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Alera 02 - Zeit der Rache

Alera 02 - Zeit der Rache

Titel: Alera 02 - Zeit der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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Entweder du steigst sofort auf deinen verdammten Gaul oder du läufst zu Fuß nach Hause!«
    »Der perfekte Tag für einen Spaziergang!«, erwiderte ich und verkündete damit meine Entscheidung, wie klug oder unklug sie auch sein mochte. Danach wartete ich seine Antwort nicht mehr ab, sondern marschierte sogleich in Richtung von Koranis’ Gut davon. Ich sah mich nicht mehr um, aber ich hörte Steldors Pferd vor Begeisterung wiehern, weil es erneut losstürmen durfte, während das meines Vaters offenbar unter Protest hinterherstapfte.
    Die Entfernung, die mich von meinem Ziel trennte, war größer als ich sie in Erinnerung gehabt hatte, allerdings war ich bei meinen früheren Besuchen auch in einer Kutsche, also ohne jegliche körperliche Anstrengung gereist. An diesem Tag hatte das Pferd meines Vaters mich etwas weniger als die halbe Strecke getragen. Zu Fuß würde ich für den Rest vermutlich etwa drei Stunden benötigen. Dabei war es natürlich absurd anzunehmen, ich könnte das gegenwärtige Tempo beibehalten und keine Pause brauchen. Dennoch war meine Entscheidung gefallen, und ich setzte meinen Weg resolut fort. Ich würde Steldor nicht die Genugtuung verschaffen, dass es ihm gelungen war, mir meinen Ausflug zu verderben, und ich würde auch nicht schmählich besiegt in den Palast zurückkehren.
    Während ich weiterlief, schien der Boden unter meinen Füßen immer härter und jedes Auftreten schmerzhafter zu werden. In meinen Beinen spürte ich bereits die ungewohnte Anstrengung. Mit einem freudlosen Lachen erkannte ich, wie schlecht meine dünn besohlten Lederschuhe und meine ganze Konstitution sich für diese Betätigung eigneten. Nachdem eine Stunde vergangen war, hätte ich mich am liebsten auf die Straße gelegt und auf einen Bauern gewartet, der mich aufsammeln und zum Palast zurückbringen würde. Aber ich war mir ziemlich sicher, in dieser Gegend Hytanicas niemand zu begegnen, denn die Bedrohung unserer Grenzen durch die Cokyrier hatte dazu geführt, dass nur noch die Felder, die in sicherer Nähe zur Stadt lagen, bestellt wurden. So erblickte ich links und rechts von mir nur aufgelassene Felder, und den letzten Bauern hatte ich schon vor langer Zeit auf meinem Weg gesehen. Meine einzige Hoffnung war, dass Steldor jemand nach mir schicken würde, doch diese Hoffnung war ziemlich schwach ausgeprägt. Ich hatte ihn wütend und blutend zurückgelassen, und es schien mir unwahrscheinlich, dass er nachsichtig genug wäre, eine Wache zu schicken, die nach mir suchte.
    Ich stolperte weiter, während meine Glieder beständig schwerer wurden. Einige Male musste ich meinen brennenden Durst stillen. Ich lobte meine Umsicht, die Wasserflasche mitgenommen zu haben, doch gleichzeitig wünschte ich mir, ich hätte auch etwas zu essen eingepackt. Mein Magen knurrte immer heftiger, aber mir blieb nichts anderes übrig, als ihn zu ignorieren.
    Zum Glück war es nicht besonders heiß, denn jetzt im Frühling brannte die Sonne noch nicht so intensiv wie im Juni oder Juli. Daher würde es aber auch rasch kälter werden, wenn der Tag zur Neige ging. Mir graute davor, was dann mit mir wäre, denn ich hatte keinen Umhang mitgenommen. Mit einem Seufzer der Erleichterung fiel mir ein, dass es in Koranis’ Haus gewiss Decken und Vorräte geben würde.
    Ich wanderte noch eine Stunde, bevor ich unter einem großen Schatten spendenden Baum neben der Straße Rast machte. Ich setzte mich mit dem Rücken an seinen Stamm und presste eine Hand gegen meine heiße, feuchte Stirn. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich zuletzt derart geschwitzt hatte. Meine Beine schmerzten, und ich rieb sie vorsichtig, um die Muskeln ein wenig zu lockern, was jedoch wenig nützte.
    Nach etwa einer Viertelstunde erhob ich mich stöhnend und nahm meinen Marsch wieder auf. Ich glaubte, es bis Einbruch der Dämmerung zu Koranis zu schaffen, aber ich hatte keine Zeit zu verlieren, denn ganz sicher war ich mir bei der Einschätzung der Wegstrecke, die noch vor mir lag, nicht. Meine Furcht wuchs, je länger die Schatten wurden, denn es war längst zu spät, um wieder in die sichere, freundliche Stadt zurückzukehren. Ich versuchte, nicht weiter nachzudenken, und konzentrierte mich auf den Boden unter meinen Füßen.
    Mit großer Erleichterung erblickte ich beim Hochschauen irgendwann Koranis’ zweistöckiges Landhaus in der Ferne. Es sah jedoch in seinem unbewohnten Zustand seltsam leblos aus, und die vernachlässigten Grünflächen hatten etwas Trauriges an

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