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Alera 01 - Geliebter Feind

Alera 01 - Geliebter Feind

Titel: Alera 01 - Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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verschwunden wäre und du die Wahl zwischen den beiden gehabt hättest, wem hättest du dann den Vorzug gegeben?«, fragte Reveina, die nie ein Blatt vor den Mund nahm.
    Alle verstummten und warteten auf meine Antwort. Ich rang verunsichert und überrumpelt um eine Erwiderung. Umso dankbarer war ich Miranna, als sie mich vor weiteren Peinlichkeiten rettete. Sie trat in unsere Mitte und ergriff an meiner Stelle das Wort.
    »Narian ist der Bruder meiner besten Freundin, also war es ganz selbstverständlich, dass Alera und ich ihn besser kennenlernten. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.«
    Ich warf meiner Schwester einen erleichterten Blick zu und fügte noch hinzu: »Er ist fortgegangen, weil er die Berge vermisste und einige Zeit dort verbringen will.«
    Bevor die anderen Mädchen nach Einzelheiten fragen konnten, beendete Miranna die Unterhaltung.
    »Komm, Schwesterchen. Mutter möchte ihren Platz einnehmen und hätte uns gern an ihrer Seite.« Sie ergriff meine Hand und zog mich mit sich, wobei sie unseren Freundinnen noch riet : »Ihr solltet auch eure Plätze einnehmen. Denn das wird wahrscheinlich eure letzte Gelegenheit sein, vor der Hochzeit noch einmal eure Manieren einzuüben.«
    Bedrückt ging ich neben Miranna her. Die Bemerkungen hatten mir all meine unterschwelligen Ängste vergegenwärtigt. Wo war Narian? Warum war er verschwunden? Was würde Steldor von seiner Braut erwarten? Selbst wenn Steldor es noch nicht wusste, war mir klar, dass ich kein Herz mehr zu verschenken hatte,denn Narian hatte meines mitgenommen. Während der Tee serviert wurde, saß ich nur schweigend da. Ich plante, mich zum frühestmöglichen Zeitpunkt zurückzuziehen, denn die Trauer über Narians Verschwinden hatte mich wieder ganz erfasst. Die Leere in mir fühlte sich an wie ein körperlicher Schmerz, vor dem ich am liebsten davongelaufen wäre, aber mir blieb keine andere Zuflucht als der Schlaf. Irgendwie kam es mir vor, als lebte ich in einer Zwischenwelt, in der ich weder die Vergangenheit aufarbeiten noch mich auf die Zukunft einlassen konnte.
    In der Nacht vor meiner Hochzeit regnete es, was meine Mutter als gutes Omen ansah. Der Regen wusch angeblich Verletzungen und Kränkungen der Vergangenheit fort und erlaubte einen frischen Neubeginn. Der Hochzeitsmorgen war dann tatsächlich klar und versprach einen warmen Nachmittag.
    Meine Mutter ließ mir ein besonderes Hochzeitsfrühstück in meine Gemächer bringen, in dem ich aber nur herumstocherte, weil mir viel zu übel war, um essen zu können. Als Nächstes badete ich in duftendem Wasser und ließ mein langes Haar ausgiebig von Sahdienne bürsten.
    Als meine Brautjungfer half Miranna mir am frühen Nachmittag in mein Brautgewand. Das Kleid war aus dem von meiner Mutter gewählten Stoff genäht: cremefarbene Seide mit einem dünnen goldfarbenen Überkleid, das direkt unter dem Busen angesetzt war. Der Ausschnitt war rund, die Ärmel gerüscht und das Mieder über und über mit Goldstickerei versehen. Ein zarter goldener Umhang reichte bis zum Boden und war an den Schultern befestigt. Elegant drapiert ließ er die Goldspitze sehen, die den ganzen Rücken bedeckte. Aufdem Kopf trug ich einen schlichten, etwa einen Finger breiten Goldreif, der mit drei Juwelen verziert war: einem Saphir als Zeichen der Reinheit, einem Smaragd als Symbol für die Hoffnung sowie einem roten Jaspis, der für die Liebe stand. Mein Haar war zu einem lockeren, mit goldenem Band verzierten Knoten aufgesteckt. Meinen Ausschnitt schmückte ein schlichtes goldenes Kreuz. In der Linken würde ich einen kleinen Blumenstrauß tragen, in den auch glückbringende Kräuter eingebunden waren.
    Die Trauung würde im Ballsaal stattfinden, gefolgt vom Festmahl im königlichen Bankettsaal. Zu Tanz und anderer Unterhaltung würde man anschließend wieder in den Ballsaal zurückkehren. Meine Eltern würden mich zur Trauung geleiten, und je näher der Zeitpunkt rückte, desto mehr graute mir davor, während ich in meinen Gemächern wartete.
    Die Musik der Hofsänger, dazu Gelächter und Applaus verrieten mir, dass Steldor eingetroffen sein musste. Durch meine offenen Balkontüren konnte ich bis in den mittleren Innenhof schauen und sah, wie er auf seinem prachtvollen Schimmelhengst durch die Tore ritt, während ein Diener neben ihm herlief. Es war das erste Mal, dass ich jemand auf dem Terrain des Palastes reiten sah, was mein Gefühl, nichts wäre, wie es sein sollte, noch verstärkte.
    Steldor ritt die halbe Strecke

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