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Alera 01 - Geliebter Feind

Alera 01 - Geliebter Feind

Titel: Alera 01 - Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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wir den Flur entlang.
    »Cannan!«, brüllte London, sobald er den Palast betreten hatte. Er zeigte auf eine der Wachen neben dem Tor und sagte kurz angebunden: »Hol mir Cannan her. Sofort!«
    »Ich bin bereits hier.« Ich vernahm Cannans gefährlich ruhige Stimme und sah ihn durch das Wachzimmer aus seinem Dienstraum treten. Wie hypnotisiert von der Auseinandersetzung, die unter mir stattfand, blieb ich auf dem Treppenabsatz stehen.
    »Habt Ihr bemerkt, dass heute Morgen noch niemand in die Stadt gekommen ist?«, donnerte London und stapfte auf seinen Vorgesetzten zu. »Nun, ich kann Euch den Grund dafür nennen! Sie sind tot, allesamt tot! Soldaten, Bauersleute, Männer, Frauen und Kinder, ja, sogar das Vieh, allesamt letzte Nacht niedergemetzelt. Undam Flussufer wimmelt es von Feinden.« Cannans dunkle Augen hielten die indigofarbenen des Elitegardisten fest, während dieser noch mit schneidender Stimme hinzufügte: »Das würde ich durchaus als eine Spur von den Cokyriern bezeichnen.«
    »Wir werden das jetzt nicht hier besprechen«, sagte Cannan und konnte seinen Zorn nur mühsam bändigen. »Komm mit mir, um dem König Bericht zu erstatten.«
    »Ich werde mit ein paar Männern aufbrechen, um mir einen Überblick über die Verluste zu verschaffen und die Toten zu zählen, solange dafür noch Zeit bleibt. Inzwischen könnt Ihr den König darüber aufklären, wie gut Eure Strategie funktioniert hat.«
    London kehrte dem Hauptmann den Rücken, doch Cannan streckte die Hand aus, packte ihn am Kragen seiner Lederjacke und riss ihn unsanft zurück.
    »Du wirst mit mir kommen«, erklärte er wütend. Dann gab er den Wachen am Tor einen Wink, die einen Schritt nach vorn taten und sein Ansinnen unmissverständlich klarmachten.
    London sagte nichts, sondern legte nur langsam die Hände auf seine Langmesser. In diesem Moment kam Destari die Treppe heruntergerannt, offenbar in der Absicht, die Auseinandersetzung zu beenden, bevor noch jemand verletzt würde.
    »London, was unser Hauptmann verlangt , ist sinnvoll«, erklärte Destari und legte seinem Freund eine Hand auf die Schulter. Dann wandte Destari sich an Cannan: »Sir, ich würde gern mit einem Trupp aufbrechen, um nach Überlebenden Ausschau zu halten und den Gefallenen die letzte Ehre zu erweisen.«
    Es verging ein langer, quälender Moment, in dem Cannan und London einander weiter wütend anstarrten.
    »Gewährt«, sagte Cannan schließlich.
    London richtete seinen Blick auf Destari, und seine Anspannung ließ ein wenig nach. Anscheinend fügte er sich seinem Freund Destari lieber als Cannan. Dann marschierte er am Hauptmann vorbei und in das Vorzimmer, das in den Thronsaal führte. Cannan winkte seine Wachen weg und folgte ihm.
    Destari kehrte an meine Seite zurück und löste sanft meine Hand vom Treppengeländer. Erst da wurde mir bewusst, wie fest ich dieses umklammert hatte.
    »Lasst mich Euch in Eure Gemächer zurückbringen«, schlug er vor und legte eine Hand auf meinen Arm, während er mich den Flur entlangführte. Ich widersprach nicht, sondern war von der Neuigkeit viel zu schockiert, um mich darum zu kümmern, wohin er mich brachte.

30. DRASTISCHE MASSNAHMEN
    Nur wenige Stunden später begleitete Miranna mich zu Narians Gemächern. Sie wurde von Halias eskortiert, während ich ausnahmsweise ohne Leibwache war. Denn Destari hatte sich aufgemacht, um das Einsammeln der gefallenen Hytanier zu beaufsichtigen.
    »Stimmt irgendetwas nicht?«, fragte meine Schwester, als sie meine gedämpfte Stimmung bemerkte.
    »Die Menschen, die sich noch in den Dörfern befanden, wurden letzte Nacht ermordet«, erklärte ich ihr und spürte, dass die Wut darüber mich wie eine Welle überrollte. »Cokyri hat sich an den Wehrlosen gerächt. Sie haben nicht nur Soldaten abgeschlachtet, sondern Männer, Frauen und Kinder.«
    »Davon wusste ich nichts«, murmelte Miranna betroffen.
    »Wie konnten sie nur so gnadenlos handeln?«, fragte ich und mein Zorn eskalierte. »Wie kann man in die Augen eines Kindes schauen und kein Mitleid empfinden? Sie sind nicht besser als wilde Tiere – oder sogar schlimmer, denn nicht einmal Tiere töten wahllos!«
    Miranna betrachtete mich besorgt, denn sie hatte mich noch nie so hasserfüllt reden gehört.
    Als wir Narians Zimmer erreicht hatten, zitterte ich vor Anstrengung, meine Wut im Zaum zu halten. Ich erblickte ihn, und mir fiel als Erstes ein, dass er von den Leuten großgezogen worden war, die diese unglaublichen Grausamkeiten

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