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Alera 01 - Geliebter Feind

Alera 01 - Geliebter Feind

Titel: Alera 01 - Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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ob du darunter am meisten zu leiden hättest. Vielleicht bist du dir doch nicht so sicher, ob das, was du getan hast, notwendig war.«
    »Ich habe getan, was ich für das Beste hielt«, wiederholte ich zitternd, denn London hatte exakt die Frage angesprochen, die in mir arbeitete, seit ich bei meinem Vater gewesen war – hatte ich das Richtige getan? In jenem Moment war mir meine Entscheidung richtig erschienen, doch jetzt, im Nachhinein, schien nichts mehr eindeutig. »Wenn mein Verdacht falsch war, dann hättest du das meinem Vater und Cannan erklären sollen.«
    »Sei keine Närrin, Alera«, giftete London mich an. »Es gibt keine Entschuldigung dafür, dass ich dich gegen meinen Befehl allein gelassen habe. Egal, welche Erklärung ich geliefert hätte.«
    »Du hättest ihnen die Wahrheit sagen können«, wagte ich einzuwenden.
    »Ich habe ihnen gesagt, was ich konnte.«
    »Was bedeutet das? Du bist des Verrats bezichtigt, London! Die Wahrheit kann doch wohl nicht schlimmer sein als das.«
    »Vielleicht doch.«
    Einen Moment lang war ich verwirrt. Ich wurde aus seinen Äußerungen nicht klug.
    »Was hätte ich deiner Meinung nach denn tun sollen? Ich bin zu meinem Vater gegangen, weil ich mir keinen anderen Rat mehr wusste. Wenn du eine andereLösung gesehen hättest, die nicht zu diesem Ende geführt hätte, dann nenne sie mir bitte.«
    »Du hättest damit zu mir kommen sollen«, sagte London, als wäre das die selbstverständlichste Sache der Welt.
    »Das habe ich doch getan! Du hast mir nichts gesagt. Im Gegenteil, du hast mich zweimal angelogen! Was sollte ich denn davon halten?«
    »Hätte ich gewusst, was du vorhattest, dann hätte ich … deine Bedenken zerstreuen können.« London seufzte schwer und strich sich die silbernen Locken aus der Stirn. »Du hättest mir die Gelegenheit dazu geben müssen.«
    »Dann möchtest du es mir vielleicht jetzt erklären«, legte ich unerbittlich nach.
    »Jetzt macht es ja keinen Unterschied mehr, was ich sage.« London klang fast traurig, aber ich durfte mir seinen Schmerz gar nicht erst ausmalen, sondern musste ihn zum Reden bringen.
    »Dann beantworte mir nur eine Frage. Hast du ihr zur Flucht verholfen?«
    »Das ist nicht …«, setzte London an, doch ich unterbrach ihn.
    »Hast du ihr zur Flucht verholfen?«
    »Du weißt nicht …«
    »Das ist eine einfache Frage, die mit Ja oder Nein zu beantworten ist. Bist du ein Verräter? Hast du ihr geholfen zu fliehen?« Ich starrte ihn an und flehte stumm um eine ehrliche Antwort.
    »Ich bin kein Verräter«, erklärte er leise. Einen Moment lang schien die Luft vor Spannung zu vibrieren, dann fuhr er schweren Herzens fort: »Wenn du jemand wirklich vertraust, dann vertraust du seinem Reden und Handeln auch ohne Erklärung. Dieses Vertrauen hast du in mich anscheinend nicht gesetzt.«
    Einen Augenblick lang fühlte ich mich, als müsste ich ertrinken. Das Einzige, was mir noch mehr zu schaffen machte als Londons Wut, war seine Enttäuschung. Ich sah ihn flehend an, aber sein Gesichtsausdruck änderte sich nicht.
    »Wenn du sonst nichts mehr von mir willst, dann werde ich jetzt gehen.«
    Ich entließ ihn schweren Herzens und folgte ihm hinaus auf den Flur. Als er und der Wachmann, der ihn vom Palastgelände zu schaffen hatte, davongingen, packte mich echte Trauer. Schuld, Bedauern und Verleugnung waren mit einem Schlag verschwunden. Ich wusste nicht, wann ich London je wiedersehen würde, und es kam mir vor, als wollte mein Herz versuchen, ihm zu folgen. Mit jedem seiner Schritte schlug es heftiger in meiner Brust, als wollte es herausspringen. Am liebsten wäre ich ihm nachgelaufen und hätte die Ereignisse der letzten Tage ungeschehen gemacht, aber es bot sich mir keine Möglichkeit, wieder in Ordnung zu bringen, was ich angerichtet hatte.

8. TEEGEPLAUDER
    In den Tagen, die auf Londons Verbannung aus dem Schloss folgten, hielten sich bei mir Trauer und Bedauern die Waage. Ich wünschte, ich hätte aufhören können, mich in meinem Kummer zu ergehen, denn seine Bemerkungen über mein selbstmitleidiges Verhalten klangen mir noch in den Ohren. Ich absolvierte meine üblichen Pflichten in Handarbeit, Kalligraphie, Musikunterricht. Nachmittags suchte ich zum Gebet die Kapelle auf, abends las ich, doch alles ohne Antrieb oder gar Begeisterung. Cannan hatte einige der Sicherheitsmaßnahmen für mich und Miranna gelockert, sodass wir den Palast in Begleitung unserer Leibwache wieder verlassen durften, doch ich hatte gar kein

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