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Alera 02 - Zeit der Rache

Alera 02 - Zeit der Rache

Titel: Alera 02 - Zeit der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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jeden, der ihm im Weg stand, mit einem unsichtbaren Zauber seiner Hände nieder. König Adrik versuchte, mit ihm zu sprechen, aber der Overlord schäumte vor Zorn. Er sagte, er hätte sich darauf gefreut, unseren kindlichen König zu zerbrechen, und dass die Abwesenheit Seiner Majestät, seine Feigheit, nicht gerade sein Mitleid fördere. Dann fragte er König Adrik, was wir mutig genug wären zu opfern. Daraufhin erwiderte der König, wir würden alles geben, um unschuldige Leben zu retten.
    Aus irgendeinem Grund sah der Overlord Narian an, bevor er dem König antwortete. ›Ich habe bereits geschworen, die Unschuldigen zu schonen‹, sagte er. Dann befahl er dem König, alle Offiziere unserer Armee antreten zu lassen. Er sagte, deren Leben seien verwirkt, andernfalls würde er unseren gesamten Truppen gegenüber keine Gnade walten lassen.«
    Alle in der Höhle schienen den Atem anzuhalten. Der Offiziersrang umfasste alle Elitegardisten, jeden Bataillonskommandanten, eben jeden Soldaten vom Leutnant an aufwärts. Das Versprechen des Overlords, die Unschuldigen zu verschonen, war zweifellos auch Narian zu verdanken, doch er hatte wohl nicht vorhergesehen, wie sein Herr und Meister mit den Soldaten verfahren würde, die sich ergeben hatten.
    Temersons Haltung wirkte angespannt, und etwas wie Wut schien in ihm zu wachsen.
    »Wir waren ihm vollkommen ausgeliefert. König Adrik blieb keine andere Wahl, als alle Offiziere aus dem Palast und der Kaserne rufen zu lassen, und sie kamen alle. Der Overlord gestattete dem König, allein mit ihnen zu konferieren. In der Zwischenzeit wurden wir anderen, die sich in den Palast geflüchtet hatten, in den Innenhof getrieben. Als die Offiziere aus dem Thronsaal marschierten, wirkten sie entschlossen und gefasst. Mein Vater entdeckte mich und sagte zu mir …«
    Er zögerte, erlaubte sich aber sonst keinerlei Schwäche. Er schien entschlossen, fortzufahren, ohne sich von seinen Gefühlen überwältigen zu lassen.
    »Er ließ mich wissen, König Adrik habe es jedem von ihnen freigestellt zu fliehen. Sie würden danach nicht als Deserteure gelten. Mein Vater bat mich, und wenn ich der Einzige wäre, der das täte, nie zu vergessen, dass keiner von ihnen sich zur Flucht entschlossen hätte. Sie entschieden vielmehr, gemeinsam für ihr Königreich zu sterben, um das Volk und ihre Soldaten zu schützen.
    Die Offiziere marschierten auf den Exerzierplatz, und wir wurden hinter ihnen hergetrieben. Das Feld war umgeben von der hytanischen Bevölkerung, die man ebenfalls dorthin gezwungen hatte. Dann befahl der Overlord, die Offiziere sollten sich in einer Exekutionslinie auf dem Hügelkamm oberhalb des Feldes aufstellen, sodass alle sie sehen konnten. Wir mussten dabei zusehen – Ehefrauen, Kinder, Geschwister, Eltern. Auch ich habe zugesehen. Mein Vater starb als siebzehnter.«
    Jetzt verschlug es ihm vor lauter Grauen doch die Sprache. Die Grausamkeit des Overlords war legendär, doch trotzdem hätte keiner von uns eine solche Herzlosigkeit erwartet, nachdem sein Sieg ihm unbenommen war und wir zu keinerlei Gegenwehr mehr imstande waren. Die Art, in der Temerson von der Ermordung seines Vaters gesprochen hatte, so nüchtern – das war unaussprechlich grauenvoll. Der junge Mann räusperte sich und fuhr fort.
    »Bevor er anfing, suchte er Euch – Euch alle. Er wusste, dass der König und die Königin fort waren, aber er wollte den Hauptmann, den Haushofmeister, vor allem auch London, um ihn besonders zu quälen. Als er keinen von Euch entdeckte, wurde ihm klar, dass Ihr mit dem Königspaar entkommen sein musstet. Also verlangte er nach den Leibwächtern der Königsfamilie, die die Lage Eures Verstecks kennen mussten. Sonst würde er jeden Einzelnen so langsam und qualvoll wie nur irgend möglich töten.
    Nachdem er die ersten beiden Offiziere zu Tode gefoltert hatte, stellten Halias, Destari und Casimir sich freiwillig für die Verhöre zur Verfügung, um den raschen Tod ihrer Kameraden zu bewirken. Da brachte man sie fort, zurück in den Palast.«
    Noch während ich dem grausigen Bericht lauschte, würde mir klar, dass die stellvertretenden Hauptmänner sich selbst ausgeliefert hatten, obwohl Narian mühelos mindestens zwei von ihnen hätte identifizieren können. Er hatte mir zugesagt, so viele Leben wie möglich zu retten, so gut er es vermochte, Gnade walten zu lassen, und nun versuchte ich mir einzureden, dass er sein Wort gehalten hatte. Gleichzeitig spürte ich Wut in mir aufsteigen,

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