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Alera 02 - Zeit der Rache

Alera 02 - Zeit der Rache

Titel: Alera 02 - Zeit der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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gegenwärtigen Lebensumständen gab es eben keine Privatsphäre mehr. Nach ein paar Minuten kehrte Miranna mit dem Mann, der einst um sie gefreit hatte, in ihre Ecke zurück und Cannan ging zu London.
    »Was ist mit ihm passiert?«, murmelte er.
    »Ich weiß es nicht. Er war ja noch nie besonders gesprächig, und die jüngsten Ereignisse dürften ihn in dieser Hinsicht nicht gerade verändert haben. Ich habe auch noch nicht versucht, ihn auszufragen. Erst einmal wollte ich ihn in Sicherheit bringen.«
    »Wenn wir jetzt eines haben, dann ist es Zeit«, erwiderte Cannan. »Da können wir es uns leisten, ihm ein wenig davon zu gewähren.«
    »Und Steldor?«
    »Er ist vor ein paar Stunden aufgewacht und hat sich beklagt, ihm sei zu warm.«
    London suchte Cannans Blick und schien die Bedeutung dieser scheinbar nebensächlichen Bemerkung zu verstehen.
    »Er hat ein bisschen gegessen, aber nicht genug«, fuhr Cannan fort. »Jetzt schläft er ganz friedlich. Auch bei ihm muss die Zeit heilen.«
    »Soll ich die nächste Wache übernehmen?«
    »Nein, das mache ich. Es wird mir guttun, ein bisschen aus der Höhle herauszukommen. Einfach …«
    »Ich weiß, seht vorher noch mal nach Steldor.«
    Cannan nickte, und London ging zu Galen, um ihm beim Zerlegen des Wildes seine Hilfe anzubieten. Ich folgte ihm, weil ich etwas zu tun brauchte und Temerson und Miranna ein bisschen Zeit für sich lassen wollte. Als ich mich ihnen näherte, musterten beide Männer mich mit hochgezogenen Augenbrauen. Sie schienen meine neue Frisur bemerkt zu haben.
    »Lange Hosen, Reiten, kurze Haare … Und was kommt als Nächstes?«, fragte London mit neckendem Unterton.
    »Ich hoffe, das Talent, mehr als Grütze zu kochen«, erwiderte Galen.
    Wir lachten alle drei, dankbar, dass die Anspannung ein wenig nachließ. Ich warf London einen Blick zu und fragte mich, was er tatsächlich davon halten mochte, und er nickte anerkennend.
    »Seien wir ehrlich, Galen«, sagte er dann wieder ernst. »Wir müssen alle Kämpfer nehmen, die wir kriegen können. Und jetzt lasst uns endlich etwas Anständiges kochen.«
    Das frisch zubereitete Fleisch wirkte wie ein Wunder. Als ich es auf meiner Zunge schmeckte, merkte ich erst, um wie viel besser es war als Grütze und irgendwelche harten, getrockneten Vorräte. Wir versammelten uns ums Feuer und saßen auf großen Steinen, die die Männer als eine Art Hocker herangerückt hatten. Sogar Cannan hatte seinen Posten verlassen, um sich uns anzuschließen. Gelegentlich wanderte sein Blick zu seinem ruhig daliegenden Sohn, aber er weckte ihn nicht. Schließlich konnte Steldor auch später noch essen.
    Miranna und Temerson saßen so dicht beieinander, wie zwei Vögel mit gebrochenen Flügeln, die sich einen Ast teilen und einander geräuschlos Mut machen. Er hatte sich gewaschen und frische Kleidung angezogen, was seine äußere Erscheinung, nicht jedoch seine seelische Verfassung verbessert hatte.
    Als wir unsere Mahlzeit beendet hatten, schoss Temersons Blick zwischen den anderen drei Männern am Feuer hin und her, denn er wusste, sie würden bald anfangen, ihn auszufragen. Er schien darauf gefasst und hatte die Finger zur Sicherheit und Ermutigung mit Mirannas verschlungen.
    »Willst du uns erzählen, wie es kam, dass du allein im Wald herumgeirrt bist?«, fragte Cannan, und aus seiner Stimme klang weder Druck noch Erwartung. Schließlich durfte man dem Jungen keine Angst einjagen, ihn nicht nervös machen.
    Temerson saß lange reglos da, starrte nur auf Mirannas Hand in seiner, und niemand versuchte, ihn anzutreiben. Schließlich hob er den Kopf und zeigte uns ein erstaunlich entschlossenes Gesicht.
    »Ich bin davongelaufen«, berichtete der dem Hauptmann ohne Scheu und ohne sein sonst typisches Stottern. »Der Overlord ist nach Hytanica gekommen, so wie alle es vorhergesagt hatten.«
    Beim Namen unseres gefürchteten Feindes ließ Miranna ein kleines Wimmern vernehmen, und Temerson drückte ihre Hand noch fester. Ich spürte das Blut in meinen Schläfen heftig pochen und war einerseits begierig, andererseits graute es mir davor, Temersons Geschichte zu erfahren.
    »Narian war an seiner Seite, als er verlangte, den König und die Königin zu sehen, um unsere Kapitulation auszuhandeln. König Adrik und Lady Elissia kamen in die Große Halle, um für uns zu sprechen, nachdem die Soldaten des Overlord die Tore aufgebrochen hatten.
    Er war furchterregend, wie der Teufel. Groß, bedrohlich, ganz in Schwarz gekleidet. Er schlug

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