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Alera 01 - Geliebter Feind

Alera 01 - Geliebter Feind

Titel: Alera 01 - Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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gewesen, hätte ich nicht geglaubt, dass er gerade erst dem Tod entkommen war. Ich musste an den Abend denken, als meine Mutter mir von der seltsamen Krankheit erzählt hatte, unter der London bei seiner Rückkehr aus Cokyri vor sechzehn Jahren gelitten hatte. Auch damals hatten Ärzte seinen Tod vorhergesagt. Ich fragte mich, ob dieser Elitegardist vielleicht ein Faible dafür hatte, Ärzte eines Besseren zu belehren.
    Tadark polterte herein, und kurz darauf begleiteten er und Halias Miranna und mich in unsere Gemächer. Kaum hatte ich meinen Salon betreten, sank ich auch schon auf das Sofa und schlief, zu erschöpft, um mich zum Zubettgehen fertig zu machen, auf der Stelle ein. Meine Kammerzofe deckte mich mit Pelzdecken zu, und ich fiel in einen tiefen, zum Glück traumlosen Schlaf.
    Die nächsten Tage vergingen quälend langsam, denn Narian blieb verschwunden. Destari hatte seinen Dienst als mein Leibwächter wieder aufgenommen, doch London war weiterhin mit der Suche beschäftigt. Schließlich wusste niemand besser als er, welche Gefahr Narians Rückkehr nach Cokyri bedeuten würde. Ich schwankte zwischen Panik und Verzweiflung. Für die Panik waren Londons düstere Warnungen in Bezug auf die Legende verantwortlich. Verzweiflung erfasste mich, wenn ich mir ausmalte, was Narian drohte, wenn man ihn nach Cokyri zurückbrachte. Ich war mir sicher, dass der Overlord ihn bestrafen würde, wenn er sich weigerte, die Pläne des Kriegsherrn zur Zerstörung Hytanicas zu unterstützen. London hielt jedoch unbedingt an der Überzeugungfest, dass Narian sich noch immer in der Stadt befand. Deshalb hegte auch ich eine gewisse Hoffnung, dass er gefunden würde.
    Am Spätnachmittag des dritten Tages nach Narians Entführung betrat London meinen Salon, in dem Destari gerade das Feuer schürte.
    »Ich muss etwas mit dir besprechen«, sagte er zu seinem Freund. Destari erhob sich, um ihm auf den Flur zu folgen. Doch da mischte ich mich ein, um über nichts im Unklaren zu bleiben. »Falls es um Narian geht, möchte ich auch wissen, was du zu sagen hast.«
    London überlegte kurz und willigte dann mit einem Achselzucken ein.
    »Ich schätze, dass die Cokyrier versuchen werden, ihn über die Mauer zu bringen«, sagte er an Destari gerichtet. »Inzwischen haben sie sicher eingesehen, dass es sinnlos wäre, es bei einem der Tore zu versuchen, da wir alle Karren und Kutschen durchsuchen, die die Stadt verlassen sollen, und alle Leute sich ausweisen müssen. Ihn weiter in der Stadt zu verstecken wird ebenfalls langsam zu riskant. Cannans Patrouillen sind Tag und Nacht unterwegs. Außerdem wurden die Bürger aufgefordert, alles zu melden, was ihnen ungewöhnlich erscheint.«
    »Da könntest du recht haben«, erwiderte Destari nachdenklich. »Obwohl es enorm kraftraubend sein dürfte, einen sich wehrenden oder ohnmächtigen Gefangenen über die Mauer zu schaffen. Aber trotzdem hätten sie dabei größere Erfolgschancen als bei einem Versuch an einem der Tore.« Er dachte darüber nach, was London gesagt hatte, dann fragte er: »Und was schlägst du jetzt vor?«
    »Die Cokyrier beobachten mit Sicherheit schon den Rhythmus und die Strecken unserer Patrouillen, um zuentscheiden, wo sie es versuchen wollen. Die Mauer im Osten wäre die klügste Wahl, weil sie sich dort im Schutz des Waldrands bewegen und direkt nach Cokyri absetzen können. Wenn wir die Schichten der Wachen, die oben auf der Mauer patrouillieren, entsprechend abstimmen, können wir meiner Ansicht nach absehen, wo sie die Flucht versuchen werden. Eine Lücke von zehn bis fünfzehn Minuten sollte ihnen genügend Zeit geben, um die Mauer zu überwinden. Wir brauchen uns dann nur auf der anderen Seite postieren und sie schnappen, wenn sie ihre Flucht fortsetzen wollen.«
    »Das könnte klappen«, stimmte Destari zu und in seinen kohlschwarzen Augen glitzerte es. »Hast du schon mit dem Hauptmann darüber gesprochen?«
    »Nein, aber das werde ich jetzt tun. Ich fürchte nämlich, wenn wir nicht bald handeln, wird der Feind von sich aus losschlagen.« Er rieb sich die linke Schulter, wo der Giftpfeil ihn getroffen hatte, und mir wurde klar, dass viel mehr Schicksale auf dem Spiel standen als nur das von Narian.
    »Ich komme zurück, wenn ich Cannans Antwort habe. Du solltest dir inzwischen schon Gedanken über die Einzelheiten machen, denn du weißt doch so gut wie ich, was er dazu sagen wird.«
    Kaum war London gegangen, widmete Destari sich wieder dem Feuer, aber er wirkte

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