Alera 02 - Zeit der Rache
ich euch zu schlafen. Morgen früh wird es genug zu tun geben.«
Er steckte seine Fackel in einen Felsspalt, öffnete seinen Reisesack und warf mir die erwähnten Vorräte zu. Ich packte mir einen Arm voll Felle und breitete einige davon an der rechten Höhlenwand als Unterlage und zum Wärmen aus. Dann holte ich noch Decken, um meine Schwester und mich zuzudecken, und schließlich zog ich sie neben mich auf unsere behelfsmäßige Schlafstatt und gab ihr zu essen. London wandte sich inzwischen an Davan.
»Ich werde die erste Wache übernehmen«, bot er an. »Du solltest auch essen und schlafen.«
Im Vorbeigehen griff London sich noch eine Handvoll Dörrfleisch und verschwand durch den von meiner Warte aus kaum sichtbaren Höhlenausgang. Davan bot uns Wasser an, dann bereitete er sich auf der anderen Seite, nahe dem Brennholz, ein eigenes Lager und versuchte, uns durch den Abstand ein wenig Privatsphäre zu lassen. Ich legte mich neben meine Schwester und fiel vor lauter Erschöpfung sofort in Schlaf.
Irgendwann wachte ich auf, weil ich Stimmen hörte. Voller Hoffnung, dass Steldor und Galen eingetroffen wären, setzte ich mich auf. Cannan würde dann bereits auf dem Rückweg nach Hytanica sein – vielleicht war er sogar schon wieder dort eingetroffen. Mein Magen zog sich zusammen, als ich mich daran erinnerte, was der Hauptmann seinem Sohn über seinen wahrscheinlichen eigenen Tod und den meiner Eltern als abschreckendes Exempel gesagt hatte. Mein Vater und ich hatten unser belastetes Verhältnis nie wieder ganz bereinigen können, und keiner meiner Eltern war darüber informiert worden, dass Miranna lebte. Vielleicht war es nun für beides zu spät.
Ich sah mich im schwachen Schein der Fackel mit meinen immer noch müden Augen um und entdeckte, dass es nur London war, der gekommen war, um sich von Davan ablösen zu lassen. Während er sich auch ein Lager nahe am Höhleneingang machte, zwang ich mich, vernünftig zu denken. Immerhin waren wir vor den anderen aufgebrochen. Ihre Route mochte mehr Zeit beanspruchen, außerdem hatten wir einen Gutteil des Weges zu Pferd zurückgelegt. Ich verdrängte meine pessimistischen Gedanken und legte mich wieder hin, denn London döste bereits friedlich – ein sicheres Zeichen dafür, dass es noch keinen Grund zur Sorge gab. So dauerte es auch nicht lange, bis ich wieder einschlief.
Als der Morgen anbrach, fielen einzelne Sonnenstrahlen durch den Spalt in der gewölbten Höhlendecke und beleuchteten kleine Teile des Verstecks hell, während alles andere im Dunkeln blieb. Ich fühlte mich zwar steif, und meine Muskeln schmerzten, aber zugleich war ich durchaus ein wenig erfrischt und neugierig auf meine Umgebung. Meine Schwester schlief noch, und weder London noch Davan befanden sich in der Höhle, also begann ich, mich ein wenig umzusehen.
Es würde ein bisschen Mühe kosten, den Unterschlupf gemütlicher zu machen, aber die nötigen Utensilien waren ja vorhanden – außer dem Brennholz, den Tierfellen und den Nahrungsmittelvorräten, die ich schon am Vorabend gesehen hatte, entdeckte ich jetzt noch medizinisches Material wie Verbände, Nadeln, Fäden und Sehnen zum Nähen, dazu einiges an Kleidung, wie Hosen, Hemden, Röcke und Umhänge, und schließlich Fässer mit Bier und Wein. Ich freute mich, ganz hinten eine Feuerstelle zu entdecken, fast ein natürlicher Herd, sogar mit einem Abzug durch den Spalt in der Decke. Ich hoffte, dass das kleine Feuer, das dort glimmte, ein Hinweis auf ein warmes Frühstück, das wir später zu uns nehmen würden, war.
Nachdem ich noch einen Blick auf meine schlafende Schwester geworfen hatte, die wohl so bald nicht aufwachen würde, eilte ich zum Ausgang und schob mich durch die Föhrenzweige auf den Felsvorsprung hinaus. Von hier aus konnte man gut den steilen Berg überblicken, den wir am Vortag erklommen hatten.
Sofort entdeckte ich Davan und London. Ersterer saß auf einem Pferd und nahm gerade die Anweisungen seines Kameraden entgegen. Davan schaute auf, als er mich kommen sah. London fuhr erschrocken herum und runzelte leicht die Stirn.
»Gibt es etwas Neues?«, fragte ich in der kalten Morgenluft zitternd, obwohl klar war, dass nicht einer der beiden Männer losreiten würde, wenn es keine Schwierigkeiten gäbe.
»Steldor und Galen sind noch nicht da«, informierte London mich. »Vielleicht kommen sie nur langsamer voran, aber zwölf Stunden sind genug gewartet. Davan wird ihnen entgegenreiten und sehen, ob er sie
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