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Alera 01 - Geliebter Feind

Alera 01 - Geliebter Feind

Titel: Alera 01 - Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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fuchtelte mit dem Blumenstrauß vor seinem Gesicht herum. »Ich bedaure nur, dass meine Blumen sinnlos sterben mussten!« Damit warf ich ihm das Bukett an die Brust, drehte mich um und stapfte den Weg zurück. Ein triumphierendes Lächeln umspielte meine Lippen.
    Als ich zurück in den Palast kam, unterhielt sich derselbe Wachmann, der mir Steldors Wunsch nach einem Treffen mitgeteilt hatte, gerade mit Tadark.
    »Eure Hoheit«, sagte er und verbeugte sich leicht. »Der Hauptmann der Garde wünscht Euch und Euren Leibwächter in seinem Dienstraum zu sprechen. Er meinte, es sei wichtig.«
    Ich nickte ihm zu und entließ ihn. Mein Triumphgefühl machte der Sorge Platz. Cannan hatte noch nie nach mir schicken lassen, und mir fiel kein Grund ein, warum er jetzt mit mir reden wollen sollte. Hatte es vielleicht mit dem Werben seines Sohnes um meine Hand zu tun? Sollte ich Cannans Name auf die wachsende Liste der Menschen setzen, die ich enttäuscht hatte? Inzwischen standen schon London, mein Vater, meine Mutter und Steldor darauf.
    Tadark und ich durchquerten den königlichen Salon, um von dort zunächst in den Thronsaal und weiter in den Dienstraum des Hauptmannes zu gelangen, der gleich neben dem Vorzimmer lag. Als wir eintraten, sah ich Halias weiter hinten im Raum stehen, obwohl Miranna nicht zugegen war.
    Das Mobiliar in Cannans Dienstraum war so dunkel und einschüchternd wie der Hauptmann selbst. Waffen aller Art hingen an den Wänden oder lagen in Glasvitrinen. An einer Wand hing eine Landkarte von Hytanica, daneben eine des gesamten Recorah-Tales, auf der neben unserem auch die benachbarten Königreiche verzeichnet waren. Die Reiche Gourhan und Emotana befanden sich im Süden, jenseits des Flusses. Der See Resare, westlich von uns, wurde von einem Zufluss des mächtigen Stromes gespeist und bildete unsere Grenze zu Sarterad. Ich schauderte unwillkürlich, als ich das Königreich Cokyri in der Hochwüste des Niñeyre-Ge-birges, im Norden und Osten unserer Grenzen wahrnahm.
    Als Chef der hytanischen Armee war Cannan der meistbeschäftigte Mann im Reich, da ihm die Spitzen der fünf verschiedenen Einheiten direkt unterstellt waren: der Major der Aufklärungseinheit, Kade als Hauptkommandant der Palastwache, das Oberhaupt der Stadtwache, der Oberst, der die Militärakademie leitete, sowie die verschiedenen Bataillonsführer der bewaffneten Streitkräfte. Zusätzlich unterstand ihm die königliche Elitegarde, die ausschließlich mit dem Schutz des Königs und der königlichen Familie betraut war. London, Halias, Destari und seine anderen Stellvertreter unter den Offizieren waren nach ihm selbst die ranghöchsten Männer unseres Militärs.
    Cannan saß hinter seinem schlichten schweren Eichenholzschreibtisch und studierte mehrere Pergamente. Links hinter ihm stand die Tür zur Waffenkammer offen und ließ eine noch größere Vielzahl von Waffen sehen. Eine zweite Tür, die zum Wachzimmer neben der Prunktreppe führte, war geschlossen. Cannan hob den Kopf, als ich eintrat, stand jedoch nicht auf.
    »Bitte setzt Euch, Prinzessin Alera«, sagte er und deutete auf die einfachen Holzstühle, die vor seinem Schreibtisch standen.
    Ich kam der Aufforderung nach und Tadark postierte sich zu meiner Rechten. Halias bezog links von mir Stellung. Keiner der beiden setzte sich, obwohl genügend freie Stühle herumstanden.
    Cannan verlor keine Zeit mit höflicher Konversation.
    »Tadark hat von den Ereignissen während des Besuchs auf Baron Koranis’ Landgut vor zwei Tagen berichtet. Er hat mich auch über ein Gespräch zwischen Euch undNarian, also Lord Kyenn, informiert. Was ist zwischen Ihnen beiden vorgefallen?«
    Cannans Neugier verwirrte mich, aber ich beantwortete seine Frage, wenn auch mit einem gewissen Zögern.
    »Wir haben darüber gesprochen, wie unpraktisch meine Kleidung war.«
    »Berichtet mir genauer.«
    »Er meinte, ich sollte in der Lage sein, mich selbst zu verteidigen. Und dass er fände, Tadarks Schutz sei …«, verunsichert sah ich meinen Leibwächter an, »… unzureichend.«
    Tadark schnaubte, blieb jedoch stumm. »Er erzählte mir, cokyrische Frauen würden nur zu offiziellen Anlässen Kleider tragen und wären selbst dann stets bewaffnet.«
    Cannan schien kurz über meine Worte nachzudenken, dann wechselte er das Thema.
    »Erzählt mir von dem Dolch. Habt Ihr gesehen, wo er ihn verborgen hatte?«
    »Nein«, sagte ich in bedauerndem Ton, denn offensichtlich konnte ich wenig hilfreiche Informationen liefern.

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