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Alera 01 - Geliebter Feind

Alera 01 - Geliebter Feind

Titel: Alera 01 - Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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Verrats bezichtigen, versicherte ich mir selbst. Er würde alles erklären können und noch vor Einbruch der Nacht in den Dienst zurückkehren. Ein ums andere Mal wiederholte ich diesen Satz – London ist kein Verräter –, bis er hohl klangund ich mich schämte, festzustellen, dass ein Teil von mir ihn nicht mehr glaubte.
    Ich überhörte das Klopfen an der Tür, aber Tadark ging hin und öffnete. Ein Angehöriger der Elitegarde trat ein.
    »Destari!«, rief ich und sprang auf, als er auf mich zukam. »Was tust du denn hier?«
    Destari verbeugte sich und nahm dann eine etwas lässigere Haltung ein. Er war außergewöhnlich groß und kräftig, sodass Cannan neben ihm klein und Tadark beinahe wie ein Kind wirkte. Er hatte rabenschwarzes Haar, schwarze Augen, sein Kinn war kantig und die buschigen Augenbrauen ließen ihn geradezu bedrohlich wirken. Aber da ich ihn schon mein ganzes Leben lang kannte, fürchtete ich mich natürlich nicht vor ihm. Wie Tadark und alle anderen Soldaten der Elitegarde außer London trug er eine ordentliche Uniform, bestehend aus königsblauem Rock, weißem Hemd und schwarzer Hose.
    »Ich wurde zu deinem zweiten Leibwächter ernannt«, sagte er mit seiner dröhnenden Stimme, und der kleine Rest des Mittagessens in meinem Magen überschlug sich.
    »Wo ist London?«
    Destari starrte auf den Boden, während er um eine Antwort rang, denn er und London waren schon seit ihrem Besuch der Militärakademie befreundet und gleichzeitig zur Elitegarde gekommen.
    »London wurde vom Dienst suspendiert.«
    »Was?«, flüsterte ich schockiert. »Warum?«
    »Ihr wisst, warum«, sagte Destari und warf einen verstohlenen Blick in Tadarks Richtung, der mich wohl warnen sollte, meine Wort wohl zu überlegen.
    Offensichtlich hielt man Tadark nicht fürvertrauenswürdig genug, alles, was die Elitegarde betraf, zu erfahren, oder zumindest schien das Destaris Standpunkt zu sein. Nach allem, was ich über Tadark wusste, konnte ich das dem älteren Wachmann nicht einmal verübeln.
    »Was ich gesagt habe, beweist doch gar nichts!«, erwiderte ich heftig, obwohl mir die Folgen meines Handelns längst bewusst waren.
    »Es beweist genug.«
    »Was bedeutet das?« Meine Gedanken rasten und ich suchte nach Möglichkeiten, das, was ich getan hatte, ungeschehen zu machen.
    »London erlaubte keine Zweifel an deiner Glaubwürdigkeit und gab zu, die cokyrische Frau zu kennen. Er gestand auch, in der Nacht ihrer Flucht deine Gemächer verlassen zu haben, mehr aber auch nicht. Er hat weder bestätigt noch geleugnet, ihr geholfen zu haben.«
    »Ich muss zu meinem Vater«, verkündete ich und ging auf die Tür zu. Doch mein Ersatzleibwächter ließ mich nicht passieren.
    »Destari, geh sofort aus dem Weg!«, befahl ich mit so viel Autorität, wie ich aufbringen konnte. Meine Stimme klang hoch und laut.
    »Bei allem nötigen Respekt, Prinzessin Alera, es ist schon spät, und es wäre besser, wenn Ihr den König erst morgen sprechen würdet.«
    »Bei allem nötigen Respekt, Destari«, fauchte ich ihn mit in die Hüften gestemmten Händen an, »geh mir aus dem Weg.«
    Tadark, der sich bis jetzt erstaunlicherweise komplett zurückgehalten hatte, vermochte sich nicht länger zu beherrschen.
    »Ich muss Destari recht geben, Prinzessin«, hob er an, aber ich schnitt ihm das Wort ab.
    »Du hast dazu gar nichts zu sagen, Tadark! Ich habe es sowieso satt, mir deine Ansichten anzuhören!«
    Mit traurigen braunen Augen, die an einen geschlagenen Hundewelpen erinnerten, trat er den Rückzug an, und ich lenkte meinen Zorn wieder auf den mich turmhoch überragenden Destari.
    »Falls du nicht Befehl hast, mich hier festzuhalten – ein Befehl, dem ich mich ohnehin widersetzen würde –, dann überschreitest du hier eindeutig die dir gesetzten Grenzen. Also geh zur Seite!«
    Ich zeigte dorthin, wo ich ihn haben wollte. Resigniert trat Destari beiseite, und ich stürmte auf den Gang hinaus. Beide Leibwächter folgten mir. Als ich die Prunktreppe hinunterlief, quälte mich bereits die Hoffnungslosigkeit meines Unterfangens und meine Wut verwandelte sich in Verzweiflung.
    Schließlich betrat ich den Thronsaal und ließ Destari und Tadark im Vorzimmer zurück. Dort saß mein Vater, allein, ohne Wachen. Das schwindende Nachmittagslicht, das durch die hohen Fenster im Norden des Saales fiel, erzeugte in den Winkeln lauernde Schatten und sorgte für eine unheimliche Atmosphäre.
    »Was ist passiert, Vater?«
    »Alera«, sagte er müde. »Ich wusste, dass

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