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Alera 01 - Geliebter Feind

Alera 01 - Geliebter Feind

Titel: Alera 01 - Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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»Er hielt ihn auf einmal in der Hand.«
    Cannan schien von meiner Antwort keineswegs enttäuscht. »Fällt Euch noch irgendetwas anderes ein, das für mich von Interesse sein könnte?« Seine Worte gaben mir Hoffnung, dass diese Befragung bald zu Ende wäre.
    Ich konzentrierte mich und erinnerte mich tatsächlich an etwas, das mir damals nicht so wichtig erschienen war, mich aber jetzt nachdenklich stimmte.
    »Er sagte etwas recht Seltsames zu Tadark, als er ihm sein Messer anbot«, begann ich und machte mir erst mitten im Satz klar, dass ich damit wahrscheinlich Tadarks Schilderung von seiner Entwaffnung Narians widersprach. »Er sagte, Cokyrier sind niemals unbewaffnet.«
    Cannan nickte und wandte sich mit einer Frage an Halias.
    »Hast du irgendeine Erklärung dafür, wie es diesem Jungen gelingen konnte, unbemerkt in die Nähe der Prinzessin zu gelangen?«
    Halias’ hellblaue Augen schossen irritiert in Tadarks Richtung, denn offensichtlich hatte er bis zu diesem Moment nicht gewusst, dass der jüngere Wachmann den Hauptmann über diesen Aspekt der Ereignisse informiert hatte.
    »Dafür habe ich keine Erklärung, Sir«, sagte Halias steif. »Aber ich kann Euch versichern, dass wir die Prinzessinnen aufmerksam bewacht haben. Ich kenne nur einen einzigen Menschen, dem das wohl gelungen wäre, und er hätte an Tadarks Stelle sein sollen.«
    Das Schweigen, das danach herrschte, sprach Bände. Tadark schnaubte gekränkt, und Cannan gebot ihm mit einem bösen Blick, still zu sein, bevor er sich mit versteinerter Miene wieder an Halias wandte.
    Die Heftigkeit, mit der der Leibwächter seinen Standpunkt klargemacht hatte, erstaunte mich. Anders als London war Halias niemand, der gegen Autoritäten aufbegehrte. Er machte seine Arbeit und beschützte meine Schwester und schien ansonsten damit zufrieden, dass sein Hauptmann und der König die wichtigen Entscheidungen trafen. Als ich sah, wie er jetzt mit Cannan sprach, wurde mir klar, dass es außer mir und Destari offenbar noch andere gab, die London nach wie vor vertrauten, egal wie erdrückend die Beweislast sein mochte.
    Cannan ließ die Augen nicht von seinem Stellvertreter, und mir dämmerte, dass Halias’ Behauptung ihm auch als Ungehorsam ausgelegt werden konnte. Ich begann gerade, mir Sorgen zu machen, da fuhr der Hauptmannmit meiner Befragung fort, ohne auf die Herausforderung des Elitegardisten einzugehen.
    »Bei dem Fest im Palast letzten Monat führtet Ihr auf dem Balkon eine Unterhaltung mit Lord Kyenn«, sagte er, und ich fühlte mich erneut wie bei einem Verhör. »Worum ging es denn damals?«
    Unbehaglich rutschte ich auf meinem Stuhl herum und war mir nicht sicher, welche Art von Information er sich erhoffte. Wenn ich an die Situation mit Narian auf dem Balkon zurückdachte, schien mir, dass nichts davon Cannan etwas anging. Aber ich fürchtete ihn zu sehr, um das laut auszusprechen. Gerade als ich beschlossen hatte, ihm am besten alles zu sagen, woran ich mich erinnerte, fiel mir ein, dass ich Narian meinen Missfallen über Steldor, ja sogar meine extreme Abneigung gegen ihn verraten hatte.
    »Also …«, begann ich und versuchte die Information so zu verpacken, dass ich nicht gezwungen wäre, Cannan meine Meinung über seinen Sohn mitzuteilen, »wir sprachen über die Bedeutung von Pflicht.«
    Cannan runzelte kurz die Stirn, als frage er sich, wie um alles in der Welt wir wohl auf dieses Thema gekommen waren.
    »Ich verstehe. Fahrt fort.«
    »Er sagte mir, es widerstrebe ihm, sein Leben von anderen vorbestimmen zu lassen.« Ich sah nach unten auf meine Schuhe und war froh, dass außer mir niemand wusste, dass meine Klage über die Verpflichtungen als Kronprinzessin ihn zu dieser Aussage motiviert hatte.
    Falls Cannan mein Unbehagen bemerkte, so ignorierte er es.
    »Interessant. Hat er sonst noch etwas gesagt?«
    »Ja … Dass ich an irgendeinem Punkt zwischen der Erfüllung meiner Pflichten und einemselbstbestimmten Leben würde wählen müssen.« Cannans durchdringender Blick ließ mich zusammenzucken und ich beeilte mich, zum Ende zu kommen. »Danach bot er an, mich wieder hineinzubegleiten.« Da alle im Raum wussten, was anschließend passiert war, ging ich darauf nicht mehr ein.
    Es folgte ein langes Schweigen. Cannan schien nachzudenken. Offen gestanden fühlte ich mich gedemütigt. Fand der Hauptmann meine Begegnungen mit Narian unangebracht? Vielleicht teilte er, was mein Verhalten anging, Steldors Standpunkt und fand auch, ich solle meine

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