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Alera 01 - Geliebter Feind

Alera 01 - Geliebter Feind

Titel: Alera 01 - Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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uns. Wir waren noch keine drei Schritte weit gegangen, da erscholl ein Horn und ich erkannte das Signal für die Wachen, die Stadttore zu schließen. Meine Gedanken waren bei Narian, und ich betete, dass die Stadt rechtzeitig abgeriegelt würde, bevor man ihn aus Hytanica verschleppen konnte. Doch die kalte Angst, die mich beim Gedanken an Narian packte, war nichts im Vergleich zu demSchmerz, den ich mit jeder Faser meines Körpers wegen London empfand. Ich mahnte mich selbst zur Ruhe und versuchte zu verdrängen, dass er vielleicht schon gestorben wäre, bevor wir den Palast erreicht hätten.
    Der Lärm und das Geschehen um uns herum, das mir noch Augenblicke zuvor lustig und einladend erschienen war, empfand ich jetzt als düster und bedrohlich. Ich war angespannt, alarmiert und betrachtete jeden, den ich durch die Phalanx der Stadtwachen wahrnahm, als potentiellen Feind.
    Nach Minuten, die mir unendlich erschienen, erreichten wir die Tore zum Schlosshof und eilten erleichtert hindurch. Auf dem Weg über den Hof beschleunigten wir unsere Schritte weiter, und bald betraten wir den Palast. Dort standen bereits Destari, Kade und ein sichtlich besorgter Cannan ins Gespräch vertieft, doch rasch richteten sich aller Augen auf uns.
    »Alera, Miranna, seid Ihr unverletzt?«, fragte Cannan und kam auf uns zu.
    Wir nickten, und er schaute auf London, der mit herabhängendem Kopf von zwei Stadtwachen hereingeschleppt wurde.
    »Folgt Kade ins Studierzimmer des Königs«, sagte er zu den beiden Soldaten. »Ich habe schon nach dem Arzt geschickt.«
    Ein Diener trat vor und nahm Miranna und mir unsere Pelze ab. Der Hauptmann richtete das Wort jetzt an Halias und Destari.
    »Ich habe schon Trupps ausgesandt, die die Stadt durchkämmen. Ihr bleibt besser bei den Prinzessinnen … und bei eurem Freund.«
    Cannan klang ungewöhnlich mitfühlend, und ich schloss aus seinen Worten, dass er von Londons bevorstehendem Tod ausging.
    Kade hatte die Wachen mit London bereits den Flur hinunter und ins Studierzimmer meines Vaters geführt. Wir Übrigen folgten ihnen niedergeschlagen. Als wir den Raum betraten, war Bhadran, der königliche Leibarzt, bereits zugegen und untersuchte London, den man aufs Sofa gebettet hatte. Als Destari vortrat, um den grauhaarigen Arzt zu befragen, zog sich Kade mit den Stadtwachen zurück.
    Unser langjähriger Arzt räusperte sich und wandte sich dann mit sorgenvoller Miene an mich.
    »Sein Puls ist kaum noch spürbar, und er atmet sehr flach. Ich bedaure, aber ich kenne dieses cokyrische Gift nicht und weiß daher auch von keinem Gegenmittel. Ich könnte versuchen, ihn zur Ader zu lassen, weil sich dadurch vielleicht etwas von dem Gift aus seinem Körper leiten ließe, aber er ist dem Tode bereits so nahe, dass mir dies nur eine sinnlose Quälerei scheint.«
    »Dann tut es nicht«, sagte ich, weil ich London weiteres Leid ersparen wollte.
    »Wie viel Zeit bleibt ihm noch?«, fragte Destari. Seine Stimme klang ganz rau, während er sichtlich um seine Fassung rang.
    »Nicht viel«, erwiderte Bhadran. »Das Einzige, was Ihr jetzt noch für ihn tun könnt, ist, ihm beizustehen.« Er sah mein schockiertes Gesicht und fügte noch hinzu: »Ich werde mich jetzt zurückziehen, um Euch nicht weiter zu stören.« Mit einer Verbeugung verließ er das Zimmer.
    Halias schob mir fürsorglich einen Ledersessel neben London, in den ich mich sinken ließ. Ich fühlte mich auf einmal unendlich schwach, fürchtete, jeden Moment in Ohnmacht zu fallen. Mit gequälten, hilflosen Mienen blieben die Elitegardisten zu beiden Enden des Sofas stehen.
    »Ich bleibe hier, falls du mich brauchst«, flüsterte Miranna und umarmte mich kurz. Sie setzte sich in einen Sessel neben dem Spieltisch, den die Männer oft zum Kartenspielen, Würfeln oder Schachspielen benutzten.
    Während ich London anstarrte, fiel mir der Nachmittag ein, an dem Narian uns erstmals sein ungewöhnliches Waffenarsenal vorgeführt hatte. Plötzlich hatte ich eine Idee.
    »Destari«, rief ich, »Cannan hat doch den Alchemisten einen der Pfeile geschickt. Vielleicht haben sie schon ein Gegengift entwickelt?«
    Destari schüttelte traurig den Kopf. »Ich habe den Hauptmann bereits danach gefragt. Unseren Alchemisten ist es nicht gelungen, das Gift zu identifizieren. Folglich konnten sie auch kein Gegenmittel finden. Tut mir leid, Alera.«
    Meiner letzten Hoffnung beraubt nickte ich nur und verfiel in Schweigen. Nach einigen Augenblicken streckte ich meine Hand aus und

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