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Alera 01 - Geliebter Feind

Alera 01 - Geliebter Feind

Titel: Alera 01 - Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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ja offenbar unnötigerweise gerufen worden war. Nachdem er ihren Bericht vernommen hatte, verbeugte er sich und bedachte uns im Hinausgehen noch mit einem vorwurfsvollen Kopfschütteln. Meine Mutter setzte sich wieder, und wir stellten uns mit schuldbewusst gesenkten Häuptern neben sie. Danach herrschte angespannte Stille, bis Narian das Wort ergriff und ich zum ersten Mal seinen leichten Akzent bemerkte.
    »Warum habt ihr mich vorhin so angesprochen? Wer ist dieser Kyenn?«
    Semari hob den Blick von ihren Händen und starrte ihn an. Ihr Gesicht, das seinem so unglaublich ähnlich sah, leuchtete hoffnungsvoll. Ich kam zu keinem anderen Schluss als wohl auch alle anderen um mich herum. Semari öffnete den Mund, um ihm zu antworten, als Halias ihr zuvorkam.
    »Schweig, Semari. Vor dem Eintreffen des Hauptmannes soll nicht mit dem Gefangenen gesprochen werden.«
    Wie auf Kommando schwang die Tür auf undCannan trat ein, dicht gefolgt von Destari. Die beiden imposanten Gestalten verstärkten die bedrohliche Atmosphäre noch. Alle Aufmerksamkeit richtete sich auf den Hauptmann, doch der schwieg. Er blieb nur mitten auf dem großen Teppich stehen, studierte erst Semari eingehend, danach Narian, schließlich ließ er seine Blicke mit erstaunter Miene zwischen den beiden hin und her wandern.
    Destari, der neben ihn getreten war, fragte mit ernster Stimme: »Was haltet Ihr davon, Sir?«
    »Die Ähnlichkeit ist unbestreitbar«, stieß Cannan hervor.
    »Kann das sein?«, ließ Halias sich vernehmen und schien zu irritiert, um das militärische Protokoll zu beachten. Immerhin fügte er noch ein »Hauptmann« hinzu.
    »Ich kann mir keine andere Erklärung vorstellen. Man muss den König benachrichtigen.«

11. VON DEN TOTEN AUFERSTANDEN
    Bald summte der Palast vor lauter Gerüchten. Für mich waren diese Fragen und Spekulationen die einzige Informationsquelle. Mein Vater war zornig auf Miranna und mich, doch zu sehr beschäftigt mit der Frage nach der möglichen Identität des cokyrischen Jungen. Uns zu bestrafen hatte er noch keine Zeit gefunden. Ich war für diesen kleinen Aufschub dankbar.
    Am Tag nach unserem Abenteuer war Semari zusammen mit ihren Eltern in den Palast zurückgekehrt. Doch weder Miranna noch ich waren dabei gewesen, als sie Cannan und meinen Vater getroffen hatten. Bis dato war darüber nichts Konkretes bis zu mir durchgesickert.
    Miranna wünschte sich sehnlichst, noch einmal mit Semari sprechen zu dürfen, doch sie wagte nicht, meinen Vater um die Erlaubnis für einen Besuch zu bitten. Das hätte ihn vermutlich nur daran erinnert, dass er sich mit uns noch nicht beschäftigt hatte. Ich wollte nur zu gern wissen, was er in Bezug auf Narian entschieden hatte, doch die Einzigen, die über genaue Informationen verfügten, waren Angehörige der Elitegarde, von denen keiner dazu aufgelegt war, mich aufzuklären.
    Mein Wissensdurst sollte nicht einmal durch meinen Vater gestillt werden, der sich schließlich doch von seinen üblichen Pflichten freimachte, um sich seine renitenten Töchter vorzunehmen. Er kam in den frühen Morgenstunden noch vor seinen Amtsgeschäften in meine Gemächer.
    Tadark war bereits auf seinem Posten und warteteauf dem Flur darauf, über meinen Tagesplan informiert zu werden. Eilfertig klopfte er an und öffnete die Tür, um meinen Vater anzukündigen, der mit ungewöhnlich grimmiger Miene eintrat. Ich war gerade erst aus meinem Schlafzimmer gekommen und saß auf dem Sofa, wo ich mein langes Haar bürstete. Die feuchte Morgenluft fühlte sich stickig an, und das kühle Auftreten meines Vaters ließ mich erst recht nach Atem ringen. Ich legte die Bürste beiseite und stand auf, aber er bedeutete mir, mich wieder zu setzen.
    »Dein Verhalten in der vergangenen Woche hat mich zutiefst enttäuscht, Alera«, sagte er ziemlich unbewegt. »Ich habe viel Vertrauen in dein Urteilsvermögen verloren.«
    »Ich weiß, Vater«, antwortete ich reumütig, ließ den Kopf aber nicht hängen wie bei der Standpauke meiner Mutter, sondern sah ihm ernst ins Gesicht. »Es tut mir leid.«
    »Ich fürchte ›leidtun‹ wird diesmal nicht genügen. Du hast nicht nur dich in Gefahr gebracht, sondern auch deine Schwester und deren beste Freundin. Du hast eine sehr dumme Entscheidung gefällt, und ich bin mir nicht sicher, ob ich darauf vertrauen kann, dass du in Zukunft nicht wieder derart unüberlegt handelst.
    Was soll ich nur tun, Alera? Du bist siebzehn Jahre alt und unternimmst solche kindischen Spielchen! In

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