Alera 02 - Zeit der Rache
verschmutzten Kleider wechselten, beeilte ich mich, Grütze zu kochen. Sie versammelten sich, um jeder eine Schüssel mit dem unansehnlichen Brei in Empfang zu nehmen und schlangen diesen wortlos noch im Stehen herunter. Zu meinem Erstaunen begann Galen danach zu schwanken. Ich fürchtete schon, meine Kochkünste wären so schlecht, dass er davon krank wurde.
»Schlaf ein wenig, Galen«, befahl Cannan und fasste den jungen Mann am Arm, damit er nicht fiel. Mir war klar, dass die vermeintliche Krankheit, unter der er litt, nur die reine Erschöpfung war.
Galen nickte, zwang sich jedoch noch so lange wach zu bleiben, um sich ein paar Decken und Felle an der linken Höhlenwand auszubreiten, in der Nähe von Davans Lager, aber nur ein paar Schritte von Steldor entfernt. Dann schlief er, noch bevor er sich richtig hingelegt hatte, und ich wusste, dass er sehr lange schlafen würde.
In dieser friedlichen Atmosphäre winkte London Cannan, ihn zum Eingang zu begleiten. Ich warf noch rasch einen Blick auf Miranna, die sich mit einer Schüssel Grütze auf ihr Lager zurückgezogen hatte, dann folgte ich den beiden. Die Männer bemerkten mein Näherkommen, aber glücklicherweise versuchte keiner von ihnen, mich fortzuschicken. London lehnte sich an die Höhlenwand und verschränkte die Arme vor der Brust, bevor er die Frage stellte, die auch mich schon die ganze Zeit über gequält hatte.
»Was ist passiert?«
»Wir waren kaum aus dem Tunnel, als die Cokyrier uns angriffen. Drei von ihnen kamen auf einen von uns, aber Steldor und Galen kämpften für zwanzig. Als der letzte Cokyrier gefallen war, konnte Galen drei ihrer Pferde einfangen. Damit gelang uns die Flucht, bevor der Feind unsere Verfolgung aufnehmen konnte. Erst da entdeckten wir, was vorher nur Steldor gemerkt hatte – dass er schwer verwundet war.«
Cannan schaute kurz beiseite und schüttelte ungläubig den Kopf.
»Ich weiß nicht, wie der Junge danach noch weiterkämpfen konnte, aber wenn es ihm nicht gelungen wäre, hätte keiner von uns überlebt. Ich presste also rasch etwas auf die Wunde und verband sie notdürftig, dann ritten wir los. Wir wollten haltmachen und sie besser versorgen, sobald wir einen gewissen Abstand zwischen uns und den Feind gebracht hätten. Doch sie hatten unsere Fährte nahezu umgehend aufgenommen.«
Ich starrte den Hauptmann verblüfft an, der so sachlich von ihrem Leidensweg berichten konnte, als sei es eher eine Trainingseinheit gewesen als ein Kampf auf Leben und Tod. Sein Inneres musste in Aufruhr sein, doch von außen sah man ihm nichts davon an. Fest stand, dass Steldor sie gerettet hatte. Ich betete darum, dass London und Cannan dasselbe für ihn tun konnten.
»Galen und ich wechselten uns damit ab, kehrtzumachen und zu versuchen, die Cokyrier abzuwimmeln, doch das sind gut ausgebildete Fährtenleser. Unablässig verfolgten sie uns und kamen mit jeder Stunde, die verstrich, ein wenig näher. So wagten wir nicht, auf direktem Wege hierherzukommen, und wollten uns gerade trennen, als Davan uns fand. Dann versuchten wir es mit einer List und gaben ihm zwei unserer Pferde, denn die Cokyrier suchten ja nach drei Reitern. Er schnitt sich selbst in den Arm und blieb hinter uns zurück, um den Feind mit seiner Blutspur in die Irre zu leiten.« Der Hauptmann schwieg lange, bevor er fortfuhr. »Da Davan bis jetzt nicht wieder zu uns gestoßen ist, fürchte ich, dass sein Plan zu gut funktioniert hat. Vielleicht hat er unsere Leben gerettet, indem er seines verlor.«
Nachdem er mit seinem Bericht geendet hatte, herrschte bedrücktes Schweigen, denn die Verluste, die wir zu beklagen hatten und noch zu beklagen haben würden, waren schrecklich. Cannan schaute einen Moment lang zu seinem Sohn, dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder London zu.
»Und wie ist Euch die Rückkehr nach Hytanica gelungen?«, fragte er in seinem unnachahmlich sachlichen Ton.
»Narian ließ mich frei – er ermöglichte mir die Flucht. Ich wurde im Tempel der Hohepriesterin festgehalten, denn sie glaubte wohl, sich meine Kooperationsbereitschaft durch Freundlichkeit sichern zu können. Zumindest wusste sie vom letzten Mal noch, dass Folter bei mir nicht funktionieren würde. Sie muss meine Anwesenheit vor dem Overlord geheim gehalten haben, denn sonst hätte er mich zweifellos getötet. Er und ich sind vor siebzehn Jahren nicht gerade in bestem Einvernehmen voneinander geschieden.«
Die Erwähnung von Narians Namen und die Tatsache, dass er London
Weitere Kostenlose Bücher