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Alera 01 - Geliebter Feind

Alera 01 - Geliebter Feind

Titel: Alera 01 - Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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verbunden als irgendeiner Menschenseele je zuvor. Und allen Bedenken Londons zum Trotz fühlte ich mich in Narians Gegenwart auch sicherer denn je.
    Ich vergaß vollkommen die Zeit, aber allzu bald waren wir rundherum bei den königlichen Stallungen im Osten des Palastes gelangt. Ich musste lächeln, als mir klar wurde, wo er sich das Pferd besorgt hatte. Narian saß ab und zu meiner Freude – eigentlich war ich seine Hilfe dabei nicht gewohnt – bat er mich, mein rechtes Bein über den Sattelknauf zu schwingen, und fing mich in seinen Armen auf.
    Zu dieser späten Stunde war keiner der Stallburschen mehr im Dienst. Ich blieb an der Tür stehen, während Narian das Pferd in eine Box führte. Die Scheune war nur schwach vom Mondlicht erleuchtet, das durch die schmalen Fensteröffnungen hereinfiel. An den Wänden hingen zwar in regelmäßigen Abständen Laternen, doch wir wagten nicht, eine davon anzuzünden, aus Angst, entdeckt zu werden.
    Nachdem er das Tier versorgt hatte, kam Narian zu mir zurück und führte mich zu einem Heuhaufen im hinteren Teil des Stalles. Wir sprachen kein Wort, aber er lud mich ein, mich neben ihn zu setzen. Das tat ich, und er legte sein Cape um uns beide. Ich fühlte mich angenehm müde und gewärmt und lehnte meinen Kopf an seine Schulter. Er legte noch seinen Arm um mich und eine ungekannte Zufriedenheit erfüllte mich.
    Nach kurzer Zeit änderte er seine Haltung und lehnte sich gegen die Wand. Ich merkte, dass dabei auch seine Stimmung umschlug.
    »Erzähl mir von London«, flüsterte er, nachdem auch ich mich zurechtgesetzt hatte.
    »Was möchtest du denn über ihn wissen?«, fragte ich erstaunt.
    »Seit wann ist er dein Leibwächter?«
    »Schon so lange ich denken kann. Er übernahm den Posten, als ich noch ein kleines Mädchen war.«
    »War er auch im Krieg?«
    »Ja, zu Anfang seiner militärischen Karriere diente er als Späher, im weiteren Verlauf des Krieges übernahm er dann die Führung von Kampftruppen.«
    Mich überkam das inzwischen schon vertraute Schuldgefühl, weil ich mir in all den Jahren nicht die Mühe gemacht hatte, mehr über London zu erfahren. Daher wusste ich jetzt auch nur so wenige Details über sein Leben zu berichten.
    »Wie alt ist er eigentlich?«
    »Genauso alt wie Destari und Halias, also neununddreißig oder vierzig.«
    Narian nahm das nur mit einem Brummen zur Kenntnis. »Wie kommt es, dass er so viel über Cokyri weiß?«
    »Gegen Ende des Krieges war er dort etwa zehn Monate lang in Gefangenschaft«, antwortete ich und spürte, wie Narian schlagartig erstarrte.
    »Zehn Monate lang?«, wiederholte er zweifelnd. »Üblicherweise hält ein Feind die vom Overlord gewährte Gastfreundschaft nicht einmal zehn Tage lang aus.«
    »Wir wissen nicht viel darüber, was er in dieser Zeit durchgemacht hat«, sagte ich mit gedämpfter Stimme, während ich vor meinem geistigen Auge London als leidenden Gefangenen der Cokyrier sah.
    Narian war verwirrt. »Aber wie konnte London nachHytanica zurückkehren? Wie hat er überlebt? Der Overlord entlässt keine Kriegsgefangenen.«
    »London ist geflohen. Nachdem die Cokyrier dich entführt hatten, haben sie sich in großer Hast von unserem Territorium zurückgezogen, und vielleicht hat man ihn daher weniger streng bewacht. Ich weiß sonst nichts darüber, nur, dass er bei seiner Rückkehr sehr krank war. Nachdem er sich schließlich erholt hatte, wurde er als Anerkennung für seine Tapferkeit und seine Verdienste um das Königreich in die Elitegarde aufgenommen und zu meinem Leibwächter ernannt.«
    Narian schwieg und schien sich für den Moment mit diesen Informationen zu begnügen. Erst da fiel mir der Grund für sein Interesse ein. Ich richtete mich auf und sah ihn an.
    »Was hat es mit Londons Ring auf sich? Warum warst du deswegen so aufgebracht?«
    »Es ist ein cokyrischer Ring«, sagte er und musterte mich durchdringend. »Er gehört zu einem Paar. Das Gegenstück steckt am Finger der Hohepriesterin. Der, den London trägt, gehört dem Overlord. Man nimmt gemeinhin an, er hätte ihn in der Schlacht verloren.«
    Ungläubig starrte ich Narian an. Sollte London es in seiner Gefangenschaft gelungen sein, den Ring des Overlord zu stehlen? Da erschien es mir wahrscheinlicher, dass er ihn auf dem Schlachtfeld gefunden hatte.
    Während ich noch über diese Information nachdachte, wurde mir klar, wie wenig ich über die Geschichte des Konflikts zwischen Hytanica und Cokyri wusste.
    »Narian«, sagte ich vorsichtig und war

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