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Alera 02 - Zeit der Rache

Alera 02 - Zeit der Rache

Titel: Alera 02 - Zeit der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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Erinnerungen an Narian so leicht zurücklassen können. Zwar hatte ich hier keinen Balkon mehr, wie in meinem früheren Schlafzimmer, der mich täglich an Narians wiederholte nächtliche Besuche hätte erinnern können, doch die Bilder von ihm in meinem Kopf quälten mich weiterhin grausam und unerbittlich: Seine hypnotisierenden blauen Augen, die mich dazu brachten, ihm meine geheimsten Ängste mitzuteilen; sein dichtes, widerspenstiges Haar, das die Sonnenstrahlen in unzähligen Goldtönen leuchten ließ; sein sanftes Lachen, das meine Seele berührte; sein zurückhaltendes, aber unprätentiöses Benehmen; seine zuversichtliche Beteuerung, ich könne frei über mein Schicksal entscheiden. Ich schauderte bei dem Gedanken an Steldors Haltung mir gegenüber. Er sah in mir nur eine Frau, deren Aufgaben allein darin bestanden, den Haushalt zu beaufsichtigen, gesellschaftliche Ereignisse zu planen und durchzuführen und Kinder großzuziehen. Am wichtigsten schien ihm jedoch zu sein, mich endlich in sein Bett zu bekommen, was meinen Unwillen nur noch vergrößerte. Steldors Blicke verursachten mir Unbehagen, sein überhebliches Lachen ließ mich zusammenzucken und seine Herablassung gipfelte häufig in meiner Demütigung. In Narians Armen hatte ich mich unsagbar glücklich gefühlt, in Steldors kam ich mir vor wie gefangen.
    Von Rastlosigkeit geplagt kehrte ich in den Salon zurück und wanderte dort ziellos umher, bis ich schließlich vor der geschlossenen Tür zu Steldors Schlafgemach stehen blieb. Bislang hatte ich es noch nicht betreten – was vor allem daran lag, dass ich seinen Versuchen, mich hineinzulocken, widerstanden hatte. Von Neugier getrieben legte ich eine Hand an die Tür, doch mein wild klopfendes Herz ließ mich innehalten. Ich wusste nicht, was passieren würde, wenn Steldor zurückkehrte, während ich mich in dem Zimmer aufhielt, in das er mich mit allen Mitteln zu bringen versucht hatte.
    Wieder durchquerte ich unseren Salon und ließ mich auf das Sofa sinken. Wie eine schwere Bürde lasteten die Probleme meines Lebens auf meinen Schultern. Ich hatte nicht nur Angst, Steldors Schlafzimmer zu betreten, sondern wurde bereits unruhig, wenn wir uns nur gemeinsam in diesem Raum aufhielten. Das einzige unserer Gemächer, in dem ich mich einigermaßen sicher fühlte, war meine Schlafkammer, wobei ich manchmal sogar fürchtete, Steldor würde mich selbst dorthinein verfolgen.
    Als der Nachmittag zu Ende ging, siegte schließlich der Hunger, und ich begab mich zum Abendessen mit meiner Familie in unser privates Speisezimmer. Dort traf ich meinen Vater an, allerdings in deutlich trüberer Stimmung als sonst. Während des steifen Tischgesprächs nahm er kaum Blickkontakt zu mir auf, und ich schämte mich über die Maßen. Gerade als wir mit dem Essen fertig waren, tauchte Steldor im Türrahmen auf. Sein Blick richtete sich sogleich auf mich. Sein Auftreten war steif, seine Miene wie versteinert.
    »Setzt Euch doch zu uns«, lud meine Mutter ihn mit einem zögerlichen Lächeln ein. »Ich werde die Diener erneut auftragen lassen.«
    »Nein danke«, erwiderte er, ohne die Augen von mir zu lassen. »Ich bin nur gekommen, Alera zu holen.«
    »Natürlich«, sagte meine Mutter leichthin, obwohl ich ihr ansah, dass sie die Feindseligkeit, die der König ausstrahlte, durchaus spürte.
    Ich erhob mich und trat an meinem Gemahl vorbei auf den Flur hinaus, während mein Magen sich verkrampfte. Steldor blieb wortlos hinter mir, während wir in Richtung unserer Gemächer gingen. Ich betrat das Wohnzimmer als Erste, hatte aber kaum die Schwelle überschritten, als er auch schon meinen Arm packte, mich herumwirbelte, sodass ich ihm ins Gesicht sehen musste, und die Tür hinter uns zuschlug.
    »Ich glaube, ich habe ein Recht darauf, zu erfahren, wie weit du in deiner Beziehung zu Narian gegangen bist«, sagte er mit frostiger Stimme, während seine Augen wie irr glitzerten.
    »Was meint Ihr damit?«, fragte ich vorsichtig, obwohl ich wusste, worum es ihm ging.
    »Ich meine«, knurrte er, »ob ich eine Hure geheiratet habe.«
    Einen Augenblick lang starrte ich ihn nur an und fühlte mich schrecklich gedemütigt, dann schlug ich ihm mitten ins Gesicht. Meine Hand schmerzte, und ich taumelte zurück. Eiskalte Furcht packte mich, weil ich keine Vorstellung davon hatte, wie er reagieren würde.
    Er rieb sich die Wange und schien einen Moment lang schlicht erstaunt, doch dann packte er mich erneut am Oberarm.
    »Du hast meine Frage

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