Alera 01 - Geliebter Feind
weitreichenden Entschluss handelt, doch ich glaube, dass Ihr eine kluge Entscheidung getroffen habt. Getragen von der Liebe zu Eurer Schwester und Eurem Pflichtgefühl. Ihr habt meinen allergrößten Respekt.«
33. MIT DIESEM RING
Die Verlobung fand am nächsten Nachmittag in der Schlosskapelle statt. Mein Vater befand es für nötig, keine Zeit zu verlieren, da das Aufgebot vor dem Hochzeitstag an drei aufeinanderfolgenden Sonntagen öffentlich ausgehängt werden musste. Darin wurde unsere Verlobung bekannt gegeben und jeder, der einen Grund wüsste, warum wir nicht getraut werden sollten, aufgefordert, diesen zu nennen.
Unsere Eltern waren die einzigen Zeugen der Zeremonie. Ich trug das weiße Kleid, das für meinen siebzehnten Geburtstag angefertigt worden war. Steldor seine Uniform aus schwarzem Leder. Wir hatten zuvor nicht miteinander gesprochen, und ich fühlte mich unbehaglicher als je zuvor in meinem Leben, als ich neben ihm vor dem grauhaarigen Priester stand.
Das Ritual selbst war kurz und bestand aus dem Eheversprechen und dem Tausch der Ringe. Wir gaben uns die rechte Hand, dann fragte der Priester Steldor in unerträglich nasalem Ton: »Versprecht Ihr, diese Frau zu Eurer Gattin zu nehmen, sofern die heilige Kirche dem zustimmt?«
»Ja, das verspreche ich«, antwortete Steldor.
Danach stellte der Priester mir die gleiche Frage : »Versprecht Ihr, diesen Mann zu Eurem Gatten zu nehmen, sofern die heilige Kirche dem zustimmt?«
»Ja, das verspreche ich«, erklärte ich steif, während mir das Herz in der Brust schmerzlich hämmerte.
»Dies soll ein Symbol Eures Versprechens sein«,verkündete der Kirchenmann und drückte Steldor einen Ring in die linke Hand.
Steldor löste seine rechte Hand aus meiner und schob mir den goldenen Ring über den Finger. Dann wiederholte der Priester das Ritual mit mir, und ich streifte den Ring ziemlich unbeholfen über Steldors rechten Ringfinger.
Nachdem er uns gesegnet hatte, lauteten die abschließenden Worte des Geistlichen: »Ihr dürft nun Eure Verlobung mit einem Kuss besiegeln.«
Steldor legte eine Hand unter mein Kinn und presste seine Lippen kurz auf die meinen.
Unsere Eltern kamen nach vorn, um uns zu gratulieren, danach begaben mein Vater und Cannan sich in den Thronsaal, um den Ehevertrag zu besprechen, während meine Mutter und Faramay sich in den Salon der Königin zurückzogen, um mit dem Planen der Hochzeit zu beginnen. Als auch der Priester in der Sakristei verschwunden war, blieb ich allein mit Steldor zurück, der mich selbstsicher angrinste und dann an sich drückte. Er küsste mich erneut, nur diesmal drängender, sodass die darin spürbare Leidenschaft mich fast ängstigte.
»Ein Verlobungskuss sollte der Vorgeschmack auf künftige Genüsse sein, findest du nicht?«, murmelte er, als unsere Lippen sich voneinander lösten, und starrte mich mit seinen dunklen Augen hungrig an.
Ich stemmte mich gegen seine Brust, doch seine kräftigen Arme hielten mich fest.
»Mach keinen Fehler, Alera. Du warst schon immer die Königstochter, die ich mir zur Frau gewünscht habe.«
Dann ließ er mich los, nahm mich bei der Hand und führte mich den Flur hinunter in die Große Halle.
»Ich werde dich heute zum Abendessen besuchen«, meinte er grinsend. »Verlobte sollen schließlich viel Zeit miteinander verbringen, damit sie sich vor ihrer rechtmäßigen Trauung besser kennenlernen.«
Damit machte er auf dem Absatz kehrt und verließ den Palast, vermutlich in Richtung Kaserne. Ich fragte mich, ob er von nun an erwartete, dass ich jeden Abend mit ihm aß. Voller Trauer über den Verlust meiner Freiheit stieg ich die Prunktreppe hinauf und kämpfte gegen das Verlangen an, es Narian gleichzutun und in die Berge zu verschwinden.
Ich hätte mir über die gemeinsame Zeit mit Steldor in den sechs Wochen bis zu unserer Hochzeit allerdings keine Sorgen zu machen brauchen. Die Cokyrier hatten ihre Feldlager am jenseitigen Ufer des Recorah aufgeschlagen und blieben dort in Lauerstellung. Cannan konterte mit dem Aufmarsch all unserer Truppen, sodass Steldor und die anderen Feldkommandanten ebenfalls vor Ort zu sein hatten. Bei den wenigen Malen, wenn Steldor in die Kaserne heimkehrte und die Gelegenheit nutzte, um mit mir zu Abend zu essen, waren entweder seine oder meine Eltern als Tugendwächter zugegen. Denn die Kirche gab, was das Verhalten verlobter Paare betraf, strenge Regeln vor.
Aber auch meine Tage waren sehr ausgefüllt. Selbst in so gefahrvollen
Weitere Kostenlose Bücher