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Alera 01 - Geliebter Feind

Alera 01 - Geliebter Feind

Titel: Alera 01 - Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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Sicherheit war. Ich schmiegte mich an die Mauer, wie Narian es mir aufgetragen hatte, und fühlte mich angesichts des Risikos, das ich einging, leicht schwindelig. Er kletterte ebenfalls herunter, machte das Seil von meinem Körper los und zog es ein Stück zur Seite, näher hin zur Mauer, damit es nicht so leicht zu sehen war.
    Der Wachposten kehrte gerade um und würde gleich den Turm durchqueren und wieder Richtung Norden marschieren. Als der Mann seine Strecke absolviert hatte und sich wieder von uns abwandte, nahm Narian meine Hand und führte mich quer durch den Innenhof und bis an die Mauer. Wir schlichen auf eine Leiter zu, die zum Turm hinaufragte, immer ein paar Schritte hinter dem Wachmann, der über uns patrouillierte.
    Nachdem wir abgewartet hatten, bis der Posten den Turm durchquert hatte, bedeutete Narian mir, die Leiter hinaufzusteigen. Ich gehorchte, auch wenn es michein wenig ängstigte, auf der wackeligen Vorrichtung fünf Meter himmelwärts zu klettern, doch Narian war unmittelbar hinter mir und legte die Hände rechts und links von mir ans Holz, was mir ein wenig Sicherheit gab.
    Als wir den Turm erklommen hatten, zerzauste ein frostiger Nachtwind mein Haar und ließ mich an den Ohren frieren. Ich zitterte vor Kälte und Aufregung. Narian schien nichts davon zu verspüren. Er vergeudete keine Zeit, sondern holte ein zweites Seil aus seinem Beutel, das er mir wie schon auf dem Balkon umband. Wir bewegten uns vom Turm aus betrachtet Richtung Westen, fort von dem Wachmann, und er hob mich über die Mauer und seilte mich vorsichtig ab. Zu meinem Schrecken landete das Ende des Seils danach neben meinen Füßen. Ich konnte nichts erkennen, als ich verwirrt nach oben starrte, und wollte es schon mit der Angst zu tun bekommen, da hörte ich seinen Umhang flattern und Narian sprang auf den Boden.
    »Hier können wir kein Seil hängen lassen«, murmelte er.
    Ich staunte jetzt schon über unser Abenteuer – Narian verhalf einer in Männersachen verkleideten Prinzessin mitten in der Nacht zur Flucht aus dem Palast und sprang dabei von hohen Mauern. Allerdings genierte ich mich auch ein wenig dafür, wie mühelos er die Palastwachen umging, sowohl auf seinem Weg zu mir als auch bei unserem gemeinsamen Verschwinden.
    Narian fasste mich wieder an der Hand und führte mich den Hügel hinunter und in einen Obstgarten, der sich zwischen dem Palast und der Kaserne befand. Wir gingen schweigend nebeneinanderher, bis wir ein Pferd erreichten, das Narian dort angebunden hatte.
    »Lust auf einen mitternächtlichen Ausritt?«, fragteer, obwohl es keine echte Frage war, denn ich wusste, ein Nein würde er ohnehin nicht akzeptieren.
    Ich nickte, während er das Tier losband und nah an den Fuchs herantrat. Zum Glück war dieser gesattelt, und ich konnte mithilfe des Steigbügels viel leichter aufsitzen als damals über Narians Knie.
    Als ich mich zurechtgesetzt hatte, drückte Narian mir die Zügel in die Hand und schwang sich wie bei meinem Reitunterricht hinter mir aufs Pferd. Er schnalzte mit der Zunge, und schon setzte sich das Tier in Bewegung. Ich übergab ihm die Zügel, nachdem er seine Arme um meine Taille gelegt hatte.
    Ohne ein Wort näherten wir uns der dunklen Stadt, doch das Schweigen zwischen uns hatte nichts Unangenehmes. Ich freute mich, bei ihm zu sein und etwas so Aufregendes zu unternehmen. Ich fror auch nicht mehr, was zum einen an der Wärme des Tieres, zum anderen an Narian liegen mochte, der sich eng an mich schmiegte.
    Die Stadt lag so still, wie ich es noch nie erlebt hatte, und wirkte auf mich fast wie ein fremder Ort. Die Straßen waren bis auf einige patrouillierende Stadtwachen, die uns jedoch nicht beachteten, völlig verlassen. Ich genoss die neuartige Freiheit: draußen zu sein, ohne verbergen zu müssen, dass Narian und ich zusammen waren, und weit und breit kein Leibwächter, der uns trennen konnte.
    Stumm streiften wir durch die Stadt. Manchmal hallten die Hufe unseres Pferdes auf dem Kopfsteinpflaster wider, auf unbefestigten Wegen klangen sie dagegen gedämpft. Alle Häuser schienen in tiefem Schlaf zu liegen. Der Mond, die Sterne und vereinzelte Schneeflecken waren unsere Lichtquellen. Nur hier und da leuchtete die Fackel eines Wachmannes oder eine Kerzehinter einem Fenster. In der fast völligen Stille horchte ich auf Narians Atemzüge und brachte meine ganz unwillkürlich mit ihnen in Einklang. Auch wenn ich in der Tat nur wenig über ihn wusste, so fühlte ich mich ihm doch enger

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