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Alera 02 - Zeit der Rache

Alera 02 - Zeit der Rache

Titel: Alera 02 - Zeit der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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zu treiben, ihrem naiven, des Lateinischen kaum kundigen Kumpan nicht zu arg mitgespielt hatten. Denn auch wenn ich Tadark schier unerträglich fand, so hatte er es doch nicht verdient, von Steldor und Galen verspottet zu werden. Besondere Ironie dieser Geschichte war noch, dass zum Zeitpunkt des beschriebenen Vorfalls Tadark im Rang sogar über den beiden gestanden hatte.
    »Und was stellt diese Tätowierung dar?«, fragte Tiersia zögernd.
    »Es ist ein lateinisches Wort – virgo .«
    Ich konnte mit Gewissheit sagen, dass weder Steldor noch Galen sich jemals dieses Wort irgendwo auf ihren Körper hätten tätowieren lassen. Tadark war nicht von Adel und hatte daher wahrscheinlich nicht einmal die Grundzüge der lateinischen Sprache gelernt, während Kalem ihren Lektionen nie viel Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Daher war es unwahrscheinlich, dass sie je dahinterkäme, was ihr Liebster sich da hatte verpassen lassen.
    »Ich glaube, das bedeutet Mann oder männlich«, endete Kalem, die Vergnüglichkeiten immer den Vorrang vor Bildung gegeben hatte, stolz.
    Reveina blieb zurückhaltend, doch Tiersia und ich pressten uns die Hände vor den Mund, um unsere Erheiterung zu verbergen. Kalems Versehen war ein leichtes und verzeihliches. Viro bedeutete »dem Manne«, Virgo dagegen »Jungfrau«. Steldor und Galen hatten das natürlich ebenso gut gewusst wie Tiersia und ich.
    »Wie wundervoll«, sagte Tiersia, die sich als Erste wieder im Griff hatte und offenbar der Überzeugung war, es käme ihr nicht zu, Kalem aufzuklären. Ich hütete ebenso meine Zunge.
    Indem ich mich von meinem Platz erhob, gestattete ich meinen Gästen, es mir gleichzutun und sich nach Belieben im Raum zu verteilen. Ich mischte mich unter die Plaudernden, sprach meine Glückwünsche anlässlich von Verlobungen und Hochzeiten aus und lauschte den Neuigkeiten aus den diversen Familien. Als sich langsam Müdigkeit breitmachte, gab ich Destari ein Zeichen, dass ich wünschte, die Gesellschaft zu beenden. Er wiederum winkte Lanek, der hereinkam, um die Gäste davon in Kenntnis zu setzen, dass ich mich zurückzuziehen gedachte.
    »Edle Damen, Ihre Majestät Königin Alera verabschiedet sich mit den besten Wünschen für Euer weiteres Wohlergehen.«
    Die Damen knicksten, und ich zog mich zurück. Auf dem Gang erteilte ich Destari noch eine Anweisung, bevor ich mich in meinen Privatsalon im Ostflügel begab. Nicht viel später erschien Reveina an meiner Tür.
    »Ihr wünschtet mich zu sprechen, Eure Majestät?«, fragte sie zögerlich.
    »Ja, ich dachte mir, hier wären wir ungestört.«
    Ich kam um meinen Schreibtisch herum und bedeutete ihr, sich mit mir vor das Erkerfenster zu setzen, wo wir nebeneinander auf dem Sofa Platz nahmen.
    »Du hast dich verändert«, meinte ich und war mir unsicher, wie ich das Gespräch fortführen sollte.
    »Ich bitte um Verzeihung, Eure Hoheit, wenn meine Verfassung Euch missfallen hat«, erwiderte sie und richtete den Blick auf ihre im Schoß gefalteten Hände.
    »Entschuldige dich doch nicht«, sagte ich und machte mir ernstlich Sorgen um sie. »Dafür gibt es keinen Grund. Ich würde nur gern den Grund dafür erfahren.«
    »Ich bin jetzt verheiratet«, sagte sie, als würde diese Tatsache allein alles erklären. »Es war an der Zeit, kein kleines Mädchen mehr zu sein.«
    »Natürlich, aber verheiratet zu sein bedeutet doch nicht, dass man unglücklich sein muss.«
    Meine einfache Feststellung schien sie zu beunruhigen, und ihr Blick ging für einen Moment auf den Innenhof hinter dem Fenster hinaus und verriet mir, dass sie vor dieser Situation wohl am liebsten geflohen wäre.
    »Wie kommt Ihr darauf, dass ich unglücklich sein könnte?«, stotterte sie schließlich.
    »Bist du es denn nicht?«
    Sie begann am Stoff ihres Rockes zu zupfen. Ein Zeichen von Nervosität, das mir nur zu vertraut war. Eine riesengroße Traurigkeit erfasste mich, denn ich konnte in ihr kaum noch Spuren des Mädchens erkennen, das sie bis vor wenigen Monaten gewesen war.
    »Ich – ich bin verheiratet«, sagte sie erneut, und ich hatte den Eindruck, das sei nun ihre Routineantwort auf die Frage nach ihrem Wohlbefinden. »So bin ich jetzt eben.«
    »Liegt es an deinem Ehemann?«, drängte ich und nahm ihre Hände in meine.
    Kaum dass ich sie berührte, ging ihr Atem rasch und flach, und sie rang um Fassung. Sanft legte ich die Arme um sie, und sie verlor den Kampf und brach in Tränen aus. Dann bedeckte sie ihr Gesicht mit den Händen und ich

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