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Alera 01 - Geliebter Feind

Alera 01 - Geliebter Feind

Titel: Alera 01 - Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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stummes Spiel beunruhigte mich. Es gefiel mir nicht, dass man die Identität der Verkleideten oft nicht einmal erahnen konnte. Miranna dagegen klatschte begeistert, um ihrer Wertschätzung Ausdruck zu verleihen. Narian schien ebenfalls fasziniert. Aufgekratzt fragte ich ihn, ob man eine pantomimische Darbietung wohl auch mit cokyrischem Akzent spielen könne, wofür ich ein schwaches Lächeln erntete.
    Während ich Narian noch neckte, näherte sich uns bereits eine neue Truppe von Pantomimen, deren fließende Bewegungen in geradezu unheimlichem Kontrast zum hektischen Getriebe rundherum standen. Hatten die vorherigen Gaukler mir schon nicht behagt, so brachten diese mich dazu, Destari besorgte Blicke zuzuwerfen, denn ihre Masken waren auffallend düster und grotesk. Eine davon war schwarz und um die Augen herum mit roten Linien versehen. Der Mund war wie zu einem Schmerzensschrei verzerrt. Eine andere war so grau und abscheulich wie das Gesicht eines kränklichen alten Mannes. Der Dritte der Gruppe trug eine weiße Maske, die nur seine bohrenden schwarzen Augen freiließ. Er verstellte mir den Weg und begann auf seltsame Weise mit den Händen vor meinem Gesicht herumzufuchteln, als wolle er einen Zauberbann verhängen. Erschrocken wich ich zurück. Erleichtert bemerkte ich, dass Destari vortrat, um den Mann zu verscheuchen.
    »Tretet von den Prinzessinnen zurück«, befahl er. »Sucht Euch jemand anderen, den Ihr unterhalten könnt.«
    Destari führte mich von den Pantomimen fort, undüber meine Schulter hinweg sah ich noch, dass der Gaukler sich jetzt Narian zuwandte. Unbehagen beschlich mich, während ich weiterging, bis ein erstickter Schrei mich erschrocken innehalten ließ. Mit weit aufgerissenen Augen stürzte London vorwärts und klammerte sich an Destaris Schulter. Der drehte sich um und fing ihn auf, aber beide Männer gingen dabei in die Knie. Meine Augen suchten Narian. Schreckensstarr registrierte ich, dass einige Männer ihn in Richtung der Menge fortzerrten, während sie ihm einen Lumpen auf Mund und Nase pressten.
    »Wachen!«, brüllte Destari und ließ seinen Freund zu Boden sinken. Halias reagierte sofort, zog Miranna an sich und rief ebenfalls nach der Stadtwache. Mein Herz hämmerte vor Angst, und ich stürzte zu London hin.
    Destari kauerte neben ihm, während London sich an die linke Schulter fasste und aufstöhnend einen kleinen Pfeil herauszog. Ich starrte auf die winzige gezackte Spitze in seiner Hand. Sie sah der, die Narian aus seinem Gürtel gezogen hatte, erschreckend ähnlich. Jener, die mit genügend Gift getränkt gewesen war, um ein Menschenleben so rasch zu beenden, dass jedes Gegenmittel zu spät käme. Diese Erkenntnis überfiel auch Destari, der besorgt die Stirn runzelte, während London mühsam versuchte, sich aufzurichten.
    »Cokyrier … sie haben Narian«, keuchte London, dann verdrehte er die Augen und verlor das Bewusstsein. Dabei sank er seinem Kameraden in die Arme. Ich fiel neben ihm auf die Knie und Tränen liefen mir über die Wangen. Sein flacher, immer wieder aussetzender Atem versetzte mich in Panik.
    Als stellvertretender Hauptmann übernahm Halias das Kommando über das Dutzend Stadtwachen, dieuns inzwischen umringt hatten. Destari zwang sich, an seine Pflicht als Soldat zu denken statt an seinen Freund. Vor Anstrengung bebend riss er sich von Londons Anblick los.
    »Ich muss zurück in den Palast und das Signal zum Schließen der Stadttore geben lassen«, sagte er zu Halias, und nur das Zittern in seiner Stimme verriet, was ihn diese Entscheidung kostete.
    Halias nickte mit versteinerter Miene. »Geh. Die Stadtwachen werden mir helfen, die Prinzessinnen und London in Sicherheit zu bringen.«
    Destari zog seinen Arm unter London heraus, stand auf und verschwand in der Menge.
    »Ihr zwei da«, befahl Halias und zeigte auf zwei muskelbepackte Wachen. »Ihr tragt London. Ihr anderen umringt die Prinzessinnen und lasst niemand in ihre Nähe.«
    Halias ließ sich auf ein Knie sinken, während ich immer noch auf dem kalten Boden hockte. Als ich nicht reagierte, fasste er mich am Oberarm und zog mich auf die Füße. Ich riss mich vom Anblick des zusammengekrümmten London los und sah ihn verständnislos an.
    »Wir müssen in den Palast zurück, Prinzessin Alera.«
    Mit Halias an meiner linken Seite und Miranna, die sich bei mir untergehakt hatte, an der rechten traten wir den Rückweg an. Stadtwachen waren vor, hinter und neben uns. Die Wachen, die London trugen, folgten

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