Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alera 01 - Geliebter Feind

Alera 01 - Geliebter Feind

Titel: Alera 01 - Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
Vom Netzwerk:
ich die Erlaubnis, einzutreten, abwartete. Dieses Vorzimmer dient als Wartebereich bei offiziellen Audienzen des Königs, und der Zugang befindet sich unterhalb der Prunktreppe. Es gibt noch drei weitere Wege in den Thronsaal: einen durch die Wachstube neben dem Dienstraum des Hauptmannes der königlichen Garde, einen über das Wachzimmer des diensthabenden Unteroffiziers und schließlich noch einen durch den Salon des Königs. Letzterer befand sich im Westflügel gleich gegenüber von unserem privaten Treppenhaus, sodass mein Vaterden Thronsaal von seinen Gemächern aus rasch erreichen konnte.
    London und Tadark schienen beide außergewöhnlich gut gelaunt, aber vielleicht kam mir das auch nur im Vergleich zu meiner eigenen Stimmung so vor. London lehnte sich seiner Gewohnheit entsprechend mit dem Rücken gegen die Wand.
    »Um wie viel Uhr ist doch gleich deine Audienz?«, neckte er mich und spielte auf das Verlangen meines Vaters an, selbst eine Begegnung mit der eigenen Tochter als streng formale Angelegenheit zu behandeln. »Das ist doch wirklich seltsam«, fuhr London fort, »dass die Prinzessin den König ohne Audienz nicht sehen kann. Wahrscheinlich würde es ihr eher gelingen, den Recorah zu durchschwimmen, als kurzfristig mit ihrem Vater zusammenzutreffen.«
    Tadark kicherte, verstummte aber sofort, wohl aus Sorge, sein unbotmäßiges Verhalten im Dienst könnte beobachtet werden.
    London wirkte deutlich entspannter als am vergangenen Nachmittag, und seine Gegenwart quälte mich, wenn ich daran dachte, was ich gleich vorhatte. Das Militär war sein Leben. Wollte ich das tatsächlich zerstören? Ich schüttelte insgeheim den Kopf. London würde eine plausible Erklärung für alles haben, und wenn nicht … dann hätte er sein Leben selbst zerstört.
    Da ich offenbar nicht in der Stimmung war, auf seinen Spott einzugehen, wandte London sich seinem neuen Zeitvertreib zu – Tadark ärgern. Das war in der Regel für London und mich unterhaltsam, während Tadark es naturgemäß nicht schätzte.
    Gerade als mein junger Leibwächter sich eine Entgegnung auf einen reichlich respektlosen KommentarLondons zurechtgelegt hatte, wurden die Türen zum Thronsaal geöffnet. Eine der Palastwachen, die auf der Schwelle stand, winkte mich sogleich herein. Ich schwankte ein wenig, denn mir war klar, dass ich jetzt die letzte Chance hatte, meinen Entschluss zu ändern, aber egal, wie sehr mir vor dem graute, was ich mir vorgenommen hatte – ich glaubte, keine andere Wahl zu haben.
    London und Tadark blieben zum zweiten Mal innerhalb von zwei Tagen zurück, während ich mit einem Elternteil sprach. Ich machte einen Knicks vor meinem Vater, der auf seinem Thron saß. Danach blieb mein Blick am königlichen Wappen hängen, das hinter ihm an der Wand hing. Fahnen in den Reichsfarben Königsblau und Gold umrahmten den imposanten Schild, der in vier Felder unterteilt war. Das linke obere war rot und zeigte einen goldenen Löwen, der Mut symbolisierte, eine Eigenschaft, die ich gerade jetzt dringend benötigte. Oben rechts war ein silberner Mond auf violettem Grund zu sehen, der für Gerechtigkeit stand. Er erinnerte mich daran, dass ich auf die Fairness meines Vaters zählen durfte. Eine blaue Träne vor goldenem Hintergrund, die das linke untere Feld schmückte, flößte mir Vertrauen in das gute Herz meines Vaters ein. Auf dem letzten Viereck war ein Falke auf Blau abgebildet, der Treue repräsentierte. Diese Tugend hatte ich London stets zugeschrieben, und ich hoffte, er würde sie erneut beweisen.
    »Welchem Umstand verdanke ich das Vergnügen deines Besuches?«, fragte mein Vater. Er strahlte mich mit seinen dunkelbraunen Augen liebevoll an und ich wusste sofort, was er zu hören erwartete. Diese Erkenntnis traf mich wie ein kalter Windstoß ins Gesicht.
    »Es hat nichts mit der Wahl eines Ehemannes oder mit Steldor zu tun«, gestand ich und versuchte so, dem Thema von vorneherein auszuweichen.
    Er verzog das Gesicht und verlor ein wenig von seiner guten Laune. »Nun, was kann dann so dringend sein, dass du mich um diese Tageszeit aufsuchst? Wie du ja weißt, habe ich viel zu tun, Alera.« In seiner Stimme schwang leiser Tadel mit.
    »Ich denke, es wird auch dir wichtiger erscheinen als dein Tagesgeschäft, Vater«, versicherte ich ihm und verschränkte nervös meine Finger.
    Besorgt zog er die Brauen zusammen. »Ist alles in Ordnung? Du wirkst blass, meine Liebe.«
    Ich holte tief Luft, bevor ich ohne Umschweife zur Sache kam:

Weitere Kostenlose Bücher