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Alera 02 - Zeit der Rache

Alera 02 - Zeit der Rache

Titel: Alera 02 - Zeit der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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befestigte sie an meinem geliehenen Gürtel. Dann verließ ich Steldors Gemach und presste meinen linken Arm auf den Bauch, um die seltsame Wölbung des Rockes zu kaschieren. Fertig ausgerüstet nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und ging forschen Schrittes über die Flure, um dem Palast, meinem Vater und meiner Demütigung zu entfliehen.
    Erst als ich bereits die Tore zum Hof erreicht hatte, begann mein Verhalten Verwirrung zu stiften. So sah der Stallbursche, der den kastanienbraunen Wallach meines Vaters hielt, ziemlich schockiert drein, als ich ihm die Zügel aus der Hand nahm, um das Pferd die Kopfsteinpflastergasse hinunterzuführen, die die Stadt in der Mitte teilte. Natürlich wagte er es nicht, mir eine Frage zu stellen. Genauso wenig wie die ebenso irritierten Palastwachen auf ihrem Posten. Ich vermutete jedoch, dass es nicht lange dauern würde, bis mein Unterfangen meinem Vater, Cannan, Steldor oder Galen zu Ohren käme. Ich zog das Tier rasch in eine Seitengasse des Marktviertels, wo ich hastig meinen Rock abstreifte und zwischen zwei Läden liegen ließ. Dann bestieg ich das große, aber ruhige Pferd und ritt mit ihm auf die belebte Durchgangsstraße zurück.
    Obwohl ich über drei Monate lang auf keinem Pferd mehr gesessen hatte, brauchte ich nicht lange, um mich im Sattel wieder sicher zu fühlen. Ohne einen Blick zurück trieb ich mein Reittier zu einem leichten Trab an, um rasch Distanz zwischen mich und den Palast und mögliche Verfolger zu bringen.
    Die Stadt summte vor Geschäftigkeit, während ich dahintrabte, und ich begann die Freiheit zu genießen, die ich mir erschlichen hatte, und hoffte, sie würde nicht von zu kurzer Dauer sein. Die nachmittägliche Maisonne wärmte mich angenehm, aber mir war klar, dass es gegen Abend wieder merklich abkühlen würde und ich daher rechtzeitig zum Palast zurückkehren sollte.
    Meine dürftige Tarnung war nicht sehr überzeugend, denn ich zog ungläubige Blicke auf mich. Einige Passanten mussten zweimal hinsehen, dann verneigten sich manche erstaunt oder knicksten vor ihrer Königin. Als ich das Tor in der Stadtmauer erreichte, spürte ich die fragenden Blicke der Wachposten auf mir, aber auch hier wagte niemand, mich zur Rede zu stellen, und ich ritt ungehindert unter dem hochgezogenen Eisengitter hindurch. Die Reaktion der Wachen war mir gleichgültig. Nur die Wahrscheinlichkeit, mit der sie den König informieren würden, beschäftigte mich. Daher trieb ich mein Pferd zu einem leichten Galopp an.
    Inzwischen hatte ich mir auch ein Ziel für meinen Ausritt überlegt. Ich lenkte den Wallach Richtung Osten von der Hauptstraße auf einen schmaleren Weg, an dem das Landgut von Baron Koranis lag. In eineinhalb Stunden konnte ich dort sein. Auch wenn London schon seit zehn Tagen unterwegs war, um Narian zu suchen, so wollte ich den Landsitz doch gerne selbst aufsuchen. Immerhin bestand eine ganz geringe Chance, dass er doch auf das Anwesen seiner Familie zurückgekehrt war. Koranis war vom Landgut in seine Stadtvilla gezogen, nachdem die Cokyrier begonnen hatten, unsere Grenzen zu bedrohen. Ich wusste, dass Narian in der Lage wäre, sich von unseren Patrouillen unbemerkt auf dem Anwesen seines Vaters aufzuhalten, wenn er es wollte.
    Ich wünschte, möglichst rasch an mein Ziel zu gelangen, doch das Pferd meines Vaters schien es keineswegs eilig zu haben und weigerte sich, das von mir geforderte Tempo beizubehalten. Ständig verfiel es in einen schaukelnden, unbequemen Trott. Während ich mich noch über das sture Tier ärgerte, vernahm ich das Geräusch näher kommender Hufe, auch wenn es eine Weile dauerte, bis mir klar wurde, dass mir offenbar ein Reiter folgte. Ich blickte über die Schulter zurück und erkannte sogleich den kräftigen grauen Hengst. Ein Stöhnen entfuhr mir, denn wenn Steldor mir höchstpersönlich folgte, musste er schon ziemlich aufgebracht sein. Ich weigerte mich jedoch zu reagieren und ritt verbissen weiter die Straße entlang. Was für eine Enttäuschung, dass er mich so rasch aufgespürt hatte. Es war noch nicht einmal eine Stunde her, dass ich den Palast verlassen hatte, und schon hatte er mich eingeholt.
    Steldor ritt an mir vorbei und ließ sein Ross abrupt vor meinem deutlich kleineren Wallach zum Stehen kommen, worauf der Hengst Anstalten machte, aus Protest zu steigen. Er schien den Ausritt genossen zu haben, und gab durch Herumwerfen seines Kopfes und mehrmaliges Schnauben zu verstehen, dass er ihn nur zu gern fortsetzen

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