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Alera 02 - Zeit der Rache

Alera 02 - Zeit der Rache

Titel: Alera 02 - Zeit der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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Hunger?«, fragte ich sie schließlich, weil ich wusste, dass sie am Morgen nicht viel gegessen hatte. »Ich sollte sowieso noch einmal Grütze kochen, falls Steldor aufwacht.«
    Ich schaute zu meinem Gemahl, der neben dem Feuer lag, und bezweifelte, dass er in nächster Zeit zu Bewusstsein kommen würde.
    »Nein«, murmelte Miranna und senkte den Kopf. »Ich habe keinen Hunger.«
    Ich beobachtete sie und sah eine Träne auf den felsigen Boden tropfen.
    »Mira, was hast du?«, drängte ich sie sanft und hoffte, sie würde mehr sagen.
    Doch sie schluchzte nur ein-, zweimal auf. Es war so seltsam für mich, meine sonst immer so vergnügte Schwester weinen zu sehen, dass mir kein Wort des Trostes für sie einfiel. Also kniete ich mich nur neben sie und strich mit meinen Fingern durch ihre verfilzten Locken.
    »Ich bin so durcheinander, Alera. Ich – ich weiß nicht, wo wir sind und warum. Ich weiß nicht einmal … Ich kann mich nicht erinnern, was passiert ist.«
    »Wir sind ein ganzes Stück nördlich der Stadt, in einem Höhlenversteck«, erklärte ich und fühlte mich durch die Tatsache, dass sie wenigstens einen vollständigen Satz gesprochen hatte, ein wenig ermutigt. »Wir mussten uns hier in Sicherheit bringen. Unser Zuhause … Hytanica ist in die Hände der Cokyrier gefallen.«
    »Und Vater und Mutter?«
    Mein Hals schnürte sich zusammen, und ich biss mir auf die Lippe. Dann legte ich die Arme um ihre Schultern und wusste nicht, wie ich ihre Frage beantworten sollte. Ich wusste nicht einmal, wie ich sie mir selbst beantworten sollte. Nach einer Weile wiederholte sie die Frage und klang noch besorgter.
    »Mama und Papa?«
    »Sie mussten zurückbleiben«, presste ich hervor und bemühte mich, gefasst zu klingen, um sie nicht noch mehr zu beunruhigen.
    »Und was … was ist mit mir passiert?«, fragte sie traurig und kuschelte sich wie ein kleines Kind in meine Arme. »Alles ist so durcheinander. Ich erinnere mich noch daran, dass ich die Kapelle aufgesucht habe. Ich dachte … ich dachte, Temerson würde da sein. Aber es war alles dunkel … und jemand packte mich … und ich habe nach Luft gerungen.« Sie zitterte und die Tränen liefen ihr nur so über die Wangen. »Ich hatte solche Angst. Danach weiß ich nicht mehr viel, nur noch, dass ich zur Hohepriesterin kam. Und dass London mich mitgenommen hat.«
    Ihre Stimme bekam einen hysterischen Ton, und ich hielt sie noch fester. Am liebsten hätte ich mit ihr geweint, aber ich nahm mich zusammen und legte stattdessen meine Gefühle in unsere Umarmung. Als sie sich ein wenig beruhigt hatte, versuchte ich, ihr gut zuzureden.
    »Wir haben jetzt Anfang Februar, bald wird der Frühling kommen. Ich weiß, dass du dir das jetzt nicht vorstellen kannst, und bestimmt wird es noch eine Weile dauern, aber es ist vorbei, und du bist in Sicherheit. Und ich bin hier, um dir zu helfen.«
    Sie antwortete nicht, aber ich blieb bei ihr, bis sie gleichmäßig atmete und schließlich wieder einschlummerte. Ich wünschte, ich hätte aufhören können, mich um sie zu sorgen, aber sie war immer müde und aß zu wenig.
    Jetzt war ich als Einzige wache. Galen hatte sich, seit er auf sein Lager gefallen war, noch kein einziges Mal gerührt. Er lag mit offenem Mund halb auf der Seite, halb auf dem Bauch. Steldor hätte wie tot gewirkt, wenn sich seine Brust nicht rasch gehoben und gesenkt hätte.
    Langsam schob ich meine Schwester von meinem Schoß und auf den Boden, bevor ich ein paar Tierfelle holte, die ich zwischen sie und den harten Höhlenboden stopfte. Danach nahm ich mir einen Kochtopf, den ich mit Wasser füllte, um Grütze zu kochen. Als ich mir Hafer holte, suchte ich Trockenfrüchte, die dem faden Brei etwas Geschmack geben würden. Ich entdeckte Rosinen und nahm eine großzügige Portion davon.
    Ich kochte genug für Miranna und mich und noch ein wenig mehr, falls Steldor aufwachte. Dann goss ich eine Portion der wässrigen Mischung in eine Schale und streute ein paar Rosinen darüber. Ich aß schweigend und dachte darüber nach, dass das Ganze etwas eingedickt besser schmecken musste. Die Rosinen waren aber jedenfalls schon eine spürbare Verbesserung. Schließlich setzte ich mich mit dem Rücken an die Wand gegenüber von Galen, sodass ich Miranna und Steldor gleichzeitig im Blick hatte. Und dann gab ich mir Mühe, die Dinge zu glauben, die ich zuvor meiner Schwester gesagt hatte.

23. PRAKTISCHE ENTSCHEIDUNGEN
    Endlich rührte sich jemand. Ich hörte ein Stöhnen und

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