Alera 01 - Geliebter Feind
Steldor mich mit sich, um vom König die Erlaubnis einzuholen, dass wir uns zurückzogen. Bei der Gelegenheit wünschte er auch gleich seinem Vater eine gute Nacht.
Ich stieg mit ihm die Vordertreppe zum dritten Stock hinauf. Wir beide folgten dem alten Priester, der unser Brautgemach noch zu segnen hatte. Mir kam es vor, als würde mit jedem der langsamen und mechanisch ausgeführten Schritte ein weiterer Nagel in meinen Sarg geschlagen. Als wir uns dem Zimmer näherten, das ich ausgesucht hatte, zog Steldor mich weiter den Gang hinunter. Schließlich standen wir vor dem Raum, den bis vor Kurzem Narian bewohnt hatte. Der Priester und Steldor traten ein, während ich zögernd auf der Schwelle stehen blieb, verwirrt und verärgert.
»Dies hier ist besser für uns«, sagte Steldor, nahm mich bei der Hand und fügte mit leiser Stimme hinzu: »Ich werde in meinem Heim keine Geister dulden.«
Nervös und mit dem Gefühl der Demütigung trat ich ein, denn Steldor hatte wohl vermutet, dass ich diesen Raum nicht betreten wollte. Ich blieb stehen und sah mich in meinem Gefängnis um. Natürlich war das Zimmer von meiner Mutter zur Vorbereitung auf diese Nacht neu eingerichtet worden. Gleich gegenüber der Tür stand ein großes Himmelbett mit goldenem Überwurf und zahlreichen Kissen. Darauf verstreute Rosenblütenblätter sorgten für einen zarten Duft. Auf einem kleinen Tisch neben dem Bett standen eine Laterne, ein Krug Wein und zwei Gläser. Ein großer offener Kamin nahm fast die ganze linke Wand ein, allerdings hatte man kein Feuer angezündet, da das Wetter tagsüber recht warm gewesen war. Vor dem Kamin standen ein Sofa und einige Sessel. Die Blumen von der Trauungszeremonie waren heraufgebracht worden. Sie standen an der rechten Wand aufgereiht und trugen zu dem Duft, der in der Luft hing, bei.
Der Priester hatte sich inzwischen neben dem Bett postiert und forderte Steldor und mich auf, neben ihn zu treten. Ich stand verlegen an der Seite meines Mannes, während der Geistliche uns und unser Ehebett segnete, um uns Glück und Fruchtbarkeit zu bescheren. Als die Zeremonie beendet war, begleitete ich ihn zur Tür.
Nachdem der Priester gegangen war, blieb ich mitten im Zimmer stehen und beobachtete Steldor. Schmerzlich wurde mir bewusst, dass ich jetzt ihm gehörte und niemand eingreifen würde, falls er beschloss, seine ehelichen Rechte geltend zu machen. Er sah mich ebenfalls prüfend an, während er seine Lederjacke auf einen der Sessel warf und sein weißes Hemd öffnete. Ich konnte seinen Talisman, einen silbernen Wolfskopf, auf seiner kräftigen Brust liegen sehen. Schließlich kam er zu mir,küsste mich unvermittelt und legte dabei seine Hände um mein Gesicht. Während sein mir inzwischen schon vertrauter Geruch mich umfing, strich er mit seinen Händen an meinen Seiten entlang, bis sie auf meinen Hüften zu liegen kamen. Ich versteifte mich unter seiner Berührung, und er machte einen Schritt von mir weg.
»Dreh dich um, dann helfe ich dir aus deinem Kleid.«
Ich flehte ihn wortlos an, doch da ich in seinem Blick kein Mitleid entdecken konnte, drehte ich ihm ergeben den Rücken zu. Er begann, die Bänder meines Kleides zu lockern und küsste dabei sanft meine Schultern und meinen Nacken. Als ich erschauerte, ließ er sofort die Hände sinken. Ängstlich, was das wohl zu bedeuten hatte, drehte ich mich um und sah, dass er die Arme vor der Brust verschränkt hatte und sein hübsches Gesicht vor Enttäuschung verdüstert war.
»Was soll ich nur mit dir machen? Ich würde nichts lieber tun, als mich heute Nacht mit dir zu vereinen, aber wie mir scheint, würdest du nicht aus freien Stücken zu mir kommen, sondern nur aus Pflichtgefühl.«
Ich blickte zu Boden und fürchtete mich vor meiner Antwort auf seine Anschuldigung. Er ging wieder auf mich zu, legte eine Hand auf meinen Rücken, vergrub die andere in meinem Haar, presste meinen Körper an sich und küsste mich mit noch mehr Leidenschaft. Als ich mich unwillkürlich versteifte, ließ er mich abrupt los und trat gleich zwei Schritte zurück. Ich wartete in meinem Elend, während er sich mit einer Hand durch sein dunkles Haar fuhr und seine Augen zornig funkelten.
»Dies ist unsere Hochzeitsnacht, Alera. Du bist klug genug, um zu wissen, was das heißt.«
»Ich weiß, was das heißt, aber ich fühle mich noch nicht zur Unterwerfung bereit, Mylord«, sagte ich mitschwacher Stimme. Ich meinte, ihm am ehesten beizukommen, wenn ich seine eigene
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