. Er war offenbar zu dem Schluss gekommen, dass er sich zumindest wortreich entschuldigen sollte, wenn sein Vater ihn schon zu diesem Kniefall vor der gesamten königlichen Familie zwang. Ich konnte bereits spüren, wie die Missbilligung meines Vaters dahinschwand, und ich wusste, dass ihm vergeben würde.
    Nach einer theatralischen Pause fuhr der zerknirschte Soldat fort, und zwar wieder an den König gewandt.
    »Ich möchte auch mein Bedauern darüber ausdrücken, dass mein Vater mir unnötigerweise zu Hilfe kam, obwohl er auf der Stelle an die Seite von Eurer Majestät hättezurückkehren sollen.« Als sein Blick kurz zu Cannan huschte, hob sich dessen eine Augenbraue als Reaktion auf diese Respektlosigkeit. »Die Sorge um den Sohn ist wichtig, doch die Sorge um den König hat stets Vorrang.«
    Cannan sah leicht ungehalten, doch nicht überrascht drein. Offenbar hatte er mit einer solchen Anspielung gerechnet.
    Zum Schluss sank Steldor erneut auf ein Knie. »Voller Bedauern und als Akt der Wiedergutmachung biete ich meinem König den Abschied als Feldkommandant an.«
    Er ließ den Kopf hängen und bot ein Bild der Reue. Ich fragte mich, wie oft er diesen wirkungsvollen Auftritt wohl geübt hatte. Steldor hatte ein Angebot gemacht, das mein Vater niemals akzeptieren würde, das ihn jedoch als den bußfertigsten Mann aller Zeit erscheinen ließ. Ich nahm ihm weder den zur Schau gestellten Mut und noch viel weniger meinem Vater die entsprechende Leichtgläubigkeit ab.
    »Das ist völlig unnötig, junger Mann. Eure Entschuldigung ist ohne Einschränkung angenommen.«
    »Ich danke Euch, Sire«, erwiderte Steldor und hob den Kopf, wobei sein Ton feierlich und übetrieben respektvoll war. Jedem, der ihn wirklich kannte, konnte seine Selbstgefälligkeit sogar in dieser Situation nicht verborgen bleiben.
    Mein Vater streckte seine Hand aus, sodass Steldor sich erheben und den Königsring küssen konnte. Offenbar war er erfreut darüber, dass Cannans Sohn die Schuld an dem aus dem Ruder gelaufenen Schaukampf so bereitwillig auf sich nahm. Mit einer letzten anmutigen Verbeugung machte Steldor auf dem Absatz kehrt und schritt im gleichen beherzten Tempo wie zuvor von uns weg und durch die Türen des Vorzimmers hinaus.Eine Woche später nahmen meine Mutter, Miranna und ich unseren Tee in einem kleinen Zimmer im Erdgeschoss des Palastes. Wir saßen an einem alten Tisch in der Mitte des Raumes und genossen die durch das Erkerfenster hereinfallenden Sonnenstrahlen sowie den Ausblick auf die spätherbstliche Pracht des westlichen Schlosshofes.
    Unsere Unterhaltung umfasste ein breites Themenspektrum und reichte von den neuesten und ungewöhnlichsten modischen Neuheiten, die wir an den adeligen Besuchern des

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