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Alera 02 - Zeit der Rache

Alera 02 - Zeit der Rache

Titel: Alera 02 - Zeit der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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aufgelegt, noch würde er Antworten darauf wissen.
    Ich schloss die Augen und versuchte, meiner Schwester in das Vergessen zu folgen, doch als der Schlaf mich endlich überkam, war es ein ruheloser, und ich wachte fast stündlich daraus auf. In meinen Träumen quälten mich Bilder von Tod und Verletzung: London grausam verwundet, cokyrische Soldaten mit durchschnittenen Kehlen, ein blutüberströmter Cannan. Und dazwischen immer wieder das Gesicht meines Gemahls, den ich nie geliebt hatte.

22. FLUCHTEN
    Als der Morgen dämmerte und wieder ein paar Sonnenstrahlen in unsere Höhle krochen, bemerkte ich, dass London fort war. Wahrscheinlich hielt er wieder nach den anderen Ausschau. Ich streckte mich, um meinen steifen Rücken etwas zu dehnen, dann erhob ich mich von meinem Lager, weil ich Stimmen hörte. Sofort waren meine Wehwehchen vergessen. Angestrengt horchend eilte ich zum Höhlenausgang.
    »Der Tunnel kann nicht mehr benutzt werden. Es gelang uns zu fliehen, aber sie folgten uns meilenweit anhand der Blutspur, bis Davan uns fand und die Cokyrier mit einer falschen Fährte ablenkte. Ich denke, es muss ihm gelungen sein, denn uns hat niemand überrannt.«
    Ich schob die Deckung der Zweige auseinander und stolperte ins gleißende Tageslicht hinaus, weil ich erkannt hatte, dass es der Hauptmann war, der da sprach.
    Als meine Augen sich an das Licht gewöhnt hatten, erkannte ich Galen, der sich zerlumpt und erschöpft am Zügel eines dunkelbraunen Pferdes festhielt. Hinter ihm standen London und Cannan zu beiden Seiten des Tieres und banden die Beine eines Reiters von den Steigbügeln los. Noch bevor ich sein Gesicht sah, wusste ich, dass es Steldor war. Weil er nicht mehr festgebunden war, sackte er in Richtung seines Vaters herab, der ihn auffing und unter den Schultern fasste, während London um das Pferd herumging, um Steldors Beine zu nehmen.
    »Galen, bring das Pferd weg«, befahl Cannan, und der elend aussehende Haushofmeister gehorchte. Da erst sah ich den dunklen, verkrusteten Fleck auf dem Widerrist des Tieres, der über dessen Schulter und die ganze Vorderhand hinunterreichte.
    London und Cannan kamen auf mich zu. Sie trugen Steldor, der kaum noch bei Bewusstsein war, und ich bog rasch die Zweige auseinander, damit sie den Unterschlupf leichter betreten konnten. Sie brachten ihn ans äußerste Ende, wo das Licht am besten war, und ich folgte ihnen. Bevor sie ihn ablegten, breitete ich rasch noch ein paar Tierhäute auf dem Boden aus und warf einen Blick auf Miranna, die glücklicherweise immer noch schlief.
    »Wir haben versucht, die Blutung zu stoppen«, sagte Cannan, der jetzt an einer Seite Steldors kniete, zu London. Sie schlugen die beiden Umhänge zurück. Der eine gehörte Steldor, der andere stammte von seinem Vater. »Aber wir mussten weiter. Ich habe keine Ahnung, wie viel Blut er verloren haben mag.«
    London zog seinen Dolch aus der Scheide und schnitt die Reste von Steldors inzwischen dunkelrotem Hemd auf. Dadurch wurde die blutdurchtränkte Bandage sichtbar, die der Hauptmann und Galen um seine Taille gewickelt hatten. Die Verletzung befand sich an seiner rechten Seite, aber das Blut hatte sich auf seinem ganzen Rumpf, der Hose und den beiden Umhängen ausgebreitet. Wenn ich jetzt auch noch an das Blut dachte, das auf dem Pferd geklebt hatte, konnte ich kaum glauben, dass er überhaupt noch am Leben war.
    Ich stand nur wenige Schritte hinter London, als dieser mit einer raschen Bewegung auch noch den Verband aufschnitt. Obwohl ich den Blick abwandte, spürte ich an Londons gespannter Haltung, dass es schlimm sein musste.
    »Wir konnten nichts anderes tun als etwas daraufbinden und versuchen, die Blutung so zu stoppen. Um die Wunde zu säubern oder gar zu nähen, fehlte uns die Zeit«, sagte Cannan düster, fast zornig, als er meines Schreckens gewahr wurde. »Sie waren zu dicht hinter uns.«
    Ich folgerte aus seinen Worten, dass Galen und er versucht hatten, mit Stofffetzen Druck auf die Wunde auszuüben. Ohne ein Wort begann London, die Stoffstücke abzunehmen. Steldor holte scharf Luft, biss die Zähne zusammen, schrie aber nicht. Ich war mir nicht sicher, ob ich ihn trösten oder lieber in Ruhe lassen sollte. Die beiden über ihn gebeugten Männer nahmen mir die Sicht auf die Wunde, doch Steldors gequälte Miene und sein keuchender Atem ließen mich folgern, dass London entschlossen war, die Wunde auch noch vom letzten Faden zu säubern.
    »Die Klinge hat seine unterste Rippe getroffen

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