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Alera 01 - Geliebter Feind

Alera 01 - Geliebter Feind

Titel: Alera 01 - Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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befühlte Londons Stirn. Sanft strich ich ihm die silbergrauen Locken aus den Augen.
    »Er ist so kalt«, sagte ich, denn trotz des im Kamin knisternden Feuers fühlte seine Haut sich eisig an.
    Destari und Halias nahmen sogleich ihre Umhänge ab und breiteten sie über ihn. Das taten sie so vorsichtig, dass mir schon wieder Tränen über die Wangen rollten. Als heftige Schluchzer mich schüttelten, hörte ich eine Tür gehen und blickte auf. Mein Vater trat ein.
    »War eine meiner Töchter in Gefahr?«, fragte er die Leibwächter, während er auf mich zukam und ich aufstand, um mich von ihm in die Arme nehmen zu lassen.
    »Nein«, antwortete Destari. »Aber die Cokyrier haben Narian.«
    Ich löste mich aus den Armen meines Vaters und sank wieder auf den Sessel zurück.
    »London wird den Heldentod sterben«, sagte der König und ließ eine Hand auf meiner Schulter ruhen. »So, wie er es sich immer gewünscht hat, grämt euch also nicht zu sehr.« An Destari und Halias gewandt fügte er hinzu: »Ich muss gehen und mit Cannan sprechen. Sagt mir Bescheid, wenn sich etwas tut.« Er tätschelte noch einmal meine Schulter, dann zog er sich zurück und überließ uns wieder unserer Wache am Sterbebett.
    Als die Nacht vergangen war und bereits der Morgen graute, klammerte London sich immer noch hartnäckig an sein Leben. Destari und Halias hatten sich inzwischen mit den Rücken an die Wand gelehnt auf den Boden gesetzt. Ihre wettergegerbten Gesichter waren von großem Kummer gezeichnet. Miranna döste in ihrem Sessel. Ich beobachtete Londons Gesicht im schwachen Laternenlicht und staunte über seinen ungeheuren Lebenswillen. Wie konnte jemand derart heftig kämpfen, wo doch alles gegen ihn sprach? Ich hielt seine rechte Hand, um ihn spüren zu lassen, dass jemand bei ihm war und er in seinem Kampf nicht alleine stand.
    Langsam wurde mein Kopf vor Kummer und Erschöpfung immer schwerer. Ich stützte ihn mit einer Hand und wehrte mich gegen den Schlaf. Fast wollte ich mich schon geschlagen geben, da ließ ein leises Stöhnen mich aufschrecken. Mit einem Schlag hellwach sah ich, dass London die Hand bewegte, die ich kurz vorher noch gehalten hatte.
    »Destari!«, rief ich. »London bewegt sich!«
    Destari sprang auf und trat neben mich, als Londons Augenlider gerade zu flattern begannen und sich für Bruchteile einer Sekunde öffneten.
    »London«, sagte ich eindringlich und legte meine Hand auf seine. »Kannst du mich hören, London?«
    Seine Lider flatterten erneut, aber es gelang ihm nicht, sie offen zu halten.
    »Kann das wahr sein? Sollen wir Bhadran holen?« Destari schien seinen Augen kaum zu trauen.
    Als ich die Tür zuschlagen hörte, wusste ich, dass Halias schon losgelaufen war. Kurz darauf kehrte er mit dem königlichen Leibarzt zurück. Ich machte Platz, damit Bhadran London untersuchen konnte.
    »Es geht ihm besser«, sagte der betagte Arzt voller Staunen. »Ich habe zwar keine Erklärung dafür, und es ist auch noch zu früh, um von Rettung zu sprechen, aber er scheint wieder Kraft zu schöpfen.«
    Destari warf mir einen fragenden, aber zum ersten Mal optimistischen Blick zu.
    »Vielleicht hat die dicke Kleidung das meiste Gift aufgesaugt, bevor der Pfeil in seinen Arm eindrang«, spekulierte er. An den Arzt gerichtet stieß er hervor: »Wäre es möglich, dass nicht genügend Gift in seinen Körper gelangt ist, um ihn zu töten?«
    »Manche Gifte sind so stark, dass bereits die geringste Dosis tödlich wirkt. Bei anderen macht eine kleine Menge nur krank und erst eine größere ist lebensbedrohlich.« Dann fügte Bhadran noch eine leise Warnung hinzu. »Eine relevante Dosis fast jeden Gifts greift den Körper jedoch in jedem Fall stark an. Selbst wenn er durchkommt, könnte er also einen dauerhaften Schaden davontragen.«
    »Danke«, stieß ich hervor, und Halias begleitete den irritiert wirkenden Mediziner wieder hinaus.
    Im Moment war mir vollkommen gleich, in welchem Zustand London später sein würde, ich betete darum, dass er überhaupt am Leben blieb.
    Miranna war von der Aufregung im Raum erwacht und trat hinter meinen Sessel. Sie legte die Hände auf meine Schultern. Halias kam zurück, und zu viert hielten wir Wache bei dem Elitegardisten, dessen Gesichtsfarbe langsam ein wenig rosiger wurde und dessen Atmung sich normalisierte. Ich fühlte mich von Hoffnung und neuer Kraft durchdrungen, als ich London ansprach und immer wieder seinen Namen murmelte. Nach einer halben Stunde öffneten sich die

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