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Alera 01 - Geliebter Feind

Alera 01 - Geliebter Feind

Titel: Alera 01 - Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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ich schroff und wandte mich von ihm ab, um Miranna in den Laden auf der anderen Straßenseite zu folgen.
    »Ich glaube ja nicht, dass Euer Vater Narian für einen geeigneten Lehrer halten würde«, bemerkte Steldor und folgte mir. »Aber genau weiß man das erst, nachdem man ihm diese Frage vorgetragen hat.«
    Ich drehte mich zu ihm um, weil mir nicht ganz klar war, worauf er hinauswollte. Sein Grinsen wurde noch breiter, weil er spürte, dass er wieder die Oberhand gewonnen hatte.
    »Falls Ihr noch mehr Selbstverteidigung zu lernen wünscht«, sagte er und fasste nach einer Strähne meines Haars, »dann wäre ich wohl Eure einzige Option.«
    »Nun, da Ihr die Person seid, gegen die ich mich am heftigsten verteidigen muss, lehne ich Euer großzügiges Angebot ab«, erwiderte ich. »Wenn Ihr mich nun entschuldigen wollt, ich habe noch einige Einkäufe zu erledigen, bevor der Tag zur Neige geht.«
    Ich schob mich an ihm vorbei, um den Laden zu verlassen, aber zu meinem Missfallen heftete er sich an meine Fersen. Mein Zorn schien ihn seltsamerweise noch ermutigt zu haben.
    »Ich bin momentan nicht im Dienst und gedenke, Euch zu begleiten«, ließ er mich wissen, wobei seine Stimme vor Selbstvertrauen und guter Laune nur so strotzte.
    »Das wird nicht nötig sein«, meinte ich und funkelte ihn so zornig an, als wollte ich ein Loch in seine erstaunlich perfekten Züge brennen.
    »Nötig vielleicht nicht, aber so wird uns gewiss ein unterhaltsamer Nachmittag beschert.«
    Ich kehrte ihm den Rücken zu und schob mich durch die Menge in Richtung meiner Schwester. Ich würde mir größte Mühe geben, den Menschen zu ignorieren, den ich lieber von einer Kutsche überfahren als an meiner Seite gesehen hätte. Doch er hielt mit mir Schritt und schien fest entschlossen, den Rest meines Tages zu ruinieren.

27. EINE GESCHICHTSLEKTION
    In den Tagen nach unserer Begegnung auf dem Markt sah ich Steldor nur selten und Narian zu meiner großen Enttäuschung noch seltener. Hin und wieder bekam ich ihn zwar im Palast zu Gesicht, aber wir konnten nie offen sprechen. Besonders befangen wirkte er, wenn London in meiner Nähe war. Seine Verschlossenheit wirkte entmutigend auf mich.
    Wir befanden uns gerade in der Großen Eingangshalle, als Narian sich Miranna und mir anschloss, um den Palast zu dekorieren. Ich hatte solche Hoffnungen in diese Gelegenheit gesetzt, aber unsere Unterhaltung war bestenfalls oberflächlich. Es waren einfach ständig zu viele Menschen um uns herum, sodass wir kein einziges persönliches Wort wechseln konnten. An jenem Abend kehrte ich verzweifelt in meine Gemächer zurück und entließ Destari sogleich vom Dienst, da ich beabsichtigte, sie bis zum Schlafengehen nicht noch einmal zu verlassen. Weil ich zu aufgewühlt war, um müde zu sein, nahm ich ein Buch von dem Tischchen neben dem Sofa und hoffte, die Lektüre würde mich von meinen Sorgen ablenken. Ich sank auf einen der Sessel neben dem Kaminfeuer, das mich ein wenig wärmen sollte, und schlug die erste Seite auf.
    Ein leises Geräusch aus meinem Schlafzimmer, kaum lauter als das Klappern eines Fensterladens, ließ mich aufblicken. Da danach aber nichts mehr zu hören war, konzentrierte ich mich wieder auf mein Buch und las, bis mir die Lider schwer wurden.
    Schließlich erhob ich mich gähnend und warf das Buch auf den Sessel. Ich fühlte mich angenehm schläfrig. Als ich mein Schlafzimmer betrat, glitt mein Blick über das Fenster neben den Balkontüren, und ich nahm eine kleine Bewegung dort wahr. Ich hielt inne. Meine Müdigkeit war schlagartig verflogen. Der Vollmond leuchtete herein und warf eine Spur aus Licht auf den Boden. An deren Rand, gleich neben dem Fenster, entdeckte ich die Umrisse eines Mannes, der erschreckend geräuschlos auf mich zukam.
    Bevor ich genügend Zeit hatte, um auch nur zum Schreien Luft zu holen, sprach der Mann mich mit sanfter, vertrauter Stimme an.
    »Hab keine Angst, Alera. Ich wollte dich nur sehen.«
    »Narian!«, rief ich. »Wie bist du hier hereingekommen?«
    »Durch die Balkontüren.«
    Ich starrte ihn verblüfft an.
    »Das ist doch nicht dein Ernst … Wie konntest du an den Wachen im Innenhof vorbeigelangen?«
    »Das war nicht schwer.« Er deutete auf den Balkon hinter sich und fügte sarkastisch hinzu: »Übrigens wäre es vielleicht sinnvoll, wenn du diese Türen künftig verriegeln würdest.«
    Einen quälend langen Augenblick sahen wir einander nur an und schienen beide nicht zu wissen, was wir noch sagen sollten.

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