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Alera 02 - Zeit der Rache

Alera 02 - Zeit der Rache

Titel: Alera 02 - Zeit der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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Abendessen kaum eines Blickes gewürdigt. Vielleicht halten sie mich alle auch für eine – eine …« Ich verstummte und schlug die Hände vors Gesicht. »Ich schäme mich ja so.«
    »Steldor hat das bestimmt nicht so gemeint, Alera. Das kann er gar nicht von dir denken. Es ist einfach – also, wir wissen doch alle, was für ein Hitzkopf er ist. Er wird sich schon beruhigen, und alles wird in Ordnung kommen.« Ihr Ton war so beruhigend, und dazu strich sie mir sanft das Haar aus der Stirn. »Und mach dir keine Gedanken über alle anderen – keiner von ihnen denkt so von dir.«
    »Aber ich habe ihn tatsächlich getäuscht. Er wusste bis heute nicht, dass ich ein Verhältnis mit Narian hatte. Ich glaube nicht, dass er mir das je verzeihen wird.« Ich blickte in ihre ernsten blauen Augen und wusste, dass sie die volle Tragweite meiner Worte nicht erfasste. Schließlich wusste sie ja nicht, dass ich Steldor den Beischlaf versagte. Dass ich ihm vorgemacht hatte, für eine körperliche Beziehung noch nicht bereit zu sein, obwohl der wahre Grund für meine Weigerung doch darin lag, dass mein Herz schon einem anderen gehörte. Ich bezweifelte, dass er diesen Betrug je verwinden würde.
    »Das hast du wohl, und Narian ist für ihn seit seiner Niederlage bei dem Turnier im vergangenen Jahr ein rotes Tuch.« Nachdenklich wickelte sie eine rotblonde Strähne um die Finger ihrer linken Hand, bevor sie aufmunternd hinzufügte: »Doch ich bin mir sicher, dass er darüber hinwegkommen wird, wenn du dich entschuldigst. Schließlich ist Narian fort, sodass Steldor sich von ihm nicht mehr bedroht fühlen muss.«
    »Er macht mir Angst«, gab ich kleinlaut zu, woraufhin sie erneut den Arm um mich legte.
    »Aber er hat dich nicht geschlagen, Alera. Obwohl er so wütend war, hat er nicht die Hand gegen dich erhoben. Ich denke also nicht, dass du Angst vor ihm haben musst. – Du hast ihn in schlimmster Verfassung erlebt, und er hat dir kein Haar gekrümmt.«
    Ihre Worte waren mir ein gewisser Trost. Ich blieb so lange bei Miranna, wie ich es wagte, denn ich wollte zwar nicht in meine Gemächer zurück, wusste aber zugleich, dass mir gar nichts anderes übrig blieb. Als ich mich vor Müdigkeit kaum noch wach halten konnte, brach ich auf und hoffte verzweifelt, Steldor nicht zu begegnen. Einem weiteren Angriff, egal ob verbal oder handgreiflich, hätte ich vermutlich nicht standgehalten. Erleichtert bemerkte ich jedoch, dass seine Waffen nicht an den Haken am Kamin hingen. Kurz fragte ich mich, wo er sein und wann er zurückkehren mochte. Weil mir nichts ferner lag, als auf ihn zu warten, schleppte ich mich sogleich zu meinem Bett, um meinem erschöpften Körper und meiner geschundenen Seele Ruhe zu gönnen.

3. DER SCHMERZ EINER KÖNIGIN
    Als ich am nächsten Tag erwachte, fühlte ich mich verängstigt und ruhelos. Ich spürte das heftige Verlangen in mir, die Grenzen des Palastes und der Stadt hinter mir zu lassen. Meine vormittäglichen Aktivitäten, darunter eine Reihe belangloser Besprechungen mit dem Personal, vermochten meine Stimmung nicht zu bessern. Der Nachmittag würde noch weniger ansprechend, und ich erwog soeben, meine übrigen Verpflichtungen abzusagen, als mich ein Klopfen an der Tür meines Arbeitszimmers aus den Gedanken riss. Ich runzelte die Stirn, denn ich hatte vor dem Mittagessen keinerlei Verabredungen mehr. Dennoch rief ich »Herein«. Zu meinem Erstaunen öffnete Cannan die Tür und blieb vor meinem Schreibtisch stehen. Nervös sprang ich auf, und er grüßte mich mit einer respektvollen, wenn auch nur angedeuteten Verbeugung. Weil ich seinem Blick nicht standzuhalten vermochte, begann ich mit fahrigen Händen, die auf dem Tisch verstreuten Papiere zu stapeln. Dabei quälte mich die Erinnerung an die Demütigung am Vortag.
    »Seid ihr wohlauf, Alera?« Cannan betrachtete mich forschend und nahm seine dunklen Augen nicht für einen Moment von meinem immer röter werdenden Gesicht.
    Ich nickte und rang um Fassung.
    »Wir sollten uns setzen«, sagte er und deutete auf die elegante, sehr feminine Sitzgarnitur, die im hellen Sonnenlicht auf der anderen Seite des Raumes stand. Cannan machte einen Schritt zur Seite, damit ich hinter meinem Schreibtisch hervortreten konnte. Ich warf einen Blick durch das Erkerfenster hinaus in den östlichen Innenhof und meinte förmlich zu spüren, dass die Blumen und Bäume mich zur Flucht aufforderten. Da diese Möglichkeit jedoch ausgeschlossen war, nahm ich auf einem mit

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