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Alera 01 - Geliebter Feind

Alera 01 - Geliebter Feind

Titel: Alera 01 - Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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ich mich, um im Garten den Mann meiner Albträume zu treffen. Seit dem Abend der Festlichkeit zu Ehren von Narians Familie hatte ich Steldor nicht gesehen, und es verlangte mich auch nicht danach. Narian war das genaue Gegenteil von Steldor, und nachdem ich Zeit mit ihm verbracht hatte, fürchtete ich, es würde mir umso schwerer fallen, die Selbstbeweihräucherung meines offiziellen Verehrers zu ertragen.
    Ich schlenderte über den Flur, ohne mich zu beeilen, und ging die Familientreppe hinunter. Tadark war dabei eher neben als hinter mir. Der Besuch bei Narian hatte die Wachsamkeit meines Leibwächters sowohl innerhalb wie außerhalb des Palastes erhöht. Allerdings würde er mich nicht in den Garten begleiten, da Steldor in den Augen meines Vaters und Cannans durchaus zuzutrauen war, dass er mich ausreichend beschützte.
    Als ich den Garten betrat, entdeckte ich Steldor ein Stück unterhalb des Weges. Nach seiner Garderobe zu schließen – soldatisches Wams aus schwarzem Leder mit tiefen Kratzern vorn und an den Schultern und das Schwert an seiner Seite –, kam er direkt aus der Kaserne. Als ich mich ihm näherte, bemerkte ich einen Blumenstrauß in seiner Linken. Die Blumen stammten offensichtlich aus unserem Garten, und der Strauß musste eine spontane Eingebung sein, um zu untermalen, was er sich für mich ausgedacht hatte.
    »Eure Schönheit erstrahlt heute ganz besonders prächtig, Prinzessin Alera«, sagte er, verneigte sich und küsste mir wie üblich die Hand. Offenbar hoffte er, die billigen Schmeicheleien, wie er sie bei anderen Mädchen erfolgreich anwandte, würden mich milder stimmen. Er streckte mir den Blumenstrauß hin. »Im Vergleich zu Euch verblassen diese Blumen.«
    Am liebsten hätte ich die Augen verdreht, aber ich verkniff es mir und nahm sein Geschenk widerstrebend an.
    »Was wollt Ihr, Steldor?«, fragte ich rundheraus, denn ich hatte sein jähzorniges Benehmen eine Woche zuvor noch zu gut in Erinnerung.
    »Vielleicht sollten wir ein wenig spazieren gehen.« Er deutete mit der Hand auf den Gartenweg.
    »Lieber nicht.«
    Leichtes Missfallen legte sich wie ein Schatten über seine Züge, und ich wusste, dass er meine Gedanken erriet. »Ihr macht es mir wirklich nicht leicht.«
    »Und warum sollte ich das?«
    »Also wirklich, Alera«, spottete er mit sehr herablassender Stimme. »Ihr könnt doch nicht ernsthaft meinen, mein Verhalten auf dem Fest sei unberechtigt gewesen. Ich gebe zu, dass ich vielleicht ein wenig überreagiert habe, aber schließlich hat man mich ja auch provoziert.«
    »Und was genau habe ich getan, das Euch provoziert hat?«, fragte ich und schob entschlossen das Kinn vor. Ich war keinesfalls bereit, mir die Schuld an diesem Fiasko zuschieben zu lassen.
    »Ihr müsst diese kindischen Spielchen langsam hinter Euch lassen!«, mahnte er und fuhr sich mit der Hand durchs dunkle Haar. »Ihr wisst doch sehr gut, dass ich um Euch werbe. Hätte ich da anders reagieren können? Und dass man Euch an der Seite eines anderen Mannessieht, wird ohnehin nichts an der Tatsache ändern, dass wir heiraten. Es ist an der Zeit, dass Ihr das einseht und ein angemesseneres Verhalten an den Tag legt.«
    Einen Augenblick lang war ich sprachlos, denn damit war zwischen uns zum ersten Mal von Heirat gesprochen worden. Wir wussten beide, was unsere Eltern und das Königreich von uns erwarteten, also hatten wir nie das Bedürfnis verspürt, das Thema explizit anzusprechen. Man, oder zumindest Steldor, ging davon aus, dass wir irgendwann heiraten würden. Ich war allerdings anderer Meinung.
    »Das war nicht ganz der Antrag, den ich mir vorgestellt hatte«, sagte ich und sah ihn finster an.
    Er seufzte entnervt. »Wollt Ihr, dass ich auf die Knie falle, Alera? Ist es das? Wenn das bewirken würde, dass Ihr die Dinge seht, wie sie nun einmal sind, dann tue ich das natürlich gerne.«
    »Das dürfte kaum nötig sein, denn Ihr würdet Euch nur die Knie schmutzig machen und eine Antwort hören, die Ihr nicht hören wollt.« Ohne lange über die Folgen meiner Worte nachzudenken, fuhr ich fort: »Ich glaube, Ihr solltet Euch langsam von der kindischen Vorstellung lösen, dass alles nach Eurem Kopf geht, denn allen Erwartungen meines Vaters, meiner Mutter, meiner Schwester und des Königreiches zum Trotz kann mich niemand zwingen, Euch zu heiraten. Und damit Ihr, Mylord Steldor, mich heiraten könnt, müsste ich erst einmal ›Ja, ich will‹ sagen, und das gedenke ich, offen gestanden, nicht zu tun!« Ich

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